Rezension

Anthea Verlag 2023, 218 Seiten

ISBN 978-3-89998-417-0

Etela Farkašová diagnostiziert, dass unsere Zeit immer schneller und lauter wird. Sie nennt sie „superschnelle Zeit“ und unsere Gesellschaft „Non-Stop-Gesellschaft“. Alles muss immer und überall für jede und jeden verfügbar sein.

Diese Entwicklung hat aber viele negative Aspekte: Farkašová schreibt die Schnelligkeit dem menschlichen Entwicklungsalter der Jugend zu. Durch die Fetischisierung der Jugend werden allerdings Kindheit und Alter entwertet. Hohe Geschwindigkeit und dauernder Lärm erzeugen permanenten Stress, was bekanntermaßen ungesund ist. In Kapiteln über Langsamkeit, Stille und Entschleunigung widmet sich Etela Farkašová den negativen Auswirkungen unserer Lebensweise. Sie versucht allerdings auch, Möglichkeiten der Überwindung aufzuzeigen. Um ihre Thesen zu untermauern, zitiert sie nicht nur Philosophen von der Antike bis zu Konrad Paul Liessmann, sondern auch Soziologen, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ja sogar eine Musikerin.

Abschließend zeigt sie noch einige zur Beschleunigung gegenläufige Entwicklungen auf wie die Slow-Food-Bewegung und die Klima-Bewegung, wobei sie einräumt, dass man es sich – auch ökonomisch – leisten können muss, sich gegen den allgemeinen Trend zu stellen. Den Wellness-Boom und Instant-Yoga-Kurse nimmt sie dezidiert aus, weil diese nur dazu dienen, Menschen wieder fit für das Hamsterrad zu machen.

Etela Farkašová entwickelt in ihrem Lang-Essay eine schlüssige Beschreibung des Ist-Zustands der derzeitigen westlichen Gesellschaft. Was ein bisschen zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass diese Entwicklung nicht ein von einer unsichtbaren Macht herbeigeführtes Schicksal ist, dem die Menschen hilflos ausgeliefert sind, sondern willentlich herbeigeführt. Dass Geschwindigkeit auch positive Aspekte hat, zum Beispiel wenn es darum geht, Leben zu retten und Feuer zu löschen, erwähnt sie eher beiläufig. Trotzdem ist Etela Farkašovás Plädoyer für eine Besinnung und Verlangsamung unserer Lebensweise sehr lesenswert und regt zum Nachdenken und Innehalten an.

Sascha Wittman (2023)