Rezension
Georg Markus
Im Spiegel der Geschichte
Was berühmte Menschen erlebten
Amalthea Signum Verlag, Wien 2022, 304 Seiten
ISBN 978-3-99050-234-1
In „Im Spiegel der Geschichte“ widmet sich Georg Markus keiner Einzelperson, sondern einer Vielzahl von „berühmten Menschen“, wie es im
Untertitel heißt. Sie haben eines gemeinsam, sie sind allseits bekannt und alle lebten im 19., 20. oder 21. Jahrhundert. Es sind also Menschen der jüngeren Geschichte, viele davon waren und sind noch unsere Zeitgenossen. Von den meisten haben wir schon gehört, aber in dem Buch werden Episoden aus dem Leben der Prominenten, die man zu kennen glaubt, erzählt, die erhellend sind oder das Bild ergänzen, welches man sich von ihnen gemacht hat.
In zehn recht unterschiedlichen Abschnitten wird Berührendem, Sensationellem, Verblüffendem und Komischem nachgegangen. Berührend und verblüffend zugleich ist bereits der erste Abschnitt, welcher sich mit Franz Lehárs letzter Liebe beschäftigt. Schon wie Markus zu dem Material kam, Fotos, Briefe und Ansichtskarten, ist sehr ungewöhnlich und lesenswert: Der über siebzigjährige Lehár verliebt sich in ein sechzehnjähriges Mädchen und fühlt sich noch einmal jung. Das Tragische daran ist, dass die junge Geri von Leithe noch vor ihm mit neunzehn Jahren an einer Sepsis stirbt.
Wer wusste, dass Josef Staribacher ein umfangreiches Tagebuch führte, in dem auch ausführlich über Bruno Kreisky berichtet wird? Das Tagebuch gibt aus nächster Nähe Einblicke in dessen Politik, aber auch in die Probleme und Denkweisen der damals Regierenden.
Ein anderes Kapitel widmet sich einer berühmten Straße. Man könnte mit dem Buch in der Hand über die Himmelstraße gehen, um sich die beschriebenen Häuser näher anzusehen. Deren Geschichte und die ihrer prominenten Bewohner werden ebenso beschrieben wie die Rettung der Hofburg, deren Zerstörung von den abziehenden Nationalsozialisten in Erwägung gezogen wurde und nur durch „Sabotage“ verhindert werden konnte. In einem weiteren Kapitel erfährt man Näheres und sicherlich weitgehend Unbekanntes über die Häuser des Walzerkönigs Johann Strauß und seine erstaunlichen Vermögensverhältnisse.
Die „Nachrufe“ beschäftigen sich mit den privaten Verhältnissen großer Stars des heimischen öffentlichen Lebens wie eines Peter Alexander oder eines Udo Jürgens, in deren Leben nicht alles so glänzend verlief wie es nach außen schien. Sie bekommen besondere Authentizität, weil sie der Autor persönlich gekannt hat.
Die Beiträge unterlaufen vielfach den allgemeinen Eindruck, der sich dem Publikum mitteilt, durch ungewöhnliche Informationen. So zeigt das Kapitel über die Kaiserin Elisabeth private Seiten, die sie als Lyrikerin in ihr Seelenleben gestattet.
Aber auch über die Grenzen Österreichs hinaus wird geblickt. In dem Abschnitt „Geschichten aus dem Rest der Welt“ werden Ereignisse näher beleuchtet, die zu ihrer Zeit die Welt bewegten, wie der Tod James Deans oder der Mordfall im Haus Marlon Brandos.
Zum Abschluss wird noch die Begegnung des Autors mit dem Prince of Wales in Wien beschrieben, der inzwischen als Charles III. König von England wurde. Viele Fotos begleiten zudem den Text im Buch, das sorgfältig und übersichtlich gestaltet ist.
Bernhard Heinrich
Sascha Wittmann