Rezension
Gerald Eschenauer
Aphorismen atmen
Mitgift Verlag 2023, 96 Seiten
ISBN 978-3-903095-19-9
„Es endet in Liebe.“ So lautet der letzte Aphorismus des vorliegenden Bändchens einer selten gewordenen Kurzprosaform des Kärntner Schriftstellers, Philosophen und Schauspielers Gerald Eschenauer. Die Synonyme für Aphorismen lauten Sinnspruch, Lebensweisheit oder praktisch selbständige Gedanken zu einem bestimmten Thema.
„Das Leben beginnt zwischen den Zeilen.“ Dieser Spruch drückt schon in etwa aus, was „Aphorismen atmen“ anbietet: eine Sammlung von Lebensbegleitern, von philosophischen, möglichen Antworten oder gar Fragen, die wieder etwas Neues öffnen.
Es sind, wenn Sie so wollen, Ratgeber, Medizin und Blitzlichter, die zum Nachdenken, zum Verweilen anregen.
„Wer im Wort wohnt, ist nie einsam“ und „Ein Buch vergisst nicht“ sind zwar ganz kurze Prosazeilen, die es aber in sich haben.
Wer diese Aphorismen liest, kommt unweigerlich in einen Gedankenfluss, der sich langsam durch Erinnerungen, Wahrnehmungen und Gelesenes mäandert.
Eschenauer formuliert in diesen Texten seinen Missmut über gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche oder aktuelle Themen, die ihn nicht nur beschäftigen, sondern für die er auch Auswege und Lösungen ins Auge fasst. Er streckt dabei nicht den Zeigefinger, er bleibt realistisch, klar und pointiert.
Ein kleines, feines Büchlein, das absolut zeitgenössisch ist und zugleich wie aus der Zeit gefallen scheint, ergo zeitlos ist.
Rudolf Kraus (2024)