Rezension
Etela Farkasova
Die Rettung der Welt nach G.
Anthea Verlag, Berlin 2022, 253 Seiten
ISBN 978-3-89998-388-3
G. hat eine Mission: Sie muss die Welt retten. Wie sie dabei vorgeht, erzählt Etela Farkašová aus G.s Perspektive. So erfahren wir, dass G. eine nicht mehr ganz junge Frau ist, die ihren Tagesablauf streng geregelt hat. Vor allem Putzen und die abendlichen Eintragungen in ihre Geheimhefte nehmen viel Zeit ein. G. war nicht immer so strikt, die Verhaltensmuster haben sich mit der Zeit verstärkt. Sie besuchte das Gymnasium, begann sogar ein Studium. Auffällig wurde sie erstmals, als sie in der Bibliothek, in der ihre Mutter arbeitete und in der sie nach der Schule Aufgaben machen durfte, die Bücher der Größe nach ordnete und überhaupt nicht einsah, was daran nicht sinnvoll sein sollte. Freundinnen im herkömmlichen Sinn hatte sie keine, es gab aber Mädchen mit denen sie gemeinsam lernte, sogar manchmal ins Kino ging, tiefere Beziehungen entwickelte sie allerdings nie, von Liebesbeziehungen ganz zu schweigen. Die Studienrichtungen Mathematik und Physik wählte sie, weil es exakte Wissenschaften sind. Sie gab das Studium allerdings auf, als sie erfuhr, dass auch die Physik die Welt nicht restlos erklären kann. Der Tod ihres Vaters, der bei einem Flugzeugabsturz umkommt, trifft sie sehr hart. Nun lebt sie mit ihrer Mutter in einem Häuschen am Stadtrand, achtet darauf, dass nichts und niemand die selbstauferlegte Ordnung stört, weil Veränderungen sie aus der Bahn werfen und arbeitet an ihrem großen Buch. Und dann kommt die Pandemie. G.s Lebensstil kommen die Hygiene- und Absonderungsregeln sogar entgegen, nur die Ungewissheit über das Virus beunruhigt sie. Doch eines Nachts träumt sie die Lösung aller Probleme.
Der Verlag hat – erstaunlicherweise – keine Genrebezeichnung auf den Buchumschlag gedruckt, und das trifft das Wesen dieses Texts. Es gibt keinen herkömmlichen Spannungsaufbau, trotzdem wird man vom Sog der Sprache mitgezogen. Die Ereignisse werden aus der Perspektive der Protagonistin, die offenbar eine autistische Persönlichkeit entwickelt hat, erlebbar. Die Sprache ist vordergründig einfach, erreicht aber genau dadurch hohe Suggestivkraft. Nur das Ende ist etwas unbefriedigend, beeinträchtigt das Leseerlebnis aber kaum.
Elena Ehrgangovás Übersetzung aus dem Slowakischen ist sehr gut gelungen, das Lektorat hat nur ein paar kleine Holprigkeiten übersehen.
Auf jeden Fall eine große Leseempfehlung!
Sascha Wittmann