Rezension
Mario Andrea Rigoni; übersetzt von Franziska und Hans Raimund
Mein Freund Cioran
Löcker 2024, 154 Seiten
ISBN 978-3-99028-200-6
In diesem Band haben Franziska und Hans Raimund mit ihrer Übersetzung aus dem Italienischen und Französischen versucht, ein sehr persönliches Bild des Philosophen und Schriftstellers Emil M. Cioran zu zeichnen.
Aus Schriften und der Korrespondenz von Mario Andrea Rigoni, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Freund Ciorans, ist ein intensives, äußerst menschliches Porträt des Kulturkritikers und Philosophen der dunklen Aspekte der menschlichen Existenz entstanden.
Hier ist aber auch der Mensch Cioran zu entdecken, der durchaus humorvoll – dabei aber immer skeptisch und geistreich – agierte. Die Skepsis und Angst vor dem Altern drückt er in seinem Spätwerk folgendermaßen aus:
„Wiederholte Übermüdung lässt mich das Schweigen grenzenlos schätzen. Alle Begriffe verdünnen sich, alle Ausdrücke werden gedämpft, alles.
Dann erscheint es dir sinnlos, eine bestimmte Haltung einzunehmen oder jemanden zu beeindrucken. Nachdem du dich wie ein Wahnsinniger geplagt, alle Probleme zu lösen, dich auf die Höhen gequält hast und schließlich die allerhöchsten Antworten geben wolltest, entdeckst du am Ende im Schweigen die einzige Wirklichkeit.
Wer nicht im Schweigen endet, hat nicht alles gesehen.“
Es ist den beiden Übersetzer*innen zu verdanken, dass wir eine derartig persönliche Annäherung an Cioran erfahren und dass gleichzeitig das Werk Mario Andrea Rigonis für das deutschsprachige Publikum um eine weitere Nuance bereichert wird.
Rudolf Kraus (2025)