Rezension

Bernhard C. Bünker

Wos ibableibt

Verlag Johannes Heyn

280 Seiten

ISBN 978-3-7084-0620-6

Bernhard C. Bünker lebte von 1948-2010. Aus Anlass des 70. Geburtstags haben seine Freunde Axel Karner und Manfred Chobot diese Gedichtsammlung herausgegeben. Bernhard C. Bünker war einer der bedeutendsten Erneuerer der Dialektdichtung. Er war in der 68er-Bewegung engagiert und wehrte sich gegen die sogenannten Heimatdichter und ihre damals übliche nationalistische Blut- und Bodendichtung sowie gegen die seinerzeit vorherrschende Wald- und Wiesenpoesie.

Bernhard C. Bünker drückte sich auf andere Art aus, davon zeugen seine poetischen bildhaften Formulierungen und der kritische Umgang mit seiner Heimat.

Der Autor lässt den Leser tief in seine Seele blicken. Gefühle wie verlorene Liebe, Einsamkeit und Traurigkeit sind oftmals Themen, die seine Gedichte behandeln.

„Getonzt /Lei amol z´vül gedraht /homma uns beim Tramplan"/ S 131. Warum kann ich das so gut nachvollziehen? Beim Lesen des Textes stelle ich fest, ich fliege mit! (Tramplan = Polka franz.)

Viele Gedichte, vor allem seine Liebesgedichte, berichten von einer großen Melancholie und sind auch oft mit „Bluus" betitelt: „Sauköltn Bluus" S 136, „Wean-Währing Bluus" S 172, „Diandl, Diandl Bluus" S 202, vertont wurden sie von Gottfried David Gfrerer und Mc Kinley-Morganfield.

Bünker war ein politischer Mensch, er agierte radikal und konsequent. Seit 2000 trat er nicht mehr auf, verbot den Druck und die Publikation seiner Werke und verfügte, dass seine Texte im ORF Kärnten nicht mehr gelesen werden dürfen, weil er den Sozialabbau und die Bildungs- und Kulturfeindlichkeit der Kärntner Regierung verurteilte.

Bernhard C. Bünker zog nach der Matura zum Studium nach Wien, aber es blieb eine große Sehnsucht nach seiner Kärntner Heimat. Ich denke, er konnte sich in Wien gar nicht wohl fühlen. "Derwegn sog i/z´haus/ oba nia man i/ daham…" S 180.

Sein Kärnten wurde ihm auch fremd, da es an die Touristen ausverkauft wurde, wie er schreibt. Auf Seite 171 ist zu lesen: „Ollewal a Fremda gebliebn" ist er in seiner Heimat Kärnten und ebenso in Wien. „Meinagottena mia geats so dreckig/Wean Währing i holt di nit aus" ist auf Seite 172 abgedruckt.

Bernhard C. Bünker schreibt oft vom großen Abschiednehmen und zelebriert geradezu das Verlassen-Werden, zum Beispiel den Verlust einer großen Liebe. Er beschreibt seine Einsamkeit, dass es mich als Leser auch körperlich schmerzt. Eine tiefe Traurigkeit ist in diesen Texten zu finden. Bernhard C. Bünker hatte als überaus empfindsamer Mensch sicher kein leichtes Leben.

Sein Gedicht: „In mia drin" hat den Schluss: "In mia drin/ is a Friedhof/ mit mein offanen Grob/ fia an ondan/ an Fremdn/dea i sölba bin..." Seite 259.

Bünker gründete den Verein Österreichische DialektautorInnen und -archive (ÖDA), dessen erster Präsident er war. Auch die Zeitschrift Morgenschtean wurde auf Betreiben von Bernhard C. Bünker installiert. Er war Mitinitiator des IDI (Internationales Dialektinstitut) und versuchte die kritische Dialektliteratur gemeinsam mit befreundeten Dichtern, wie Hans Haid und Manfred Chobot, auch international zu vernetzen.

„Danke, Bernhard C. Bünker, dass du im Dialekt geschrieben hast!" Das möchte ich dir als Liebhaberin dieses Genres sagen. „Mitgerissen von deiner intensiven Sprache kann ich dein Leben verstehen, kann dein Leid und deine Liebe nachvollziehen. Deine Gedanken", um nochmals mit den Worten von Bernhard C. Bünker zu sprechen, … „san ma tiafa ins Heaz einigfolln" (S121).

Insgesamt wurden 14 Bücher von Bernhard C. Bünker publiziert.

Rezensentin: Christine Tippelreiter

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