Rezension
Barbara Deißenberger
Eine Geschichte in Weiß
Bucher Verlag 2022, 336 Seiten
ISBN 978-3-99018-625-1
Schauplatz Lobau. Hier begegnen einander die Malerin Minna und Valerie, eine Geologin, die mit Lehrer Roland und Baby Julian von der Stadt weg in ein Haus mit Garten gezogen ist.
Die beiden Frauen eint die Liebe zur Natur. Minna hat sich nach vielen Jahren als Lehrerin und Therapeutin ihrer Leidenschaft, der Malerei, verschrieben und lebt mit ihrem Hund Mandy in einem idyllischen Haus. Sie malt und seziert Pflanzen bis ins kleinste, liebevollste Detail. Valerie hingegen fühlt sich einsam in der neuen Umgebung und versucht, sich in der neuen Mutterrolle zurechtzufinden. In Minna sieht sie eine Frau, zu der sie Nähe aufbauen kann.
Parallel werden die Lebensstränge der zwei Protagonistinnen erzählt. Sie schultern ihre Vergangenheit und schwierige Kindheit in unterschiedlicher Weise. Während Minna nach einigen Liebesbeziehungen und einer mittlerweile erwachsenen Tochter zu sich selbst gefunden zu haben scheint, ist Valerie noch auf der Suche. Im Engagement gegen den Bau des Lobautunnels sieht die junge Mutter eine Aufgabe, die sie erfüllt.
Reizvoll sind die laufenden Perspektivenwechsel, auf die sich die Autorin einlässt. Minnas Geschichte wird in der Ich-Form erzählt, Valeries Erlebnisse hingegen in der personalen Form. Auch weiteren Personen verleiht Barbara Deißenberger eine eigene Stimme.
Detailgetreu und authentisch werden Gefühle, aber auch Unsicherheiten und Ängste mit zarter Feder geschildert. Sprachlich feinfühlig und mit Hingabe zu Farben und Natur ist diese Liebeserklärung an die Lobau ein echtes Lesevergnügen. Entgegen dem Titel ist Eine Geschichte in Weiß reich an Farben, an der Üppigkeit der Natur und einer Vielzahl von Stimmungen und Zwischentönen.
Eine klare Leseempfehlung zum Eintauchen in die Natur und in das, was uns erdet und antreibt, illustriert von wundervollen Bildern der Malerin Mischa Skorecz.
Ob Valerie die ersehnte Freundschaft findet, sollen Lesende selbst entdecken. Sie werden am Ende mit Sicherheit belohnt.
Verena Dolovai (2025)