Rezension
Johannes Diethart
Die Idylle ist ein Mörderstück
Ein Wachau-Krimi.
Österreichisches Literaturforum 2022, 163 Seiten
ISBN 978-3-902760-23-4
Johannes Diethart hat uns schon mit manchen seiner Bücher überrascht, deren Inhalt und Gestaltung wohltuend gegen den Strich gebürstet war. In vorliegendem Krimi geht es um das grauenvolle Vorkommnis eines Mädchenmordes im Landschafts- und Kulturidyll der Wachau – ein Ereignis, das trefflich die Bitterkeit des Titels rechtfertigt. Nein, viel aus den Handlungssträngen des Romans verrät der Rezensent nicht, um den Interessierten nicht die Freude an der spannenden Lektüre zu nehmen! Also den Vorhang nur ein wenig gelüftet, um den Titel zu rechtfertigen: Ein kleines Mädchen, Sophie, wird eines ungetrübten Tages von Johannes D., einem Geisteswissenschaftler, im Hof der Mutter des Mädchens, der Wirtin und Winzerin Haunschild, erschlagen aufgefunden. Der von Johannes D. geliebte Hund Dimmi führte unter dem Diktat seiner Riechwerkzeuge sein Herrl zum fatalen Ort des Geschehens und diesen sogleich in den Verdacht der Täterschaft.
Der Kommissar Lowein aus Wien wird in der Folge nach Wösendorf bei Weißenkirchen beordert, um dem Wunsch nach Gerechtigkeit durch Ermittlung des Täters Genüge zu leisten. Lowein erweist sich bald als ferner Seelenverwandter des nur scheinbar zögerlich ermittelnden Inspektors Columbo. Doch in Gesprächen, die Lowein in Heurigenlokalen, vornehmlich mit Joahnnes D., dem bald schon Exkulpierten, führt, stellt sich auch manch ferne Thematik zur Diskussion. Denn Lowein, der ehemalige Theologiestudent, und sein geisteswissenschaftlicher Gesprächspartner Diethart, bringen allerlei anregendes Sujet aufs Tapet: Paradefälle und Aspekte der österreichischen Kriminalgeschichte – und, natürlich, die Frauen! Doch halt! Informationsstopp! Sie wissen es ja, jedes gute Buch will seine wohlverdienten Leserscharen! Als Nachschlag noch eine kleine, die Neugier stimulierende Indiskretion: Die Übeltat an der kleinen Sophie erweist sich in der Folge nicht als Mord Nummer eins, nein, davor passierte noch eine andere Straftat, die im verzwickten Zusammenhang mit dem Mädchenmord steht.
Was den raffiniert aufgeblätterten Band zudem noch auszeichnet, ist der gut eingefangene Lokalkolorit der Wachau, ergänzt durch den Gebrauch einer unverfälschten Umgangssprache in den erzählenden Sequenzen sowie der Einsatz des regionalen Dialektes in der direkten Rede, was dem Band bei aller Ernsthaftigkeit einen heimeligen, wenn auch abgründigen, Hintergrund verleiht.
Gottfried Pixner (2024)