Rezension
Gottfried Pixner
Engelszungen und Teufelskrallen
Aphorismen und Sprüche.
ISBN 978-3-96940-131-6, Engelsdorfer Verlag Leipzig, 2021, 138 S., € 11,00.
Die Gattung des Aphorismus hat im deutschsprachigen Kulturraum seit ihren Anfängen vor etwa 300 Jahren im Schatten der Großgattungen wie dem Roman oder der Lyrik durchaus auch Großes geleistet und leistet auch immer noch Großes und Großartiges.
Einer, der seit Jahren mit dieser Kleinkunst versucht, seinen Lesern (und Leserinnen) Aha-Erlebnisse und überraschende Einblicke ins Leben zu geben und selbige auch geschickt in eine aphoristische Form zu gießen, ist der Wiener Autor Gottfried Pixner. Er versteht es, den „Konsumenten“ seiner Aphorismen und Sprüche nicht nur allgemeine Erkenntnisse und Lebensregeln zu vermitteln, sondern auch praktische „Gehhilfen“ geistiger Art für den Alltag an die Hand zu geben, und das nicht akademisch abgehoben, sondern als einer von ihnen, der in brüderlicher Art und Weise seine Mitmenschen zum Mit- und Weiterdenken anregen will.
„Es war einer der Tage, an denen James Bond den Eindruck hatte, das ganze Leben habe sich gegen ihn verschworen.“ Das ist der erste Satz in Ian Flemings „007 James Bond: Sag niemals nie oder Feuerball“, 8. Aufl. von 1984. Diese Angst braucht Gottfried Pixner mit seinen Aphorismen nicht zu haben, wenn er sie in interessierter Menschen Hände legt. Denn jeder kann für seine Lebensgestaltung Prakikables entnehmen und genießt dabei die literarische Form, die eine wichtige Voraussetzung für einen guten Aphorismus ist.
„Ich bin der ich bin!“ – Versuchen Sie einmal, sich in derart nichtssagender Weise bei einer Behörde auszuweisen! – Pixner hat mit diesem Spruch nicht nur die Lacher auf seiner Seite, er wird im Leser auch einen Denkprozeß auslösen.
Oder ein scharfer Denkanstoß: Intelligenz ohne Regsamkeit ist Substanzverschleuderung.
Es darf aber auch geschmunzelt und mit dem linken Auge geblinzelt werden, wenn es heißt: Jeder Anfang ist schwer – vom Ende ganz zu schweigen!
Und wie hat ers mit der Religion? Auch dazu hat Pixner einen denkwürdigen Aphorismus geprägt: Die Kirchen leeren sich – Die Sünder leben ohne Rückversicherung!
Aphorismen haben den Vorteil, schon als Einzelner als Denkanstoß und „Denkmaterial“ für einen Spaziergang auszureichen.
Und solche Denkanstöße in literarischer Form, wie sie Gottfried Pixner in seinem neuesten Buch versammelt hat, braucht ein jeder von uns.
Dr. Johannes Diethart