Kurt F. Svatek
oder Wie unmöglich ist das Mögliche?
Erscheinungsdatum: September 2023
234 Seiten
Preis: € 16,50
ISBN 978-3-95828-331-2
Dies ist bereits der zweite Band des Autors, der neben etwas längeren, manchmal sogar essayistischen Texten auch die aus Lateinamerika abstammenden Microcuentos zum Vorbild hat. Es gibt keinen Konsens über ihre Struktur, über Handlung, Raum, Zeit, Erzähler und Charaktere. Aber Literaturtheoretiker sind sich normalerweise über den Hauptunterschied zu anderen narrativen Arten einig: Es handelt sich um einen kurzen Bericht, der in einer oder zwei Umgebungen entwickelt wurde und nur wenige Charaktere aufweist.
Es sind also jene kleinen grausamen, deftigen, politischen, erotischen oder surrealen Geschichten, die wie bei Malheften oftmals nur die Konturen vorgeben. Ausmalen müssen die Leserinnen und Leser diese Bildchen dann großteils selbst. Natürlich gibt es ganz kurze darunter, aber auch etwas längere. Die Ausschmückung bleibt dennoch der individuellen Fantasie vorbehalten, ähnlich der Maltechnik und der Auswahl der Farben, die optimistischer oder pessimistischer ausfallen kann. Nur schwarz-weiß sollten die Bilder nicht bleiben, denn das Leben ist nicht so eindeutig und vor allem doch vielfältig schattiert. Da gibt es auch Strukturen hinter den Strukturen, hauchfeine Spinnennetze, die gern manches überziehen wollen und die Myzelien, die unter der Erde wachsenden Fadengeflechte der Pilze. Das wollen die kleinen Geschichten schon aufzeigen. Und dass jene, die an der Spitze der Fresspyramide stehen, sich oft auch gern mit einem autoritären purpurnen Übermantel der Moral bekleiden. Nur wenn jemand glaubt, als einziger die moralische Kompetenz zu besitzen, so hat er sie schon nicht. So können schon ein paar Sätze, oder manchmal sogar nur einer, einem Menschen seine Würde zurückgeben. Denn gerade das sogenannte „gesunde Volksempfinden“ ist oft genug morbid. Nur kompensieren kann auch die Kunst das Schreckliche nicht, sie macht es vielleicht nur ertragbarer.