Rezension

Ingeborg Kraschl

Unausweichlich

Erzählungen

Arovell Verlag 2020, 214 Seiten

ISBN 978-3-903189-40-9

 

Nach ihrem ersten Erzählband ‚Rückkehr‘ aus dem Jahr 2010 – sowie einer Kriminalgeschichte 2014 und einem Gedichtband 2016 - legt Irene Kraschl nunmehr ihren zweiten Erzählband vor.

Die titelgebende Geschichte ‚Unausweichlich‘ ist die umfangreichste. Sie bildet den 1.Teil des Erzählbandes. Trotz des ‚unausweichlichen‘ Titels versucht die Protagonistin der Geschichte immer wieder auszuweichen – in Träume, in Erinnerungen; mehr noch, sie erschafft sich neben den realen Personen in ihrem Leben noch weitere Personen und fügt sie zeitweise in ihr Leben ein. Sie sitzen mit ihr im Café oder im Restaurant eines Hotels. Von den Menschen ringsum werden sie nicht wahrgenommen. Diese Personen entstehen aus übermächtigen Phantasien und Sehnsüchten. Scheint der Protagonistin ihr reales Leben so wenig lebenswert? Auf jeden Fall folgt man der Protagonistin atemlos von einem Text zum nächsten. Welche fiktive Person wird ihr als nächstes begegnen und wie wird das Ganze enden?

Die zahlreichen Erzählungen des 2. Teils stellen in kurzen Szenen Menschen in schwierigen Situationen eines möglichen Alltags vor. Immer sind sie in einer Art Bedrängnis, die sie auf unterschiedlichste Weise bewältigen (müssen). Als Leserin eilt man von Geschichte zu Geschichte, gespannt, welch neue Szene die Autorin entworfen haben mag!

 

Wie bereits im vorangestellten Rilke-Zitat angedeutet zieht sich das Thema ‚Sehnsucht‘ als melancholisches Leitthema durch alle Texte. Andererseits ist in den Texten eine große Lebendigkeit spürbar – bedingt durch die Fähigkeit der Autorin, sich tief in die Psyche ihrer Protagonistinnen und Protagonisten hineinzuversetzen.

Insgesamt – gut zu lesen, fein zu lesen!

 

Rezensentin: Claudia Taller

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