Rezension
Elisabeth Escher
Das Fenster zum Himmel
Roman.
Bernardus, Aachen 2020, 315 Seiten
978-3-8107-0320-0
Das Schicksal Marie Muths, die mit sieben Jahren zum Pfarrer eines kleinen Dorfes kommt, steht repräsentativ für das Los vieler Heimkinder. Gerüchte schwirren bald durch die Luft, und es kommt sogar zum Skandal.
Dank des klaren, knappen Stils der Autorin liest sich das Buch, das in den 1960ern spielt, sehr rasch – einer Zeit, die noch nicht so lange her ist, und dennoch wie eine andere Ära erscheint. Dies nicht zuletzt durch die außerordentliche Strenge von Maries Adoptiveltern. Escher gelingt es, ohne Kitsch und Wehleidigkeit ein glaubwürdiges Bild dieser Jahre wie auch des ländlichen Milieus zu zeichnen. Angenehm fällt auch das Auge fürs Detail der Autorin auf, das in Bildern zum Ausdruck kommt, welche alle Sinne ansprechen, und die Handlung auf diese Weise entschieden näher an den Leser heranrücken.
Erwähnenswert ist, dass dieser Roman auf einer wahren Biographie beruht. Die echte Marie widmete ihr späteres Berufsleben der Sozialpädagogik, um Kindern, die ebenso schwere erste Jahre hinter sich hatten, beim Heranwachsen zu unterstützen. In diesem Sinne bleibt der Grundton von Das Fenster zum Himmel auf Liebe und Hoffnung ausgerichtet.
Rezensent: Max Haberich