Rezension

Text und Illustration: Katrin Bernhardt

INNSALZ 2024, 28 Seiten

ISBN 978-3-903496-09-5

Die Faulheit steht ja in unserer hyperaktiven Welt nicht gerade hoch im Kurs und hat wahrlich kein gutes Image. Faulheit wird mit Bequemsein, Arbeitsscheu, Passivität, Trägheit und Untätigkeit assoziiert. Faulheit ist das Gegenteil von Fleiß, Faulheit bedeutet Anstrengungsvermeidung, Unzuverlässigkeit, Mangel an Disziplin oder Willensstärke und fehlende Ambition.

Wer rastet, der rostet, sagt man gemeinhin. Oder: Müßiggang ist aller Laster Anfang. Ein aktiver Lebensstil ist also gefragt. Faule Menschen werden als Nichtsnutz, als Taugenichts, als Faulpelz bezeichnet. Oder gar als fauler Hund. Und nun haben wir hier einen faulen Dachs. Ist er tatsächlich ein Nichtsnutz, „ein fauler Hund“? Oder ist er einfach nur klüger als die anderen? Dori Dachs hat für sich selbst einen Faultag eingeführt. Einen Tag, an dem er Muße hat, es sich gutgehen lässt und viel von der Welt sehen möchte.

Er legt sich in die Blumenwiese und träumt im Blütenmeer.
Er nascht Kirschen aus Nachbars Garten und bewundert den Apfelbaum.
Er lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen und sich von den Meereswellen wiegen.
Er kuschelt sich ins Ährenbett.
Er hört den Vögeln im Wald beim Singen zu.
Er genießt den Blick vom hohen Berg bis hinunter ins Tal.
Er sitzt am Kamin und denkt nach, während er in die Flammen schaut. (Und vielleicht meditiert.)
Mit einem Wort: Er genießt die Ruhe, das Nichtstun, den Müßiggang, das Dolcefarniente.

Er lässt an diesem Tag die Seele baumeln, hat keinen Stress, keine Termine, keine unbearbeitete To-Do-Liste. Er nimmt sich die Freiheit, das zu tun, was ihm guttut. Oder eben nichts zu tun, sondern Ruhe zu geben, seinen Gedanken nachzuhängen, die Schönheit der Natur zu genießen, ZU SEIN. Ein Nichtsnutz also? Nein – ein sehr intelligenter Dachs, der weiß, dass man Pausen braucht, dass gute Gedanken aus der Ruhe wachsen, der sich die Freiheit nimmt, die Schönheit des Lebens zu genießen und der sich nicht durch übertriebene Aktivität am Leben hindern lässt.

Katrin Bernhardt hat ein hübsches Bilderbuch in Reimen geschrieben, die vielseitige Künstlerin hat es auch selbst illustriert, ein kluges, luftiges Buch über Ruhe, Müßiggang und gute Gedanken, ein „Lob der Faulheit“. Allen hyperaktiven, aktiven, passiven, klugen, kleinen und großen Kindern und Genießern zu empfehlen! Allen, die die so wichtige Kunst des Müßiggangs schon beherrschen und allen jenen, die diese Kunst erst lernen wollen!

Jutta Treiber (2024)