Rezension
Lev Detela
Črna mačka / Die schwarze Katze / The Black Cat
Pavelhaus 2023, 120 Seiten
ISBN 978-3-903699-09-0
Herbert Kuhner hat für diesen Band nicht nur das Vorwort geschrieben und die Auswahl getroffen, sondern auch die Gedichte und Kurzprosastücke ins Englische übersetzt. Diese oftmals makabren, auch surrealen Texte weisen neben ihrer poetischen Sprache auch starke Bilder einer unbarmherzigen Welt auf. Lev Detela hat die Gedichte und Prosatexte auf Slowenisch geschrieben und selbst ins Deutsche übersetzt.
Mit welcher Leichtigkeit er zwischen den Sprachen mäandert, ist zwar nur für kundige Leser*innen nachvollziehbar, aber es wirkt auch auf mich so. Der durchwegs bibliophile Band ist mit Fotografien von David Kranzelbinder illustriert, was ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
In den Gedichten sind Dunkelheit, der Mond und natürlich Katzen, aber auch andere Tiere divergierende Motive.
Im Gedicht „Höhlen“ wird die Enge und Beunruhigung, die eine Höhle vermitteln kann, entsprechend spürbar:
„… bei Gewitter gibt’s keine Hilfe für dich. / Die Bären lauern davor / auf die Beute, kalt und begehrlich. / Die Welt wird von Höhlen verzehrt. / Jeder ist Häftling in seiner eigenen Höhle.“
Mehr als die Hälfte des eindrucksvoll gestalteten Bandes sind den Gedichten vorbehalten, im zweiten Teil folgt zuerst Kurzprosa und am Ende die längere Erzählung „Ängste und Träume“ über den alptraumhaften slowenischen Onkel, der trinkt und in dunklen Phantasien und Erinnerungen schwelgt – immer beunruhigend, dunkel und unheimlich.
Die Tante liefert sich den Launen des Onkels aus und erfüllt ihm jeden Wunsch. Der Erzähler aber, der vom Onkel zynisch als Heiliger bezeichnet wird, ist offensichtlich der Neffe, der dieser Szenerie hilflos ausgeliefert ist. Ein schöner, zugleich unheimlicher, poetischer und bibliophiler Band, der sich sowohl wunderbar als Einstieg ins Werk Lev Detelas als auch als Geschenkbuch eignet.
Rudolf Kraus (2025)