Rezension
Peter Paul Wiplinger
Ausklang
Gedichte 2010 – 2020
edition pen LÖCKER, 100 Seiten
ISBN 978-3-99098-040-8
Es geht um ‚sachliche Wirklichkeit im Sinne der existenziellen Befindlichkeit‘, schreibt der Autor über seine zuletzt erschienen Gedichte. Keine Metaphern, keine Überhöhungen, nicht das Schöne sei angestrebt. Sogenannte ‚Lapidargedichte‘ nennt Wiplinger diese Lyrik.
Mit diesem Begriff bin ich nicht einverstanden, da kann ich ihm nicht zustimmen. Diese Gedichte unterscheiden sich zwar in ihrer Stimmung und ihrem Thema, aber nicht im Wesentlichen von seinem Gesamtwerk. Sie sind wie alles, was Wiplinger schrieb, vollkommen aufrichtig. Kompromisslos. Spontan. Er hatte immer die Wirklichkeit im Sinn in ihrer Sachlichkeit. Er hat sich nie mit ästhetischen Metaphern aufgehalten. Eine gewisse Härte und Aggressivität hat er selten vermissen lassen, die zeigen wie sehr die welt in ihn eindringt (Der Alltagsdichter). Was er für Hugo Schanovsky schrieb, gilt auch für ihn selbst: tag für tag / ein gedicht schreiben // gegen / den ungeist der zeit // gegen / den wahnsinn dieser welt…tag für tag / die leise stimme / des gewissens erheben // nicht aufgeben / etwas dagegen zu sagen / gegen das was täglich geschieht // tag für tag / ein gedicht schreiben / daran glauben es einfach tun
Aber nun ist das Thema ein besonderes. Jetzt geht es um die ‚existenzielle Befindlichkeit‘ in ihrer unerbittlichen Form. Die Aufrichtigkeit ist tiefer, die Gefühle sind wärmer. Wer ein Leben lang Gedichte schreibt, wer sein Leben in Gedichte schreibt, tut dies auch in Alter und Krankheit, im Krankenhaus und überall. In Knappheit und Reduktion tut sich eine Dramatik auf, eine asketische Tragik. Das einzelne, einfache Wort hat diese Kraft in sich ein Abgesang zu sein, der in seiner Klarheit tief berührt.
Peter Paul Wiplinger lässt uns teilhaben, an dem, was ihm widerfährt. An seinen Träumen und Erinnerungen, seinem Blick aus dem Krankenhausfenster im 21. Stockwerk des AKH nach einer schlimmen Diagnose. nüchtern und sachlich / geradezu distanziert / über die liebe reden / und auch über den tod…(Mein Befinden). Aber sachlich heißt nicht ohne Tiefe, ohne Gefühl. Wir finden Verse auf die Schönheit des Lebens, auf den glücklichen Augenblick, auf die lautlose Stille des Unsagbaren. Und die klare, schlichte Sprache gibt den Versen die suggestive Kraft der Überzeugung.
Ich möchte keine weiteren Textstellen zitieren, denn man sollte dieses Buch lesen. Es ist wichtig.
Rezensentin: Elisabeth Schawerda