Rezension

Michael Stradal

Die Scherben des Lebens

Geschichte einer jungen Frau.

Roman, Edition Roesner, Maria Enzersdorf 2021. 650 Seiten

Mit großer Intensität beschreibt Michael Stradal in seinem neuen Roman die Lebensgeschichte der jungen Salzburgerin Pauline. Sie wird aufgerieben im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie, also ein Frauenschicksal, wie es so viele Frauen erlitten haben und immer noch erleiden.

Anfang der 1980-er Jahre geboren, wächst Michael Stradals Hauptfigur Pauline nur vordergründig wohlbehütet auf, schon in der Familie zerrissen zwischen Vater und Mutter, muss sie sich mit den vielfältigsten Wünschen, die ihre Eltern an die Tochter stellen, auseinandersetzen und lernt dabei, sich nicht immer zu beugen, sondern doch auch eigene Wege zu gehen. Dass ihr dennoch viel abverlangt und ihr Leben von großem Verzicht geprägt wird, davon wird Pauline gezeichnet.

Dass diese junge Frau, aus eher „kleinen Verhältnissen“ stammend, schließlich „reich“ heiratet und damit einen weiteren Lebenswunsch ihrer Mutter erfüllt, wird letztlich beinahe zum Drama ihres Lebens. Allerdings schafft es die junge Frau trotz allem immer wieder ihren eigenen Weg zu finden, auch wenn das meist sehr schwer ist und ihr von ihrem Umfeld, ob Mann, Schwiegereltern oder später dem Geliebtem viele Steine in den Weg gelegt werden.

Michael Stradal erzählt die Geschichte dieser jungen Frau mit großer Genauigkeit und bleibt dabei dennoch kritisch und auf Distanz, seiner Protagonistin Pauline selbst, noch mehr aber ihrem Umfeld gegenüber.

Der Roman kommt mit äußerst wenig Beschreibungen und Erzählteilen aus, der allergrößte Teil besteht aus Dialogen, mit denen die Lebensgeschichte Paulines „erzählt“ wird. Dadurch wird vieles sehr lebendig, doch schränkt die Zuspitzung mancher Begebenheiten auf einen einzelnen über viele Buchseiten gehenden Dialog auch ein. Insgesamt ist Michael Stradal ein bis zur letzten Seite spannender Roman gelungen, der auch das Leben in einer Provinzstadt gut ausleuchtet.

Judith Gruber-Rizy

 

 

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