Rezension
Clemens Ottawa
Kletus
container press 2022, 172 Seiten
ISBN 9783948172060
Der Roman „Kletus“ dreht sich um den 39-jährigen Kletus Klieber, Schriftsteller und Autor eines millionenfach verkauften Romans. Aufgrund einer Krebsdiagnose verfasst er seine Memoiren, die in kurzen Kapiteln sehr sprunghaft wirken, jedoch oftmals einen schrägen Humor enthalten.
Wir befinden uns im Jahr 2044, Facebook und Co. sind nicht mehr existent, dafür aber „asoziale Netzwerke“, die unter anderem in einem wieder geteilten Deutschland wirken.
Ottawa schreibt zum Teil in einer erstaunlichen Sprache. Leider passiert es aber ebenso, dass in manchem Kapitel schwerverdauliche Gedanken und matte Reflexionen vorkommen. Kletus berichtet etwa von seinen Eltern und vom Selbstmord des Vaters, da wird phasenweise der Humor herausgefordert.
Aber zumindest erlebt Kletus noch ein kleines Liebesglück mit seiner Verlegerin: „Sybille mit der Brille. Dicke, dunkle Hornbrille. Pony. Zumeist rote Pumps tragend. Schwarzer Lippenstift. Umwerfend.“ (S. 137)
Er schreibt schließlich an einem neuen Roman, der ihn quasi unsterblich machen soll, als ihn ein irischer Lastkraftwagen überfährt.
Kletus Klieber, der „Joyce des 21. Jahrhunderts“ ist tot, sein Werk unvollendet und das Publikum ratlos.
Clemens Ottawa ist in erster Linie als Karikaturist, Historiker und Illustrator bekannt, obgleich er als vielseitiger Künstler auch als Musiker, Dramatiker und Autor wirkt. Sein Roman „Kletus“ ist phasenweise humorvoll und geistreich geschrieben, durchaus mit einer Drift ins Groteske.
Rudolf Kraus (2025)