Rezension

Katrin Bernhardt

Aufbrechen

Gedichte.

Edition Lex Liszt, Oberwart 2020, 102 Seiten

ISBN 978-3-99016-182-1

 

Die Autorin lebt im Burgenland und in Wien. Sie studierte Archäologie und Philosophie, war Sängerin und Texterin und erhielt zahlreiche Preise für ihre Lyrikbände: Fallen ohne Aufprall (1995), Fluchtplan lebt nicht mehr (1998), Auf bittere Haut geschrieben (2013), sowie für den Prosaband: Die Gesichtslosen (2000).

In fünf Kapiteln hat Katrin Bernhardt das Aufbrechen als Fortgehen oder Sichöffnen und spürbar „da sein“ zum Thema gemacht.

Das erste Kapitel befasst sich mit dem Aufbrechen in ein anderes Leben. Unzufriedenheit kann zur Last werden oder auch ein Anreiz sein, das Weite zu suchen. Sie - oder das lyrische Ich – fragt sich, wie es ist, sich selbst zu verlieren oder wiederzufinden. Oder, wie sich auf S. 11 ein Lohnsklave und andere in ihrem farblosen Alltagstrott mutlos fragen: Ob das der Seele Heimat ist. Doch der, der aufbricht, entgeht vielleicht der Verzweiflung, vielleicht ertrinkt seine Poesie nicht zwischen Ratschlägen und Organisationen.

Eine der wunderschönen lyrischen Essenzen lautet: Der kleine Vogel im Nest hat Angst vor dem Wind und dem Winter und trotzdem schlägt sein kleines Vogelherz für die Freiheit da draußen!

Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Aufbruch in ein anderes Land und das dritte mit Denkstrukturen: Poetisch und einmal leicht – einmal schwer – wird von Hitler, Flüchtlingen oder Menschenverachtung am Stammtisch gesprochen, aber die positive Antwort heißt: Mein Herz ist groß! Oder: Gottes schöne Welt sehen wir in den kleinen Dingen!

Das letzte Kapitel mit dem Titel „In eine andere Liebe“ versammelt wunderschöne Momente und Wendungen. Jede Lyrik mit anderen Aussagen und doch jede so weich, poetisch, intensiv und spannend.

Ein Buch, das die Anmut der Sprache zeigt und einfach auszudrücken weiß. Nicht einmal das Thema Liebe verkommt in Kitsch und Gewöhnlichkeit! Außergewöhnliche Miniaturen in wunderbarer Sprache!

 

Rezensentin: Eva Riebler

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