Rezension

Katrin Bernhardt

Aufbrechen

Edit. Lex Liszt, 2020 Oberwart, 102 Seiten

ISBN 978-3-99016-182-1

Die Autorin, geboren 1982 lebt in Bad Fischau-Brunn und in Wien. Sie studierte Archäologie und Philosophie, war Sängerin, nahm LPs und Alben auf und als Autorin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihre Lyrikbände: Fallen ohne Aufprall 1995, Fluchtplan lebt nicht mehr 1998 Bibliothek der Provinz, Auf bittere Haut geschrieben 2013 Ed. Lex Liszt, sowie der Prosaband: Die Gesichtslosen 2000 Bibliothek der. Provinz.

In fünf Kapiteln hat Katrin Bernhardt das Aufbrechen als Fortgehen oder als ein Sich-Öffnen und ein spürbar Da-zu-sein für ihre Gedichte als Grundlage genommen.

Der Titel „aufbrechen“ ist Programm. Es geht vorwärts, seitwärts und dazwischen auch mal in düsteren Gedanken bergab, denn aus einem erlebten oder portraitierten Schrecken kann es ja nur wieder aufwärts gehen. Sie meint S. 13: … Im Hinterstüberl wohnt der Schrecken – aber mit dem Festhalten am Strohhalm folgt der Aufwärtskurs. Ihr Alter Ego ist stets mit der Welt und dem Rhythmus der Gegenwart verbunden und verfällt mal einem Glaserl Wein, aber nie dem trüben Rausch, der kein Denken mehr zulässt. Sie ortet in der gängigen Wirtschaftswelt das Verankern der Altbackenen, die die Lorbeeren einfahren und die Häme für die, die noch Ideale verwirklichen wollen. Siehe S. 63: …An der trockenen Quelle / verdursten die Mutigen … . Die Autorin ist stets auf der Seite dieser „Mutigen“ oder auch „Aussätzigen“, die in der Gesellschaft ausgeklammert werden, als verrückt gelten oder bekämpft werden. Es gibt nicht stets eine plausible Lösung oder auf alle Fragen eine Antwort, vielmehr lauert hinter jeder Wegbiegung ein neues Abenteuer, das in Angriff genommen werden will. Sie selbst spricht vom Gehen in löchrigen Schuhen und von der Zeit, die ihr Zeichen zeigt.  Ihr Herz dürstet, so wie wahrscheinlich auch unseres, nach „Wahrheit und Offenbarung“, sie sucht sich selbst und fragt sich, wann sie sich „selbst verloren habe und wie es ist sich zurückzugewinnen“. Somit drückt sie wohl all unsere Gedanken und Selbstzweifel aus und leitet uns mit ihren Gedichten zum sich Öffnen und Weitergehen an.

 

Das erste Kapitel befasst sich mit dem Aufbrechen in ein anderes Leben. Unzufriedenheit kann zur Last werden oder auch ein Anreiz sein, das Weite zu suchen. Sie - oder das lyrische Ich – fragt sich: Wie es ist sich selber zu verlieren oder wieder zu finden? Oder S. 11: Ein Lohnsklave und andere in ihrem farblosen Alltagstrott fragen sich mutlos: Ob das der Seele Heimat ist. Jedoch der, der aufbricht entgeht vielleicht der Verzweiflung, vielleicht ertrinkt seine Poesie nicht zwischen Ratschlägen und Organisationen.

Eine wunderschöne lyrische Essenzen lautet: Der kleine Vogel im Nest hat Angst vor dem Wind und dem Winter und trotzdem schlägst sein kleines Vogelherz für die Freiheit da draußen!

Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Aufbruch in ein anderes Land und das dritte mit Denkstrukturen: Poetisch und einmal leicht – einmal schwer – wird von Hitler, Flüchtlingen oder Menschenverachtung am Stammtisch gesprochen, aber die positive Antwort heißt. Mein Herz ist groß! Oder: Gottes schöne Welt sehen wir in den kleinen Dingen!

Das letzten Kapitel, betitelt: In eine andere Liebe - versammelt so schöne Momente und Wendungen. Jede Lyrik mit anderen Aussagen und doch jede so weich, poetisch, intensiv und spannend.

Ein Buch, das die Anmut der Sprache zeigt und einfach auszudrücken weiß. Nicht einmal das Thema Liebe verkommt in Kitsch und  Gewöhnlichkeit! Außergewöhnliche Miniaturen in wunderbarer Sprache!

Eva Riebler

Zurück