Rezension
Eva Kittelmann
Die Quadratur der Szenen
Lyrische Sequenzen
Verlagshaus Hernals/Wien 2021. 135 Seiten.
ISBN 978-3-903442-08-5
Eva Kittelmann legt mit dem Band „Die Quadratur der Szenen“ den 6. Band ihrer Quadraturen vor.
Sie folgen äußerlich dem selben Prinzip wie die Vorgängerbände, kurze quadratische Texte die meistens eine Seite einnehmen, im Ausnahmefall zwei, wenn das Thema mehr zu sagen erfordert. Innerhalb dieser rigiden Vorgaben sind der Variationen aber kein Ende. Der Bogen spannt sich über eigene Erlebnisse, persönliche Begegnungen, Reisen, Mythologisches, Historisches bis zu sehr ernsten Überlegungen über Sinn und Ende des Lebens.
Von Peter Handke gibt es eine Arbeit, welche „Sätze aus Schlaf und Traum“ heißt. Viele der Texte Eva Kittelmanns könnten ebenfalls unter dieser Überschrift stehen. Dazu trägt vor allem Sprache bei.Die Texte bewegen sich ausnahmslos zwischen Lyrik und Prosa, nichts ist wirklich Lyrik und nichts ist wirklich Prosa. Dadurch bekommen die Szenen etwas Schwebendes, wie aus dem Halbschlaf Gesprochenes. Diese Art Umgang mit der Sprache machen das Unverwechselbare des Buches aus. Die Texte sind vielfach interpretierbar, nicht genau bestimmbar und eben deshalb Räume eröffnend, die einer realistischen Betrachtung verschlossen bleiben. Es wird mit Gedanken und Bildern gespielt, der Text nähert sich an und macht oft plötzlich eine gedankliche Wendung, entweder ins Komische, Ironische oder ins unerwartet Ernste. Der Überraschung wird stets Raum gegeben. Diesem Prinzip folgen auch die in Schwarzweiß gehaltenen Collagen zwischen den Texten.
Man könnte auch sagen, „Die Quadratur der Szenen“ ist ein Reisebuch, Erlebnisse aus tatsächlichen Reisen der vielgereisten Autorin nach Griechenland, Italien, Belgien, Schottland und Deutschland wechseln sich mit Reisen in die Vergangenheit und in die Gedankenwelt ab. Religiöses und Philosophisches wird behandelt, vermischt mit Betrachtungen über Kunst und Kultur. Die „Quadratur der Szenen“ ist ein multithematisches Buch, welches den Leser dauernd zwischen Nachdenken und Betrachten umher führt.
Bernhard Heinrich