Rezension
Kurt F. Svatek
Jenseits der Säulen des Herakles. Inselwelten
Edizioni Universum 2024, 208 Seiten
ISBN 9788899803933
Wenn man die Säulen des Herakles durchfährt, das sind der Felsen von Gibraltar in Spanien und der Dschebel Musa in Marokko, verlässt man das Mittelmeer und befindet sich im Atlantischen Ozean
zwischen Afrika und Amerika. Schon im Atlantik liegend, aber doch noch immer im Einflussgebiet Europas, sind viele Inseln, die als Makaronesien bezeichnet werden. Es handelt sich um die Inselgruppen der Kanarischen Inseln, der Azoren, der Kapverdischen Inseln, den unbewohnten Inseln von Selvagens und um den Madeira-Archipel. Die Inseln wurden im Vertrag von Tordesillas im Jahr 1494 Spanien und Portugal zu gewiesen. Der Papst teilte den Atlantik zwischen Spanien und Portugal auf, wodurch die Kanarischen Inseln an Spanien fielen, alle anderen an Portugal.
Die Inseln wurden von den Spaniern und Portugiesen für ihre Königreiche erobert, und erst dann offiziell von der Geschichte zur Kenntnis genommen. Heute leben in Makaronesien ca. 3,5 Millionen Menschen, zwei Millionen davon auf den Kanaren.
In unserer Zeit zieht es viele Touristen in diese Region, welche sich erholen und amüsieren wollen, die Anfänge waren jedoch von den Ureinwohnern geprägt. Spanier und Portugiesen machten den christlichen Glauben für die eroberten Gebiete verbindlich, Riten, Religionen und Bräuche aus der Vorzeit haben sich jedoch im Bewusstsein der Einwohner erhalten, was heute eine interessante Mischung ergibt.
Im Buch wird auf diesen Umstand eingegangen, sowohl auf die Geschichte als auch auf die Sagen und Mythen der Inseln, aber auch auf ihre gegenwärtige Bedeutung. Die Inselwelten haben nicht viel mehr gemeinsam, als dass sie alle zwischen Europa und Afrika liegen. Ihre Entwicklung, ihre Bräuche, ihre Probleme, könnten verschiedener nicht sein. Das Sanfte trifft auf das Schroffe, das Liebliche auf das Verstörende. Ihre landschaftlichen Voraussetzungen sind aber gleich, alle entstanden durch Vulkanismus. Ihre Kontraste machen die Inseln auch für Touristen so interessant. Auf den Kapverden wurde Sklavenhandel betrieben, aber auf Madeira fühlten sich die Habsburger wohl, Elisabeth weilte gerne dort, und der letzte österreichische Kaiser ist in Funchal bestattet. Für Fußballfans mag nicht uninteressant sein, dass Cristiano Ronaldo auf Madeira geboren wurde, nicht auf dem portugiesischen Festland, und für Opernfans, dass der große Sänger Alfredo Kraus von den kanarischen Inseln stammte.
Kurt Svatek versucht all diesen weit auseinander liegenden Aspekte gerecht zu werden und wirft einen kundigen Blick auf die Inseln jenseits der Säulen des Herakles, der wohl jedem Leser Neues und Überraschendes bescheren wird, auch, wenn er die eine oder andere bereits besucht haben sollte.
Bernhard Heinrich (2024)