Rezension

Kurt F. Svatek

Das Meer, der Mond und die Zeit

TRIGA - Der Verlag, Gelnhausen, 2022, 154 Seiten

ISBN 978-3-95828-301-5

Im Titel werden große, rätselhafte und unerschöpfliche Begriffe nebeneinander gestellt, sie können sowohl in wissenschaftlich exakter Weise betrachtet werden, sind jedoch genau so von der Poesie seit altersher besungene Metaphern. Meer, Mond und Zeit hängen zusammen, der Mond verursacht die Gezeiten und  Gezeiten sind ein  Rhythmus,  wie die Zeit selbst etwas Messbares ist. Im Wort „Gezeiten“ ist der Begriff „Zeit“ bereits beinhaltet.

Am  Beginn der Buches  werden dem Meer einige Gedanken  in Prosa gewidmet, genauer, dem Meeresleuchten. Am Ende, nach den Gedichten, folgen wieder Gedanken in Prosa, dieses Mal   über die Zeit. In diesen Betrachtungen wird über den Zeitdruck nachgedacht, den Maßnahmen bewirken, welche ursprünglich  dazu  bestimmt waren Zeit zu ersparen, wie moderne Verkehrsmittel und Computer, aber auch über die Zeit als widersprüchliches und kaum zu definierendes Phänomen.

Der Untertitel lautet „Ein Tanz der Gedanken“ und die Gedichte , welche den Hauptteil des Bandes ausmachen, beschäftigen sich tatsächlich.   mit zahlreichen   und sehr  verschiedenen Themen, die durcheinander wirbeln, sie kreisen jedoch letzten Endes wieder  nur um einige wenige große Grundprobleme.

Keines der Gedichte hat einen  Endreim, es geht um direkte kurz gefasste Aussagen zu verschiedenen Problemen wie Liebe, Krieg, Humanität,  Musik, Natur, Gerechtigkeit. Die Welt wird als etwas begriffen, das dauernd im Wechsel ist, das täuschen kann, einmal diese und einmal eine andere Seite der Medaille zeigt, dem man nicht ganz trauen kann aber in den verschiedensten Situationen doch trauen muss und hofft, dass es gut aus geht.

Einzelne Gedichtabschnitte  lesen sich wie Aphorismen, es wird nichts beschönigt, sondern hinterfragt: „Alles löst sich auf,/so oder so,/ früher oder später“ heißt es in dem Gedicht „Wohl alles“  und in dem Gedicht „Kein Trinkspruch“: „Man darf sich beim Spielen der eigenen Rolle/ auch nicht selbst alles glauben./Ein starker Arm mag furchtlos machen,/doch klüger ?/ Unrecht wird durch Unrecht nicht rechtens,/Rache für Rache lediglich zur Tragödie,/ und die Lebenslüge/ durch Leugnung nicht Wahrheit.“

Und das Gedicht „Wohin man schaut“ fasst  endlich die Lage des Menschen  der Gegenwart  in seiner ganzen Bedrohlichkeit und  in seiner Bedrohtheit zusammen:

 

„Wohin man schaut“

Da scheint sich ein Sturm

zusammenzubrauen:

die Wolkenformationen,

das Licht,

die ganz eigenartige Stimmung

auch in dir.

Da scheint sich ein Sturm

zusammenzubrauen.

Die Erde braucht die Menschen nicht,

eher sind sie ihr hinderlich.

Sie wird uns das noch beweisen.

Da scheint sich ein Sturm zusammenzubrauen.

Noch ist er nicht da.

 

Bernhard Heinrich

 

Zurück