Rezension
Daniela Kocmut
Freitauchen
Gedichte.
Graz: edition keiper, 2022. keiper lyrik: 26.
Herausgegeben von Helwig Brunner.
120 Seiten. Broschur. € (A) 16,50. ISBN 978-3-903322-50-9.
Daniela Kocmuts Gedichte flanieren poetisch in und zwischen zwei Sprachen: der slowenischen Muttersprache und der deutschen Sprache, mit kleinen Einsprengseln in englischer Sprache. Die Profession als literarische Übersetzerin ist ein fruchtbarer Boden für die Lyrikerin Daniela Kocmut.
„deine : besede / meine : zgodbe / verdichten sich: v konglomerat jezikov“
heißt es in „DEINS, MEINS : TVOJE, MOJE“ („deine worte / meine geschichten / verdichten sich in ein konglomerat aus sprachen“). Feinsinnig und leise wirken viele dieser Gedichte, die aber in erster Linie in deutscher Sprache gedichtet sind. Es finden sich auch einige Widmungen an und für andere Personen in dem Band. Wie „BÄUME“, für Christian Teissl, das mit folgendem Vers endet: „Alles wächst aus dir heraus / ins Unvergessene.“
Auch wenn manche Gedichte den Anschein der Leichtfüßigkeit erwecken, so sind sie dennoch ernsthaft, bewusst gesetzt und voller zarter Realität.
„was atmen bedeutet / weiß man manchmal / erst unter wasser“ weist auf eine seltene poetische Ader.
Daniela Kocmut hat etliche Romane und Erzählungen von Drago Jančar und anderen slowenischen Schriftsteller*innen übersetzt. Ihre Fähigkeit, zwischen zwei Sprachen zu wechseln, mit ihnen zu spielen und sie dadurch zu bereichern, ist eine spannende Komponente. Mit „Freitauchen“ legt sie ihren zweiten Gedichtband vor, der eine wahre poetische Entdeckung ist.
Rudolf Kraus
Zuerst erschienen in: Bücherschau 2/2022