Aktuelle Rezensionen
Monika Vasik
Knochenblüten
Rezension von Astrid Kohlmeier
In ihrem neuen Gedichtband unternimmt Monika Vasik einen Streifzug durch die Geschichte der Frauenrechte, der mehr als sieben Jahrhunderte und beinahe den gesamten Globus von Europa und Asien über Amerika bis nach Afrika umspannt. Die Autorin zeichnet vielschichtige Portraits von Frauen, die sich nicht mit herrschenden Verhältnissen und ihnen aufoktroyierten Rollen abfinden, die mutig gegen starre Konventionen aufbegehren, für Selbstbestimmung, Gleichheit und Freiheit eintreten und damit den Weg für eine gerechtere Welt bereiten.
Simon Konttas
Ich war ein kleiner Gott
Rezension von Astrid Kohlmeier
Vier ausgewählte Kurzgeschichten sind in Simon Konttas‘ neuester Publikation versammelt, deren tragisch-komische Helden eines gemeinsam haben: Sie alle sind auf ihre ganz eigene Weise Gefangene, ob in rigiden Weltanschauungen, einer unglücklichen Ehe, einer überängstlichen Liebe zum Kind oder im ganz wörtlichen Sinn als Gefängnisinsasse in einer Gummizelle.
Kurt F. Svatek
Jenseits der Säulen des Herakles. Inselwelten
Rezension von Bernhard Heinrich
Wenn man die Säulen des Herakles durchfährt, das sind der Felsen von Gibraltar in Spanien und der Dschebel Musa in Marokko, verlässt man das Mittelmeer und befindet sich im Atlantischen Ozean zwischen Afrika und Amerika. Schon im Atlantik liegend, aber doch noch immer im Einflussgebiet Europas, sind viele Inseln, die als Makaronesien bezeichnet werden.
Gottfried Pixner
Notizen eines Terranauten
Rezension von Johannes Diethart
Es treibt ihn, und er ist immer noch nicht aufzuhalten. Die Rede ist von Gottfried Pixner, dem die Aphorismen einfach, wie es scheint, zufließen aus einer Gedankenwelt, die von Geistesblitzen nur so sprudelt.
Simon Konttas
Stille Stunden
Rezension von Astrid Kohlmeier
In seinem neuen Gedichtband gelingt es Simon Konttas meisterhaft, Vertrautes in Fremdes, Überraschendes, Irritierendes, Widersprüchliches zu verkehren. „Und was leblos, selbstverständlich, hebt auf einmal an zu leben“, wie es im titelgebenden Gedicht heißt. Der Autor ist einer der talentiertesten Lyriker seiner Generation und aufmerksamer Beobachter, der das Besondere, zutiefst Menschliche in alltäglichen Begegnungen kunstvoll freilegt.
Peter Paul Wiplinger
HASLACH – (BE-)DENKEN
Rezension von Armin Baumgartner
„Die Wahrheit eines Ortes liegt in den Fakten, aber auch in den erzählten und verschwiegenen sowie vergessenen und unbekannten Geschichten seiner Bewohnerinnen und Bewohner.“ – Diese Widmung hat Peter Paul Wiplinger seiner eigenen, wahrhaft umfassenden und mit höchstem geschichtsbewusstem Engagement zusammengestellten Chronik – „allen Haslacherinnen und Haslachern der Vergangenheit, Gegenwart und vor allem der Zukunft (…) zur Kenntnis und zum Bedenken“ gewidmet – vorangestellt.
Johannes Wally
Was dazwischen kommt
Rezension von Clemens Ottawa
Es ist ein Mosaik, das der Autor Johannes Wally hier zusammenfügt. Ein Mosaik, das in seiner Gesamtheit ein dunkles Geheimnis birgt. Jedes Leben sei erzählenswert, meint der Autor und so werden in seinem Roman auch dutzende Charaktere eingeführt, die in ihrer Masse auch einem Doderer-Buch hätten entstammen können.
Verena Dolovai
Dorf ohne Franz
Rezension von Astrid Kohlmeier
Virtuos schildert Verena Dolovai in ihrem Debütroman die traditionellen, patriarchalen Strukturen eines Dorfes, die für ihre Protagonistin zum Verhängnis werden. Dolovais klare, nüchterne Sprache zieht den Leser sogleich in den Bann und überrascht mit unerwartet zarten und verletzlichen Zwischentönen, die eine stille Poesie entfalten.
Andrea Heinisch
Henriette lächelt
Rezension von Clemens Ottawa
Henriette lebt zurückgezogen in ihrer Wohnung, wenngleich diese Zurückgezogenheit inmitten der Corona-Pandemie gar niemandem auffällt. Aus Gründen der Beschwerlichkeit verlässt Henriette jedoch auch schon zuvor ihre Wohnung kaum. Einzig ihre Mutter hilft ihr, nicht ganz zu vereinsamen. Henriette hat eine ausgeprägte Essstörung und wiegt fast, auch wenn es ihr wichtig erscheint, dass es eben nur fast ist, 200 Kilogramm.
H. M. Magdalena Tschurlovits
Podium Porträt 128 – H. M. Magdalena Tschurlovits
Rezension von Rudolf Kraus
Magdalena Tschurlovits ist wahrscheinlich einer breiteren Öffentlichkeit als Schriftstellerin und Übersetzerin wenig bekannt, was aber bei weitem nicht so sein sollte. Hier schreibt eine feinfühlige Dichterin, die durch ihren Lebensweg quasi dreisprachig ist, wenn der Waldviertler bzw. Wiener Dialekt als eine Fremdsprache gewertet werden darf.
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Georg Potyka
Frauen im wilden Westen
Rezension von Michael Stradal
Obzwar es im jüngsten Werk des Autors von Verbrechen nur so wimmelt (von gewaltsamer Entführung angefangen, über Drogenhandel, Wirtschaftskriminalität und Geheimprostitution bis hin zum Mord im Bandenmilieu), trägt es kein ‚Kriminalroman‘-Etikett am Umschlag, was durchaus verständlich ist, denn auf dem Back-Cover des Buches ist im Exposé-Stil zu lesen, worum es dieser Geschichte geht und dass alles gut ausgeht. Folglich kann man sich dem Handlungsgeschehen entspannt widmen.
Jude Stéfan
Mit dem Gleichmut eines Schwans, der sich den Hals flöht
Rezension von Angelika Stallhofer
Nicht nur der titelgebende Schwan und dessen Gleichmut treten in Jude Stéfans Gedichtband in Erscheinung, es sind noch eine Zahl anderer Tiere, die darin einen Auftritt erhalten. Und an mancher Stelle verschwimmt dabei die Grenze zwischen Mensch und Tier. So heißt es etwa in dem Gedicht HundMensch: Wie ein verwundeter Hund flieht man sich selbst / drei Tage lang blutend heult man / Entsetzen verbreitend auf seinem Weg berauscht man sich (11).
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Gerald Eschenauer
Aphorismen atmen
Rezension von Rudolf Kraus
„Es endet in Liebe.“ So lautet der letzte Aphorismus des vorliegenden Bändchens einer selten gewordenen Kurzprosaform des Kärntner Schriftstellers, Philosophen und Schauspielers Gerald Eschenauer. Die Synonyme für Aphorismen lauten Sinnspruch, Lebensweisheit oder praktisch selbständige Gedanken zu einem bestimmten Thema.
Beppo Beyerl
Als das Leben noch in Ordnung war
Rezension von Rudolf Kraus
Beppo Beyerl erzählt in „Als das Leben noch in Ordnung war“ in 40 Kapiteln die Geschichte der Familie Petzl auf dem Hütteldorfer Cottage, auf Wienerisch als Koteesch ausgesprochen. Aber nicht nur die Familie Petzl, sondern auch die Hondraks, die Mälzers, die Ferzis und weitere Bewohner der Koteesch werden vom Autor porträtiert. Und zwar in den 1960er Jahren, wo sich Neureiche, Proletarier und Nazis beim Greißler und im Wirtshaus Plachowetz treffen.
Katrin Bernhardt
Dori Dachs ist heute faul
Rezension von Jutta Treiber
Die Faulheit steht ja in unserer hyperaktiven Welt nicht gerade hoch im Kurs und hat wahrlich kein gutes Image. Faulheit wird mit Bequemsein, Arbeitsscheu, Passivität, Trägheit und Untätigkeit assoziiert. Faulheit ist das Gegenteil von Fleiß, Faulheit bedeutet Anstrengungsvermeidung, Unzuverlässigkeit, Mangel an Disziplin oder Willensstärke und fehlende Ambition.
Maria Lehner
Krumme Eiche bis Unteres Feld
Rezension von Christian Teissl
Eine Erzählbrücke – was mag das sein? Ich hatte dieses Wort noch nie gehört, bis ich es auf dem Cover dieses Buches fand, mit dem Maria Dippelreiter nach einer langen Reihe wissenschaftlicher Publikationen, Sammel- und Tagungsbänden zumal, unter ihrem Nom de Plume Maria Lehner im Frühjahr 2023 ihren belletristischen Erstling vorgelegt hat.
Angelika Stallhofer
Stille Kometen
Rezension von Klaus Ebner
Angelika Stallhofer wurde 1983 in Villach geboren, studierte in Wien und Hamburg und ist Absolventin des Instituts für Narrative Kunst Niederösterreich. Sie schreibt Prosa und Lyrik, gewann einen Ö1-Literaturwettbewerb und erhielt mehrere Stipendien. Nach dem bei Kremayr & Scheriau erschienenen Roman Adrian oder: Die unzählbaren Dinge ist der Lyrikband Stille Kometen die zweite Buchpublikation. Die Autorin lebt heute in Wien.
Enrico Morovich
Alltägliche Wunder
Rezension von Christian Teissl
Enrico Morovich: ein Autor, den man hierzulande auch dreißig Jahre nach seinem Tod noch nicht kennt, der in seiner Heimat Italien aber zeitlebens eine fixe Größe auf der Terza pagina der Tageszeitungen war, jener Seite also, die der Literatur abseits aller Aktualität gewidmet ist: der kleinen Prosa, dem Feuilleton, dem Gedicht.
Ingrid Maria Lang
German Fräulein
Rezension von Christian Teissl
Was wissen wir wirklich von unseren Eltern? Ahnen wir etwas von ihren geheimen Sehnsüchten, ihren unverwirklichten Träumen, den Hoffnungen, die sie einmal hegten, den Irrungen und Wirrungen ihrer Jugend, dem ungelebten Leben, das sie vielleicht mit sich herumtragen bis zu ihrem Tod, und den Geheimnissen, die sie vor uns bewahren?
Theodor Kramer
Wir lagen in Wolhynien im Morast …
Rezension von Christian Teissl
Ein Buch gegen den Krieg, nicht irgendeines freilich, sondern eines, das von einem der bedeutendsten österreichischen Lyriker des letzten Jahrhunderts stammt: von Theodor Kramer. Er war erst achtzehn Jahre alt, da kam er als Einjährig-Freiwilliger an die Front des Ersten Weltkriegs. Im Juni 1916 wurde er in der Schlacht von Olyko lebensgefährlich verwundet, kam zur Genesung ins Hinterland und wurde so weit wieder hergestellt, dass er wenige Monate später in einem Kriegsgefangenenlager in den Waldkarpaten Dienst tun musste, bis er buchstäblich mit dem letzten Aufgebot, im September 1918, erneut an die Front versetzt wurde, diesmal nicht nach Osten, sondern nach Süden, nach Italien.
Axel Karner
Popanz
Rezension von Christian Teissl
„Ich bin nur einer von den Epigonen, / die in dem alten Haus der Sprache wohnen“, sagt Karl Kraus in einem seiner bekanntesten Gedichte. Axel Karner könnte so etwas nicht von sich behaupten, denn weder ist er Epigone, sei es einer Richtung oder eines richtunggebenden Meisters, noch ist die Sprache für ihn bewohnbar. Das Haus der Sprache – in dem Kosmos, den sein jüngster Gedichtband aufspannt, ist es längst eingestürzt. Mauerreste stehen herum, Schutthaufen türmen sich dazwischen auf, und der Dichter begibt sich in den Ruinen auf die Suche nach Spuren und Überresten menschlichen Lebens.
Klaus Ebner
Podium Porträt 127 – Klaus Ebner
Rezension von Christian Teissl
Wann immer einer der kleinen, handlichen Bände der Reihe Podium Porträt im Format 10,5 × 14,5 cm erscheint, die am Cover nur Namen und Signatur der Verfasserin oder des Verfassers tragen, doch keinen Titel, so weiß man, dass wieder eine Kollegin oder ein Kollege einen runden Geburtstag begeht. Nicht anders ist es im Falle von Klaus Ebner, der am 8. August 2024 seinen Sechziger feiert und auf eine weite literarische Wegstrecke zurückblicken kann.
Franz Forster
Saga der Unbekannten
Rezension von Doris Kloimstein
Es ist immer ein Wagnis die eigene Familiengeschichte aufzuschreiben, in Romanform zu gießen, wenn man weder adeliger noch berühmter Abstammung ist. Franz Forster hat es gewagt, das Leben seiner Vorfahren und ein Stück weit sein eigenes detailreich niedergeschrieben und sein sozusagen Romandebüt mit achtzig treffend Saga der Unbekannten genannt.
Walther Menhardt
Am ersten Tag des Endes
Rezension von Elisabeth Schawerda
Schon in den ersten Zeilen des Romanes kündigt sich das Schicksal bedrohlich an, und die Zerstörung einer wohlgeordneten, kultivierten, durch Anstand und Bildung geprägten „Welt von gestern“ nimmt unabwendbar ihren Lauf. In feiner, sensibler Beschreibung führt uns der Autor in eine Familie ein, die sich allabendlich im Esszimmer der alten Villa versammelt, wo „grand-mère“ in liebevoller Strenge alte Ideale hütet.
Mechthild Podzeit-Lütjen
darhöhung. elmsfeuer
Rezension von Angelika Stallhofer
Einmal muss schluss sein mit utopien / Denn / Die erfahrung des mangels ist der tiefere / Grund grund für alle anfänge in der literatur / Um eine gegenwirklichkeit zu schaffen, heißt es in Podzeit-Lütjens Gedicht Glaubensbesoffene putzigkeit oder BLAU (46). In diesem Lyrikband führt die Erfahrung des Mangels zur Fülle der Literatur. Auf 225 Seiten wird ein breites Themenspektrum behandelt. Zähne und Dinge bilden den Anfang: Da formen die Zähne ein Wort immer / Gemeinsam mit Zunge und Atem (19).
Elisabeth Escher
Der letzte Akt vom Puppenspiel
Rezension von Martin Stankowski
Der Einstieg erfolgt ganz direkt: Die Ich-Erzählerin Frau Hildegard berichtet in knappen Aussagen über den Stand der Dinge: Sie skizziert ihre Welt, die Welt einer rüstigen 94-Jährigen, zum Anlass des (jeweils zweiwöchigen) Besuchs des Sohns höchst lebensnah, nüchtern und kühl (S. 146), somit selbstbewusst und kritisch zugleich. Diese Art der zu drei Viertel trockenen, zu einem Viertel doch Sentiment-gebundenen Kommentierung wiederholt sich noch ein paar Mal im Lauf der Erzählung.
Johanna Dürnecker
Feuerfalter
Rezension von Walther Menhardt
Johanna Dürnecker schreibt Prosa, aber in Gedichten. Gedichte lassen die Gedanken des Lesers locker wandern und fließen. Der Text kommt manchmal in kanonischer Syntax, manchmal in Brocken, die ohne Hauptwort oder Verb zünden. Alles, was mit einem Punkt endet, ist eine Mitteilung oder die Übertragung eines Gefühls, die Gefangennahme in einer Stimmung.
Gerhard Blaboll
69 Stunden ins Paradies
Rezension von Bruno Pisek
Der Roman erzählt entlang der Hauptfigur von einem Aufbruch und einer Reise, von Erwartungen, ihren Korrekturen durch die Realität, und von Veränderungen sicher geglaubter Sichtweisen. Jeremias Freimuth, Außendienstmitarbeiter einer Firma, ein erfahrener Berufsreisender, vor allem vertraut mit afrikanischen Ländern, findet sich durch die ungewollte vorzeitige Beendigung seiner Arbeitsbeziehung in einer, wenn auch wirtschaftlich nicht bedrohlichen, aber unangenehmen Situation wieder, der er entkommen will.
Hilde und Richard Langthaler
Brutpflege
Rezension von Judith Gruber-Rizy
Hilde Langthaler (1939–2019) schrieb nie einen „großen Roman“, ihre Ausdrucksform war zeit ihres Lebens der kurze Text. In einem Interview mit Susanne Ayoub für das „Podium Porträt“ zu ihrem 80. Geburtstag, den sie allerdings nicht mehr erleben konnte, sagte sie dazu: „Meist ist es die kurze Form. Ich habe nicht genug Zeit für einen Roman. Ich will ehrlich sein, vielleicht fällt mir auch nichts Langes ein. Natürlich hat es auch mit der Familie und dem Beruf zu tun. Wenn man immer unterbrochen wird, wählt man die kurze Form. Das liegt mir.“
Irene Diwiak
Sag Alex, er soll nicht auf mich warten
Rezension von Alexander Peer
Es ist ein Wagnis, die Geschichte einer gutdokumentierten und historisch ausführlich analysierten, gegen das NS-Regime kämpfenden Widerstandsgruppe in literarischen Stoff zu verwandeln. Die in Graz geborene Irene Diwiak erklärt in ihrem Nachwort, warum sie sich der „Weißen Rose“ angenommen hat. Sie bekennt unter anderem, dass Widerstandsgeschichten Geschichten der Hoffnung sind. Genau diesen Geist vermittelt dieses ausgesprochen genau recherchierte Buch, das sich als Fact-in-Fiction-Komposition verstehen lässt.
Helga Schicktanz
per Bus und Bahn mit Buch …
Rezension von Martin Stankowski
Der Untertitel wäre noch zu ergänzen mit: Lesereisen zu Schulkindern; und/oder: im Wesentlichen in den Jahren 1982 bis 1985; und/oder: mit wenigen Ausnahmen in die österreichische Provinz im erweiterten Weichbild des Wiener Raums (mit den seltenen Ausnahmen Linz, Graz, Salzburg); und/oder: als Kommunikation mit dem etwa gleichaltrigen Grafiker Peter Stöger, also ebenfalls anfangs der vierzig. Diese zusätzlichen Angaben tragen eine Besprechung des Buchs ebenso wie die eigene und zeitweise ebenso eigenwillige Sprache. Es ist deshalb richtig, die Autorin häufig selbst sprechen zu lassen …
Etela Farkasová
Beflügelt
Rezension von Sascha Wittmann
Eine Frau sucht nach einem Verlust Orte auf, die sie gemeinsam mit dem Verstorbenen gerne besucht hat. Langsam nur enthüllt Etela Farkasová, dass es sich dabei um einen Hund, einen Spaniel, handelte, dessen Tod die ohnehin psychisch labile Protagonistin vollkommen aus der Bahn zu werfen droht, zumal der Hund offenbar von einem Nachbarn vergiftet wurde, sich noch dazu ihre einzige Freundin von ihr abwendet und vollends dem Alkohol verfällt. Die Protagonistin vereinsamt immer mehr, kann auch ihrer Arbeit als Illustratorin kaum noch nachgehen. Schließlich schafft sie es, sich bei einer Psychiaterin Hilfe zu holen.
Gregor Auenhammer und Gerhard Trumler
Die Brunnen Wiens
Rezension von Bernhard Heinrich
Brunnen dienen in erster Linie der Wasserversorgung, können aber auch Kunstwerke sein. Sie regen offenbar besonders und immer wieder dazu an, verziert zu werden. Davon gibt es in dem Buch „Die Brunnen Wiens“ zahlreiche Beispiele. Verschiedenste Brunnen werden auf großen und kleinen, schwarz-weißen und farbigen Fotos dem Leser präsentiert, aber auch sehr alte Brunnen, die nicht mehr existieren, in alten Stichen. Die Wasserversorgung war für jeden kleinen Ort ein wichtiges Problem, um so mehr für eine Stadt von der Bedeutung Wiens, und das schon zur Römerzeit.
Dietmar Grieser
Es muss was Wunderbares sein …
Rezension von Christian Teissl
Es ist das Los von Sachbuchautorinnen und Sachbuchautoren, dass an ihnen nur die Stoffe interessieren, die sie bearbeiten, nur die Themen, die sie behandeln. Nach ihrer Sprache, nach Stil und Tonlage, die sie wählen, nach der Art und Weise, wie sie Sätze bauen und aus Sätzen einen Text errichten, wird bei ihnen kaum je gefragt; mit welchen Mitteln sie Spannung erzeugen und Neugierde wecken, was sie aussparen und was sie betonen, wo sie sich zurücknehmen und wo sie forcieren, findet nur wenig Beachtung. Wie sehr es aber gerade auch hier, abseits der sogenannten Belletristik, abseits des autonomen sprachlichen Kunstwerks, auf solche Dinge ankommt, zeigt das Beispiel unseres Ehrenmitglieds Dietmar Grieser.
Peter Paul Wiplinger
Lyrik. 1000 ausgewählte Gedichte. 1960 bis 2023
Rezension von Klaus Ebner
Er weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat. Er weiß, worauf es im Leben wirklich ankommt. Und er weiß auch, dass literarische Worte womöglich ungehört verhallen. Aber damit wollte er sich nie abfinden: Er begehrte auf, wollte sich den Mund nicht verbieten lassen; mit seinen Texten, hauptsächlich Lyrik, brandmarkte er die Irrungen der Gesellschaft und ihre gewalttätigen Auswüchse, den Krieg, den Totalitarismus, die Ungerechtigkeit. Dieses Aufbegehren trägt einen Namen: Peter Paul Wiplinger.
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Peter Paul Wiplinger
Wörterwelten
Styropor-Beschriftungen 2019–2022. Rezension von Klaus Ebner
Es ist ein großformatiges (A4) Buch, das Peter Paul Wiplinger vorlegt: »Wörterwelten«, die im Untertitel verraten, dass es sich um Styropor-Beschriftungen handelt. Damit setzt der Autor erklärtermaßen seine Schachteltexte, Beschriftungen von Schachteln, fort, die zuvor schon in drei Bänden ebenfalls bei Löcker erschienen sind.
Dario Calimani
Der Jude auf der Kippe
Essay. Aus dem Italienischen von Hans Raimund. Rezension von Klaus Ebner
Dario Calimani wurde 1946, also kurz nach Ende des Weltkrieges, in Venedig in eine jüdische Familie geboren. Er studierte englische Sprache und Literatur und wurde ordentlicher Professor für englische Literatur. Gleichzeitig war er, ebenso wie sein Vater, viele Jahre in der jüdischen Gemeinde von Venedig tätig. Sein Buch »Der Jude auf der Kippe«, das nun in der deutschen Übersetzung von Hans Raimund bei Löcker erschien, ist eine Art Erinnerungsessay, der vor allem die Stationen der eigenen Erfahrungen in der Nachkriegszeit durchleuchtet und zu zeigen versucht, was es heißt, in einer Welt nach der Schoah Jude zu sein.
J. Rodolfo Wilcock
Italienisches Liederbuch
Ausgewählte Gedichte. Übersetzt von Hans Raimund. Rezension von Gerald Jatzek
Empfehlung ab Seite 52 – J. Rodolfo Wilcocks Lyrik beginnt professorenhaft, wird aber bald zum Vergnügen.
Reinhard Wegerth
Die besten Wunder
Mirakelgeschichten aus Christentum und Islam. Rezension von Ingeborg Hofbauer
Diese Mirakelgeschichten aus dem Christentum und Islam sind in einer Sprache verfasst, die Staunen und Schmunzeln beim Lesen gleichermaßen weckt.
Johannes Wais
Geistesgewärtig
Gedichte und Gebete. Rezension von Christian Teissl
Die Angabe „Gedichte und Gebete“ auf dem Cover einer literarischen Neuerscheinung weckt heute vielerorts Skepsis: Geht das noch zusammen? Lässt sich das noch miteinander vereinen? Hemmt ein religiöses Bekenntnis nicht den freien Flug der Worte? Dass Gebet und Gedicht ein- und derselben Wurzel entstammen und die Anfänge aller Poesie, soweit sie überliefert sind, im Bereich des Kultischen liegen, ist in unserer säkularisierten Welt weitgehend vergessen. Und doch ist der weite und vielfältige Bereich der spirituellen Literatur keineswegs verwaist, werden auch heute immer wieder noch Versuche unternommen, die Erfahrungen des Glaubens in neue, bisher so noch nicht gehörte Worte zu fassen.
Hannes Vyoral
TERRAFERMA
Gedichte. Mit Offsetfarblithografien von Johann Julian Taupe. Rezension von Ingeborg Hofbauer
Ein Glücksgriff, dieser wunderschön gestaltete Lyrikband und eine weitere Kostbarkeit in meinem Bücherschrank. Zumal ich betonen möchte, dass der erste Blick hinein bereits spontan meine Sehnsucht nach meiner Lieblingsregion in Oberitalien weckte.
Hannes Vyoral
Europa. Eine Reise
Aufzeichnungen & Gedichte. Rezension von Elisabeth Schawerda
„Reisen wir“, heißt es in einem Gedicht von Doris Mühringer. „Aber wohin / frage ich / Heimwärts / Aber wo ist das / frage ich / Innen / sagt die Stimme“. Mit Hannes Vyoral reisen wir durch viele Länder, aber auf eine gewisse Weise immer auch nach Innen. Als „aufzeichnungen & gedichte“ bezeichnet er seine reiche Sammlung an Texten. Und diese sind darüber hinaus nicht bloß Aufzeichnungen, sondern Zeichnungen mit feinem Stift, reduziert auf die wesentlichen Linien und Farben. Der Leser steht inmitten jedes Bildes, wenn er die wenigen erforderlichen Zeilen liest, die ihn an den fernen Ort bringen.
Claudia Taller
… der Tod geht mit
Krimi. Rezension von Michael Stradal
Was ist anlässlich dieser Martinsfeier zur nachmittägigen Stunde am Domplatz von Linz tatsächlich passiert? Mitten unter der laternentragenden Kinderschar wird auf eine Kindergärtnerin geschossen, worauf diese auf das Kind stürzt, welches sie an der Hand gehalten hat. Sie wird lebensgefährlich verletzt und muss ins Krankenhaus gebracht werden. Der Täter wird von einer Kollegin des Schussopfers auf der Flucht zwar kurz beobachtet, kann aber durch den Dom unerkannt entkommen.
Michael Stradal
Im Labyrinth der Verdächtigungen
Kriminalnovelle aus Maria Enzersdorf/Südstadt. Rezension von Claudia Taller
Gibt es in Österreich Kommissare oder gar eine Oberkommissarin? In Michael Stradals Kriminalnovelle gibt es welche, und zwar ziemlich tüchtige. In nur wenigen Tagen – von Dienstagnacht bis Freitagnachmittag – lösen besagte Oberkommissarin Vukovic und Kommissar Nikolaus Novak gemeinsam mit Oberinspektor Gerhard Mantler und Inspektorin Siglinde Rasp den Fall ‚Kevin Auster‘.
Maria Stahl
glück wär ich dir gerne gewesen
Legenden, Überlieferungen, Enthüllungen. Rezension von Eva Meloun
Dieses Buch bietet allen an österreichischer Geschichte Interessierten einen Blick auf die „Schicksalsspur der Habsburger“, hier speziell in Pannonien. Da wird nicht trockene Geschichte „gelehrt“, sondern in kurzen lebendigen Textstücken auf ein wesentliches Ganzes hingewiesen. Noch nie sind mir historische Geschichten und „Legenden“, beleuchtet durch entsprechende Bilder, so nahe gekommen.
Ingrid Schramm & Andrea Glatzer
Die Schicksalsspur der Habsburger in Pannonien
Legenden, Überlieferungen, Enthüllungen. Rezension von Eva Meloun
Dieses Buch bietet allen an österreichischer Geschichte Interessierten einen Blick auf die „Schicksalsspur der Habsburger“, hier speziell in Pannonien. Da wird nicht trockene Geschichte „gelehrt“, sondern in kurzen lebendigen Textstücken auf ein wesentliches Ganzes hingewiesen. Noch nie sind mir historische Geschichten und „Legenden“, beleuchtet durch entsprechende Bilder, so nahe gekommen.
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Elena Salibra
Gen Norden – Nordiche
Gedichte Deutsch/Italienisch. Übersetzt von Franziska Raimund. Rezension von Elisabeth Schawerda
Elena Salibra wurde 1949 in Catania geboren. Sie war Literaturwissenschaftlerin an der Universität Pisa. Ihre fünf Lyrikbände wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 2014 ist sie nach schwerer Krankheit gestorben. Franziska Raimund, die sie persönlich kennenlernte, fand die Dichtung Salibras erstaunlich anders als die zeitgenössische italienische Lyrik; sie widmete sich den Übersetzungen mit intensivem Interesse und Wertschätzung für die Persönlichkeit der Autorin.
Brigitte Pixner
Das Pulsarnetz
Roman. Rezension von Elisabeth Schawerda
Brigitte Pixner hat einen erstaunlich umfangreichen Roman geschrieben. Noch erstaunlicher ist die Fülle an Fantasie, an Bildern. Ein Labyrinth, ein Dschungel von Szenen, dicht aufeinander folgend, eine sich in die nächste verwandelnd, irritierend, an Mythen und Märchen anklingend, aus vielen Bereichen schöpfend. Man wird schwindlig beim Lesen und sucht nach dem Faden, der durch diese Fluten von fantastischem Geschehen führen könnte.
Jean Perron
Die einfache Ekstase des Atmens
Gedichte. Übersetzt von Reinhard Lechner. Rezension von Christoph Janacs
Lyrik oder besser: Poesie, wir wissen es, fristet trotz mancher Preise und des einen oder anderen Symposions im lauten Literaturbetrieb ein Schattendasein. Selbst in größeren und großen Verlagen erreichen Gedichtbände selten mehr als 1000-2000 Stück Auflage, in kleineren Verlagen kaum mehr als ein paar hundert. Dem gegenüber stehen zahlreiche Internetforen für Lyrik, die sich eines großen Zuspruchs erfreuen, und immer noch schreiben Menschen Gedichte und senden Manuskripte an Lektorate in der Hoffnung auf Publikation.
Alexander Peer
111 Orte in Pinzgau, die man gesehen haben muss
Reiseführer. Rezension von Clemens Ottawa
Auch wenn Franz Innerhofer als Mitbegründer des Anti-Heimatromans gilt, so meinte er doch einmal: „Die Natur meiner Heimat war mir immer lieb!“ – und seine Heimat, das ist der Salzburger Pinzgau, eine Region, in der es viel, sehr viel sogar zu entdecken gibt.
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Alexander Peer
Die Unvollendeten
Berühmte Werke, die keinen Abschluss fanden. Rezension von Alexander Peer
Es hat etwas Versöhnliches, Die Unvollendeten von Clemens Ottawa zu lesen. Der milde Glanz der Weltgeschichte legt sich während der Lektüre auf das eigene Dilemma. Wer wollte sich nicht in dieses Team einreihen, Teil jener Frau- und Mannschaft werden, die auf Projekte blickt, die unabgeschlossen bleiben? Fast fühlt man sich ermächtigt, in der Unabgeschlossenheit eine höhere Würde zu vermuten. Ja, dass eine mythische Aura das Fragment einhüllt.
Anton Mantler
Versuchte Nähe
Lyrische Miniaturen und Notate. Rezension von Bernhard Heinrich
Bereits im Titel wird die Absicht des Lyrikbands formuliert: Versuchte Nähe. Die Nähe ist noch nicht gelungen, wird aber angestrebt. Der Versuch des Autors bezieht sich darauf, dem Leser näher zu kommen und sein Verständnis zu finden. Es ist aber auch der Versuch, der Welt näher zu kommen mit all ihren verschiedenen Phänomenen. Dies geschieht mit kurzen und pointierten Gedichten, die sich mit vielen Themen auseinandersetzen.
Annett Krendlesberger
Daliegende.Unbewegt
Lyrik. Rezension von Beatrix Kramlovsky
Ein faszinierender Band aus Lyrik, lyrischer Prosa und einem beeindruckenden Spiel mit den Möglichkeiten der deutschen Sprache liegt von Annett Krendlesberger vor. Klar ist von der ersten Zeile an: nur durch das Wort wird das Gesehene real. Die Erzählerin ist mehr als ein lyrisches Ich, hier wird tatsächlich eine Geschichte erzählt, eine Entwicklung beschrieben, ein Zustand angeprangert, eine Situation festgehalten.
Linda Kreiss
Irgendwann falle ich aus der Zeit
Miniaturen aus Indien und Nepal. Rezension von Christian Teissl
Mit diesem Buch kehrt die Autorin in eine Weltgegend zurück, die ihr von früher her vertraut ist, hat sie doch viele Jahre in Nepal verbracht, als Mitarbeiterin des Goethe-Instituts von Kathmandu. Nepalesische Impressionen versammelt denn auch einer der drei Abschnitte dieses streng topographisch gegliederten Bandes; die anderen beiden führen nach Goa und Varanasi.
Rudolf Kraus
Schuldgefühle allerorts
Ein Lesebuch. Rezension von Christian Teissl
Rudolf Kraus ist ein Herbstkind und das ist sein Schicksal. Eine herbstliche Stimmung, eine septemberhafte Schwermut durchzieht sein ganzes Werk. Im Nachwort zu der vorliegenden Sammlung, die Texte aus mehreren Jahrzehnten vereint – Altes, Neues, Neugefasstes –, und einen ersten repräsentativen Querschnitt durch sein bisheriges Schaffen darstellt, blickt er zurück auf seine Anfänge und bekennt, dass die Bilder, die er sich als Jugendlicher von der Welt machte, indem er sie aufzuzeichnen begann, „alle ausnahmslos in dunklen, sehr dunklen Farben“ gehalten waren: „Dunkelrot, Mitternachtsblau, Indigo, Kastanienbraun, Dunkles Schiefergrau und Schwarz“.
Doris Kloimstein & Ursula Fischer & Renate Minarz (Hg.)
Die Tochter des Jaïrus
Eine Art Stundenbruch. Rezension von Johannes Wais
Talita kum – Mädchen, steh auf!“ Mit diesen Worten, die der Evangelist Markus in der aramäischen Originalsprache überliefert hat, soll Jesus von Nazaret eine seiner insgesamt drei Totenerweckungen bewirkt haben. Gesprochen wurden sie zur zwölfjährigen Tochter des Synagogenvorstehers Jaïrus, der sich zuvor hilfesuchend an den galiläischen Wunderrabbi gewandt hatte, da sein geliebtes Kind im Sterben lag. Auf dem Weg zum Krankenlager, das Jesus aufzusuchen bereit war, ereignet sich zunächst ein anderes Wunder.
Elisabeth M. Jursa
An der Mauer unter dem Vordach
Rezension von Christian Teissl
Ihr Lebensweg hat Elisabeth M. Jursa in viele verschiedene Länder geführt. „Ich bin schon viel auf der Welt herumgekommen. Habe in anderen Kulturen gelebt, mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, auf verschiedenen Kontinenten. Aber im Paradies war ich noch nie“, notiert sie lakonisch in ihrem jüngsten Buch, einer Sammlung von 37 Kurzprosatexten. Formal loten diese Texte nahezu alle Möglichkeiten und Spielarten der kurzen Prosa aus, vom skizzenhaften Feuilleton über den kleinen Essay bis zum Prosagedicht; manche Texte lassen Ansätze einer Geschichte erkennen, den Anfang oder das Ende einer Erzählung, die unerzählt bleibt; Figuren erscheinen und erheben ihre Stimme, Umrisse von Lebensläufen, von Schicksalen werden erkennbar; anderes wiederum bleibt im Bereich der reinen Reflexion, wie etwa die Skizze über „Tiefe Gräben“ in uns und um uns oder die Betrachtung über das Wort Brot.
C. H. Huber
Sagtest Du Liebe
Roman. Rezension von Gregor Auenhammer
Verwunschen, verwunschen wie „verstreute Erinnerungen an eine ungewisse Zukunft“, sind die Figuren und deren Lebenslinien, die im Roman Sagtest Du Liebe thematisiert werden. Verwunschen, versunken in Gedanken, Worten und Werken, verloren gibt sich die klar und selbstbewusst gezeichnete Protagonstin in die maßlosen Hände einer „amour fou“. Aller Vernunft zum Trotz.
C. H. Huber
unkraut.undsoweiter
Gedichte. Rezension von Reinhard Lechner
Poetische Kleinode des Autofiktionalen sind sie, die Gedichte von C. H. Huber in unkraut.undsoweiter. Ein weibliches lyrisches Ich, das lebenserfahren ist, hält Momente fest, gegenwärtige, vergangene. Die Autorin lässt dieses lyrische Ich mit genauem Blick poetisieren, dieser ist einmal zärtlich-einfühlsam, dann wieder schonungslos-lakonisch, manchmal gesellschaftskritisch. Das Verdichten erfolgt entlang der weiblichen Biografie und der Welt rund um diese. In einer zugänglichen Sprache, erfrischend, mitunter mit Augenzwinkern, die Autorin kommt ohne Pathos und ohne Nostalgie aus.
Sonja Henisch
Bösenstein
Ein österreichisches Sittenbild. Rezension von Ingrid Schramm
Eine verstaubte Hitleruniform taucht plötzlich am Dachboden auf und lässt einen Jugendlichen namens Daniel, der sie entdeckt, unsichtbar werden. So kann er die Welt undercover beobachten und erlebt erschreckende Zustände.
Karin Gayer
Übergangsland
Lyrik. Rezension von Angelika Stallhofer
Nichts ist gewiss in Karin Gayers Übergangsland, und das ist gut. Ein Land im Rücken, ein anderes vor Augen, passieren Leser*innen die Schwelle dieses Bandes. Dahinter wartet eine große Weite: hier herrschen weder Zwang und Enge noch Hast und Getriebenheit. Und doch ist hier jedes Wort präsent, öffnet Türen, führt in einen neuen Raum. Karin Gayer hält die Worte fest und lässt sie trotzdem schweben: jedes Gedicht ein Drachen, der am Himmel tanzt, ein Festhalten ohne Gewalt.
Franco Fortini
Nichts ist sicher, aber schreibe – Nulla é sicuro, ma scrivi
Ausgwählte Gedichte italienisch / deutsch. Übersetzt von Hans Raimund. Rezension von Elisabeth Schawerda
Franco Fortini lebte von 1917 bis 1994. Er wurde in Florenz geboren. Sein Vater war Jude, deswegen nahm er später zu seiner Sicherheit den Namen der katholischen Mutter an. 1941 wurde er in die Armee einberufen. Er floh in die Schweiz und trat den Partisanen von Valossola bei. Ab 1947 arbeitete er als Journalist, veröffentlichte erfolgreiche Reiseberichte und übersetzte literarische Werke aus dem Französischen, Englischen, Deutschen.
Weiterlesen … Nichts ist sicher, aber schreibe – Nulla é sicuro, ma scrivi
Maria Dippelreiter & Michael Dippelreiter (Hg.)
Kostbares Frachtgut
Von Österreichs Kulturarbeit im Ausland. Rezension von Matthias Mander
Die Dokumentation eines Kongresses über einen Politikzweig unter lauter literarischen Neuerscheinungen? Warum nicht, wenn er von solcher literarischer Güte ist wie dieses Buch, das – abgesehen von der besonders sorgfältigen Herausgeberleistung – in den persönlichen Bekundungen aller Autorinnen und Autoren in Denktiefe und Wortwahl über den hochrangigen Anlass hinaus von bleibendem Wert ist!
Johannes Diethart
Die Idylle ist ein Mörderstück
Ein Wachau-Krimi. Rezension von Gottfried Pixner
Johannes Diethart hat uns schon mit manchen seiner Bücher überrascht, deren Inhalt und Gestaltung wohltuend gegen den Strich gebürstet war. In vorliegendem Krimi geht es um das grauenvolle Vorkommnis eines Mädchenmordes im Landschafts- und Kulturidyll der Wachau – ein Ereignis, das trefflich die Bitterkeit des Titels rechtfertigt. Nein, viel aus den Handlungssträngen des Romans verrät der Rezensent nicht, um den Interessierten nicht die Freude an der spannenden Lektüre zu nehmen!
Michael Dangl
Hymnos an den Süden
Gedichte. Rezension von Christian Teissl
Als Schauspieler und Rezitator hat Michael Dangl, Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt, zahlreichen Texten der österreichischen Literatur, alten und neuen, bewährten und noch unerprobten, seine Stimme geliehen, in den vergangenen Jahren aber in zunehmendem Maße auch als Autor von sich reden gemacht. Nach einer Reihe von Prosabüchern – zu nennen sind hier vor allem die beiden Romane Im Rausch und Orangen für Dostojewskij – legte er zuletzt seinen ersten, in langen Jahren herangereiften Lyrikband vor.
Georg Bydlinski
Blättervogel
Gedichte. Mit Fotos von Birgit Bydlinski. Rezension von Mara Scherzer
Schon der Titel von Georg Bydlinskis jüngstem Lyrikband „Blättervogel“ lässt sich auf vielfache Weise deuten: Die Covergestaltung zeigt einen Vogel aus Laubblättern, das haptische Buch weckt natürlich Assoziationen mit Papierblättern, mit dem Akt des Umblätterns. Ebenso vielschichtig und offen erscheinen die poetischen Augenblicke, die lyrischen wie die fotografischen, in die wir beim Lesen Seite für Seite neu eintauchen. Jedes Foto und fast jedes Gedicht bekommt seine eigene Seite, seinen eigenen Atemzug, seinen eigenen Raum – die beiden längsten Gedichte sind im dritten Abschnitt „Südwärts“ versammelt und dürfen sich, einer Reise entsprechend, über längere Strecken ausdehnen.
Dánila Boggiano
Sanft, ganz sanft legt sich der Wind. In tenerezza declina il vento
Gedichte deutsch/italienisch übersetzt von Franziska Raimund. Rezension von Elisabeth Schawerda
„Wird ein italienisches Gedicht in die deutsche Sprache übersetzt, wechselt es nicht nur den linguistischen Zeichenkodex, sondern auch den literarischen, und dieser kann auch vom besten Übersetzer nicht umkodiert werden, denn die Erinnerungssphäre eines Einzelwortes ist muttersprachlich gebunden.“ Das schreibt Eugenio Montale über das Übersetzen. Er hat gewiss recht, aber wir Leser sind glücklich, dass wir auch die Werke aus anderen, uns fremden Sprachen genießen und ihnen so nahe wie möglich kommen können.
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Armin Baumgartner
Klopfzeichen aus der Vergangenheit
Erzählungen und Kurzprosa. Rezension von Christian Teissl
Klopfzeichen: das können Zeichen sein, die ein Verschütteter gibt, um der Welt draußen, den Menschen über Tage zu bedeuten, dass er noch am Leben ist; Klopfzeichen können verschlüsselte Botschaften sein, die Gefangene einander senden, von Zelle zu Zelle, hin und her, her und hin, gemorste Zwiegespräche; Klopfzeichen können verabredete Signale sein, in Zeiten der Verfolgung und Unterdrückung, mit denen einer dem anderen sagt: „Ich bin es, der draußen vor der Türe steht, dein Freund, nicht dein Mörder.“
Peter Paul Wiplinger
Feuerzeichen/Вогняні знакі
Gedichte zum Krieg in der Ukraine. Rezension von Klaus Ebner
Selten habe ich mich über einen Irrtum meinerseits so sehr gefreut! Denn es ist noch nicht so lange her, dass ich in einer Rezension von einem »letzten Buch« Peter Paul Wiplingers sprach, und das sogar zweimal. Nun, ich habe mich bereits zweimal geirrt, denn nun gibt es ein neues Buch des 1939 im oberösterreichischen Haslach geborenen Autors, und ich werde nicht wieder den Fehler machen, von einem »letzten« Buch zu reden. Wiplinger legt mit »Feuerzeichen« seine aufwühlenden Gedanken zu Putins Vernichtungskrieg gegen die Ukraine vor. Aufwühlend für uns Leser*innen, vor allem aber für ihn selbst.
Etela Farkašová
Über Stille, Langsamkeit und andere Werte
Rezension von Sascha Wittmann
Etela Farkašová diagnostiziert, dass unsere Zeit immer schneller und lauter wird. Sie nennt sie „superschnelle Zeit“ und unsere Gesellschaft „Non-Stop-Gesellschaft“. Alles muss immer und überall für jede und jeden verfügbar sein. Diese Entwicklung hat aber viele negative Aspekte: Farkašová schreibt die Schnelligkeit dem menschlichen Entwicklungsalter der Jugend zu. Durch die Fetischisierung der Jugend werden allerdings Kindheit und Alter entwertet. Hohe Geschwindigkeit und dauernder Lärm erzeugen permanenten Stress, was bekanntermaßen ungesund ist. In Kapiteln über Langsamkeit, Stille und Entschleunigung widmet sich Etela Farkašová den negativen Auswirkungen unserer Lebensweise. Sie versucht allerdings auch, Möglichkeiten der Überwindung aufzuzeigen. Um ihre Thesen zu untermauern, zitiert sie nicht nur Philosophen von der Antike bis zu Konrad Paul Liessmann, sondern auch Soziologen, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ja sogar eine Musikerin.
Georg Markus
Erinnerungen an Gestern
Unbekanntes Bewegendes Amüsantes. Rezension von Bernhard Heinrich
In zehn Kapiteln widmet sich Georg Markus der Vergangenheit und fördert damit noch kaum Bekanntes oder zu Unrecht Vergessenes zutage. Einige Kapitel beschäftigen sich mit den großen Familien der Habsburger-Monarchie, mit dem Erzhaus selbst, aber auch mit Geschichten und Geschichtchen anderer großer Adelsfamilien, wie den Thun-Hohenstein, den Henckel von Donnersmarck, den Hohenlohe-Schillingsfürst. Einige Nachkommen spielen auch in der heutigen Öffentlichkeit noch eine prominente Rolle, wie Karl Hohenlohe oder Friedrich von Thun.
Vera Ferra-Mikura
Die Sackgasse
Roman. Rezension von Doris Kloimstein
„Trippeltropf, wo ist die Sonne? / Trippeltropf, wer kann sie sehn? / Lustig singt die Regentonne / Oh wie ist mein Leben schön! …“ – Wie oft ich das Regenliedchen meinem Sohn, den Nichten, Neffen, und jetzt schon wieder meinen Enkelkindern vorgelesen habe, sodass ich es schon auswendig rezitieren kann, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte und habe ich Vera Ferra-Mikura in meinem Kopf als Kinderbuchautorin abgespeichert. „Frosch im Gras, volles Faß, plansch, die ganze Welt wird naß …“ Aus meiner Froschperspektive schubladisierend hatte ich noch die Drei Stanisläuse im Gedächtnis und fine.
Denial Bahtijaragic
Die Bogomilischen Gräber
Roman. Rezension von Martin Stankowski
Erst mit resp. nach der Lektüre erschließt sich der Sinn des Titels und der Grafik auf dem dunkelgrünen Schutzumschlag. Bogomilische Gräber, das wird nicht erklärt. Dabei handelt es sich (gemäß Internetrecherche des Verfassers) um kleinere steinerne Blöcke, auch Stelen, einer früheren, seit einigen Jahrhunderten nicht zuletzt aufgrund kreuzzugartiger Inquisitions-Abfolgen nicht mehr existenten christlichen Glaubensgemeinschaft. Die Bedeutung ist nicht eindeutig geklärt; eindeutig, und das spricht für dieses/zu diesem Buch, ist die Bestimmung als Erinnerungsort. Die Abbildung ihrerseits setzt 465 Särge von Opfern aus Srebrenica in einer scharfen zentralperspektivischen grafischen Umwandlung ein. Damit wird ein Bogen geschlagen zu den Verfolgungen anderer Religionen und zur Gegenwart.
Dorothea Nürnberg
Herzträume
Philosophisch-poetische Weltbetrachtungen. Rezension von Martin Stankowski
Der kurze Vorspann weist die Richtung, welche die knapp dreißig Beiträge verfolgen: die Zuflucht der Seele, geöffnete Pforten der Phantasie, der Kunst, der Philosophie, der Spiritualität. Der Kosmos der inneren Bilder führt ins Herz der ganz umfassend verstandenen Natur. Auf den nachkommenden Seiten folgen zum steten, stetigen Thema der Selbstreflexion viele oft kurz gehaltene Gedanken, die in ihrer oft aufeinander bezogenen Zusammenstellung vom Perspektivenwechsel des Bewusstseins (50) berichten und es mannigfach beleuchten. Der Bogen bleibt, auch bei dem Blick auf ein spezifisches Thema – wie Gemälde, schriftliche Dokumente, Natur, Tiere – immer weitläufig; es geht stets um ein verstehendes Nachspüren von äußerer Erscheinung und inneren Werten.
Susanne Ayoub
Rondo Veneziano
Kriminalroman. Rezension von Michael Stradal
Drei Wienerinnen, Adele, Chris und Biggi, die, vor Jahrzehnten Schulkolleginnen, unterschiedlicher nicht sein können, treffen einander zufällig in Venedig, wohin sie aus verschiedenen Gründen gereist sind. Adele, die ihre vermögende Nenntante Pauline Agassian auf deren dringenden Wunsch besuchen wollte, ist außer sich, da sie erfahren musste, diese sei bei einem häuslichen Unfall mit dem Rollstuhl ums Leben gekommen. Da allerdings niemand, nicht einmal deren aus den USA angereisten Neffen, genauere Auskunft über die Umstände des Unfalls geben kann oder will, lässt sich Adele nicht davon abbringen, im Anschluss an die Urnenbeisetzung der Nenntante auf eigene Faust der Sache nachzugehen. Aus einem beschaulichen Venedig-Urlaub wird daher für ihre zwei Freundinnen auch nichts, denn sie sind sofort bereit, Adele bei ihren Nachforschungen behilflich zu sein.
Peter Paul Wiplinger
Blian und Vablian
Dialektgedichte. Rezension von Armin Baumgartner
„Blian und Vablian“ – damit hat mich der honorable Peter Paul Wiplinger lausbubenartig auf die falsche Fährte gelockt: zwei biblische Gestalten, die möglicherweise in den Apokryphen zu finden sind, oder zwei Figuren aus der französischen Literatur des 15. Jahrhunderts – nichts dergleichen. Es genügt, den Titel halblaut auszusprechen, um zu erkennen, wer nicht auf diese Idee kommt, muss aber auch nicht lange warten. Schon im ersten Gedicht (S. 8), dem titelgebenden, wird das Rätsel gelöst: Es geht ums Blühen und Verblühen, in des Dichters Heimatdialekt, dem Haslacherischen, verfasst. Damit offenbart Peter Paul Wiplinger schon zu Beginn den ganzen Charme und Zauber, die unendliche Fantasie, die dem Dialektalen innewohnt.
Es gibt wenige Zeitgenossen, die diese Kunst der Dialektdichtung betreiben, und zwar dergestalt, dass das Werk auch Substanz hat und sich nicht im Humor erschöpft. Das ist dem H. C. Artmann gelungen zum Beispiel, auch Gerhard Rühm, Christine Nöstlinger, Rolf Schwendter, Manfred Chobot, Willi Resetarits, Gerhard Kofler oder Günter Brödl gehören genannt. Die Liste reicht bis zu Rudolf Kraus oder Karl Stirner mit seinen „73“ Vierzeilern, den ich in dieser Reihe nicht unerwähnt lassen möchte.
Michael Stradal
Herr Antal bekommt Besuch
Kriminalnovelle aus Maria Enzersdorf/Südstadt. Rezension von Rudolf Kraus
Michael Stradals „Herr Antal bekommt Besuch“ ist im Stil einer klassischen Kriminalnovelle geschrieben, ohne dabei anachronistisch zu wirken. Denn er stellt die Ermittlungsmethoden und –abläufe gut recherchiert in den Fokus seiner Hauptprotagonisten Hauptkommissar Schrempf und Kommissar Niko Novak. Anton Schrempf, der gerade in Maria Enzersdorf an einem Seminar teilnimmt, wird von seinem jungen Kollegen Novak über einen Mordfall informiert, der aber – da Schrempf ja steirischer Kriminalbeamter ist – natürlich nicht in sein Zuständigkeitsgebiet fällt.
Beatrix Kramlovsky
Frau in den Wellen
Rezension von Claudia Taller
Ja, Joni – die ‚Frau in den Wellen‘ – führt ein bewegtes Leben, behende bewegt sie sich zwischen Städten und Kontinenten, zwischen Wien und Berlin, zwischen New York und Vejer de la Frontera, zwischen Europa und Kanada, zwischen Amerika und Asien.
Joni hat alles im Griff. In jeder Stadt gibt es einen guten Freund, der sie beherbergt – von Freund zu Freund, von Welle zu Welle – sie fällt weich. Es gibt verständnisvolle Freundinnen, darunter die Partnerinnen ihrer Freunde. Eifersucht existiert nicht.
Fast ein wenig unwahrscheinlich, soviel Glück.
Mark Allen Klenk
Oh, das bin ja ich
Erzählungen über Sinn und Leben. Rezension von Johannes Wally
Rastlosigkeit, Abschied, Aufbruch und dazwischen: Trauer oder Triumph, je nachdem welche Grenze überschritten wurde. Das sind die Themen, die sich durch Mark Allen Klenks Erzählband Oh, das bin ja ich (2022) ziehen und sowohl autobiographisches Material als auch fiktive Stoffe strukturieren. Ob wir dem alter ego des Autors zum ersten McDonalds-Restaurant auf russischem Boden folgen oder den Träumen eines Migrantenkindes, das die Grenze zwischen xenophoben Alltag und Phantasiewelt überschreitet: Immer steht im Textzentrum das Bewusstsein der Vergänglichkeit, die Ahnung der sich anbahnenden Veränderung. Und auch wenn Veränderung für Klenk nur selten ein Grund zur Trauer ist, so sind die emotionalen Färbungen seiner Texte komplex. Fast immer kann seinen Erzählungen ein positiver Grundton attestiert werden, der jedoch nie zu grellem Optimismus verflacht.
Wolfgang Groiss
Ein Halleluja aus Granit
Gedichte und Sinnsprüche. Rezension von Christian Teissl
„Wandlung“: Wem sagt dieses Wort noch etwas? Man spricht gerne und viel vom Wandel, nimmt Verwandlungen wahr und verwandelt sich selbst, doch die Wandlung ist aus unserem Sprach- und Vorstellungsschatz weitgehend verschwunden, aus unserem Alltag erst recht, zu sehr verweist dieser Begriff auf den Bereich des Sakralen. Wolfgang Groiss stellt ihn ins Zentrum seines neuen Buches: Ein Zyklus von 40 Gedichten – die Zahl ist wohl kein Zufall –, die meisten von ihnen aus zwei bis drei Strophen gebaut und durchgehend gereimt, bildet das Herzstück dieser Sammlung. Vierzig Mal umkreist der Autor darin, quer durch die Tage und Jahre, durch Zeiten der Freude und der Klage, der schweren Mühsal und der schönen Feier ein Geheimnis, für das es keinen Namen gibt und über das man wohl nur in Gleichnissen reden kann.
Heimito von Doderer
„WER SICH IN FAMILIE BEGIBT …“
Briefe an Astri und Hans v. Stummer. Herausgegeben von Claudia Girardi und Gerald Sommer. Rezension von Doris Kloimstein
Ein Buch zwischen wissenschaftlichem Anspruch und unterhaltsamer Lektüre changierend, wohl von den Herausgebenden – tät Doderer jetzt rotieren oder schmunzeln ob der Genderei … – so intendiert, ist die Lektüre gleichermaßen eine Fortbildung für Germanistikstudenten*innen wie Lesevergnügen für Literaturaffine.
Claudia Girardi und Gerald Sommer haben für ihren Sonderband 7 der Schriftenreihe der Heimito von Doderer-Gesellschaft mit dem Kral Verlag den idealen Verlag gefunden, so wohlfeil – die Wortwahl müsste dem Doderer jetzt gefallen – ist das Buch gestaltet: Hardcover, reich bebildert mit den Briefen, um sich von Doderers Schrift ein umfassendes Bild machen zu können, mit Fotos, mit Post- und Ansichtskarten, mit kleinen Zeichnungen von Doderer, mit Lesebändchen, Kommentar und Namenregister.
Astri und Hans v. Stummer waren die Schwester und der Schwager von Heimito von Doderer. Es ist der Enkelin Astri Stummers zu verdanken, dass die Briefe, die in einem Kasten am Riegelhof, dem Landhaus der Familie im Raxgebiet, aufbewahrt worden waren, 2016 zur Edierung freigegeben wurden.
Etela Farkasova
Die Rettung der Welt nach G.
Rezension von Sascha Wittmann
G. hat eine Mission: Sie muss die Welt retten. Wie sie dabei vorgeht, erzählt Etela Farkašová aus G.s Perspektive. So erfahren wir, dass G. eine nicht mehr ganz junge Frau ist, die ihren Tagesablauf streng geregelt hat. Vor allem Putzen und die abendlichen Eintragungen in ihre Geheimhefte nehmen viel Zeit ein. G. war nicht immer so strikt, die Verhaltensmuster haben sich mit der Zeit verstärkt. Sie besuchte das Gymnasium, begann sogar ein Studium. Auffällig wurde sie erstmals, als sie in der Bibliothek, in der ihre Mutter arbeitete und in der sie nach der Schule Aufgaben machen durfte, die Bücher der Größe nach ordnete und überhaupt nicht einsah, was daran nicht sinnvoll sein sollte. Freundinnen im herkömmlichen Sinn hatte sie keine, es gab aber Mädchen mit denen sie gemeinsam lernte, sogar manchmal ins Kino ging, tiefere Beziehungen entwickelte sie allerdings nie, von Liebesbeziehungen ganz zu schweigen. Die Studienrichtungen Mathematik und Physik wählte sie, weil es exakte Wissenschaften sind. Sie gab das Studium allerdings auf, als sie erfuhr, dass auch die Physik die Welt nicht restlos erklären kann. Der Tod ihres Vaters, der bei einem Flugzeugabsturz umkommt, trifft sie sehr hart. Nun lebt sie mit ihrer Mutter in einem Häuschen am Stadtrand, achtet darauf, dass nichts und niemand die selbstauferlegte Ordnung stört, weil Veränderungen sie aus der Bahn werfen und arbeitet an ihrem großen Buch.
Etela Farkasova
Es ist geschehen
Übersetzt aus dem Slowakischen von Christel Spanik. Rezension von Rosemarie Schulak
Wir alle sind umgeben von Tod und Sterben, untrennbar verbunden mit diesem Thema und mit der Allgegenwart von Schmerz, mehr oder weniger verborgenen Leiden und irgendwann real sich ankündendem Tod. Der eigenen Ohnmacht ist einer sich bald bewusst. Im familiären Bereich gibt man sich in solcher Lage gerne bedeckt. Betrifft es Familienangehörige, zeigt man sich stark, optimistisch, notwendiger Weise; meist aber stumm. Das Thema weckt Angst und wird deshalb oft als Tabu betrachtet. Innerhalb literarischer Arbeiten gilt es als mutig, sich diesem Thema zu stellen.
Otto Hans Ressler
Kardinal und Hure
Die Geschichte eines Gemäldes. Rezension von Klaus Ebner
Bereits der Untertitel verrät, dass Otto Hans Resslers Roman die »Geschichte eines Gemäldes« ist, das folgerichtig den Titel »Kardinal und Hure« trägt. Aber natürlich ist das auch und vor allem die Geschichte der Personen, die im Umfeld dieses Bildes agieren. Allen voran der Maler, Edmund Schwarz, dessen Lebensgeschichte in vielen Details an die Biografie von Egon Schiele erinnert; sogar die Initialen sind gleich, und doch kann es sich nicht um Schiele selbst handeln, weil dann manches doch etwas abweicht und der berühmte Maler, ebenso wie Klimt und Kokoschka, im Buch zudem persönlich genannt wird. Auf der Buchdecke verrät der Autor immerhin: »Alles, was diese Geschichte erzählt, hat sich so – oder zumindest so ähnlich – ereignet.« Fiktion also, eingebettet in ein reales Umfeld. Und dieses hat es in sich:
Die Zeichnungen und Gemälde des Malers Schwarz werden zeitlebens kaum geschätzt. Sie weichen von den am Beginn des 19. Jahrhunderts üblichen Strömungen, etwa des Impressionismus, radikal ab; Edmund Schwarz bricht mit der Kunst-Akademie und gründet gemeinsam mit Gleichgesinnten eine Künstlergruppe in Wien, und er wird vom bereits anerkannten Gustav Klimt gefördert. Aufgrund vieler expliziter Darstellungen in seinen Werken muss sich der Maler vor Gericht wegen angeblicher Pornografie verantworten und ist wegen seiner Bilder und des Kommens und Gehens weiblicher und jugendlicher Aktmodelle in seinem Heimatort verpönt und angefeindet. (Man sieht also, die Parallelen zu Egon Schieles Leben sind auffällig; das betrifft auch Beschreibungen von Schwarz’ Zeichnungen.)
Eva Riebler
Weltblick
Texte und Grafiken. Rezensionen von Hannes Vyoral und Klaus Ebner
Bei Eva Riebler steht nicht über jedem Text „Achtung! Hier kommt ein Gedicht …“, denn sie kommen, Seite für Seite, selbstverständlich und ganz und gar ungekünstelt. Hannes Vyroal
Manche Gedichte reflektieren über den Alltag, haben auf den ersten Blick etwas Allgemeines an sich, vermitteln gewissermaßen kaschiert Erinnerungen, und ein paar Texte haben einen Bezug zu Putins verbrecherischem Krieg in der Ukraine. Klaus Ebner
Mario Andrea Rigoni
Gespräche mit meinem Dämon
Gedichte, aus d. Italienischen v. Franziska Raimund. Rezension von Eva Riebler
Franziska Raimund haben wir es zu verdanken, dass es diesen einzigartigen Gedichtband für eine deutsche Leserschaft gibt! Rigoni war Professor für Italienische Literatur in Padua, Essayist, Kritiker, Autor, Übersetzer von E.M.Cioran, Kulturberichterstatter für “Il Corriere della Sera“ usw. Er verstarb am Tag der Beendigung dieser Übersetzung 2021 in Biadene di Montebelluna.
Er ist ein kritischer, mit sich selbst unzufriedener Dichter, der (Zitat S. 9: „Epitaph / Er hasste sich, er verachtete sich, aber er liebte und wurde geliebt: / dies war das Paradoxon seines Geschicks.“
In „Tierhaftigkeit“ S. 57 denkt er über die Taten nach, die wie Prankenhiebe sind und die Worte wie Gebrüll. Er beginnt: “Viele sagen mir, dass ich ihnen etwas / gegeben habe, manchen sogar sehr vielmehr. / Aber ich weiß, dass ich vielen auch Schmerzen / zugefügt habe, und dies ohne es zu wollen. / …“
Hannes Vyoral
Ostinato
Ein Tagebuch. Rezension von Brigitte Pixner
„Ostinato“, ein neuer beeindruckender Gedichtband des in vielen Sparten aktiven und weithin bekannten Autors Hannes Vyoral ‒ verfasst, „in stillen Stunden“, die der Autor so „schätzt“ (S. 64), gerichtet an Leserinnen und Leser, für die Gedichte noch Gewicht haben – auch wenn sie scheinbar schwerelos über „wörterwiesen“ hin tanzen oder sich unvermutet aufs „glatteis“ begeben. Es sind durchwegs farbige, einprägsam-atmosphärische Texte; Augenblicks-Aufnahmen, die den Verfasser so fesselten, dass er nun seine Leser daran teilhaben lässt.
Vyorals Umfeld, die ländliche, noch weitgehend unverbaute Natur, ist ihm wertvolle, unerschöpfliche Inspirationsquelle. Klug und liebevoll werden die so entstandenen Texte zu einem berührenden Tagebuch gebündelt, die im Leser ihr Echo wachrufen. Es handelt sich zumeist um Impressionen aus dem Burgenland – insbesondere aus dem Seewinkel, siehe Text schmelztiegel seewinkel: “die hitze hat etwas dunkles / bei so viel wasser in der luft … / was du für seen hältst …/ sind bleichgrün-gelbe / weizenfelder, darüber grau / das himmelsblau ersetzt / und die entfernungen /verschmelzen lässt“ (S. 12).
Christl Greller
berichte von der innenfront
Gedichte. Rezension von Wolfgang Kauer
Assonanzen, Anakoluthe, Alliterationen und aufgetrennte Satzgebilde dominieren die Sprache dieses empfehlenswerten Lyrikbands. Fast alle Gedichte werden syntaktisch über die eigenwillige Verwendung der Konjunktion „und“ wie durch Webfäden miteinander verbunden. Das verbindende Wörtchen knüpft an Ellipsen an und trägt sie zu neuen Ansätzen hin, dient dann wieder als Füllwort und wird sogar mal als Klangkörper für lautes Brausen in Großbuchstaben gedruckt: „… brausen der thermik, die/ feuer antreibt UND dadurch entsteht …“ (entzündung, S. 68).
Einzelne Gedichte berühren besonders, wie jenes über den Umgang mit Außenseitern in der modernen Berufswelt: „ hab nicht gewusst, dass der tod./ und kann er schon da sein, wenn/ jemand noch lebt/ und umgeht,/atmet, isst./ dennoch lebt nicht mehr,/ trotz dem./ und kann man nicht abschied nehmen,/ weil noch da./ dead man, walking.“ (dead man, walking, S. 76)
Brigitte Stuiber
Herzschuss
Familiendramen um Klimt und Schiele. Rezension von Robert Streibel
Dieses Buch öffnet Türen! Wer einen Klimt oder Schiele in einem Museum betrachtet, der bewundert nicht nur Farbgebung, Bildaufbau und Maltechnik, sondern fragt sich vielleicht auch, wer die Abgebildeten wohl sind, in welcher Beziehung sie zum Maler standen und in welchem Haus oder über welchem Kamin das Bild wohl gehangen sein mag. Wie in vielen Fällen, wenn beharrliche Fragen sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben wollen, stellt sich heraus, dass alles nach kürzester Zeit irgendwie mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Das ist bei Kunstwerken genauso wie bei Firmen, bei Wohnungen wie bei Villen. Wer den Teppich hebt, der findet die Leichen im Keller. Ein genauer Blick bringt Verbrechen zu Tage. Für Antworten auf diese stillen Fragen hat sich seit mehr als 25 Jahren im Falle der Kunst ein eigener Wissenschaftszweig entwickelt: die Provenienzforschung. Wer so gewichtige Werke wie jenes von Sophie Lillie über geraubte Kunstsammlungen angelesen und durchgeblättert hat, muss feststellen, dass sich auf jeder Seite mehr verbirgt als eine Geschichte, mehr als ein Film oder Roman.
Johannes Diethart
Der Missionar des Todes und weitere skurrile Texte
Kurzgeschichten. Rezension von Gottfried Pixner
Wollen wir mit einem kleinen Textzitat beginnen, das Neugierde weckt und zudem Johannes Dietharts epische Raffinesse in wenigen Zeilen aufblitzen lässt (es ist der Beginn der Erzählung Es lebe die Kunst): „Eine Putzfrau mittleren Alters mit brünetten Haaren, einem annehmbaren Gesicht und Körperbau sowie einem karierten Kopftuch, fand in einem Saal des Kunsthistorischen Museums in Wien einen Mann ebenfalls mittleren Alters in einem dunklen Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte, der sich in der Nacht offenbar aufgehängt hatte. Sie erschrak zuerst furchtbar bzw. saumäßig, hielt aber dann die ganz Schose für eine gelungene Installation und ging weiter ihrer gewohnten Tätigkeit als Putzfrau nach.“
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Johannes Diethart
Halt ruhig den Kopf hin
Neue Aphorismen. Rezension von Gottfried Pixner
Johannes Diethart nimmt sich in seinem jüngsten Aphorismenband nichts Geringeres vor, als das menschermüdete Habitat Erde samt deren Huckepack-Übervölkerung zu entkernen. Die Samen, die dabei aus der großen Weltfrucht anfallen, sind die tatheischenden Keimträger aller existenziellen Widersprüchlichkeiten. Sie geben sich archaisch, unzähmbar und anarchisch, und erfahren ihren geformten Reflex im weltbewanderten, historisch erfahrenen Auge des Johannes Diethart.
Kann jemand den folgenden „Punktlandungen“ widersprechen? „Es geht uns gut und immer besser. Und trotzdem steht es schlecht um uns … Der Mensch ist ein endliches Wesen mit unendlichen Ansprüchen … Die Zukunft bringt und nur das, was wir selber aus ihr machen … Der lauteste Aufschrei von allen: Schweigen … Manchmal kommt es mir vor, als stünd’ ich vor dem Totenbett meiner Zeit… Die Welt ist voller guter Menschen, die schlimme Sachen machen … Mit dem „Gendern“ befassen sich die falschen Leute, die zwar von Ideologie nur so strotzen, aber mit der Sprache auf Kriegsfuß stehn … Die Toten haben es gut. Sie haben es fast überstanden. Es steht Ihnen nur noch die Auferstehung bevor … Nur keine Angst: Jede Generation macht ihre eigenen Fehler. Und die alten dazu … Die Lieblingsbeschäftigung der Fundamentalisten ist die Abschaffung des Denkens.“
Rosemarie Schulak
Erzählungen
Rezensionen von Elisabeth Schawerda und Martin Stankowski
Wir erfahren vieles über die Verletzlichkeit der Seele in diesen Geschichten, die manchmal dramatisch und dann wieder besinnlich, nachdenklich und ernst, voll von Wissen und manchmal auch humorvoll sind. Und immer voll Liebe für alles Lebendige. - Kann man das nicht Weisheit nennen? Elisabeth Schawerda
... was den Kern von Frau Schulaks Texten ausmacht: die verständnisvolle Sicht auf die Menschen in all der Alltäglichkeit der Realität, die das Bittere nicht ausspart aber zu wandeln vollbringt bis hin zu Frieden und Freude statt sprachloser Einsamkeit ... Martin Stankowski
Karl Wimmler
Kein Spiel
Als Österreichischer Linker in den 1970er Jahren. Rezension von Robert Streibel
Mit der Schilderung der eigenen Geschichte ist es möglich, sogar den Literaturnobelpreis zu bekommen. Annie Ernaux hat viele schmale Bücher vorgelegt, aber eigentlich nur eine einzige Geschichte geschrieben, ihre Geschichte und die ihrer Familie und dabei auch einen scharfen Blick für das soziale und politische Geschehen entwickelt.
Bildungsbiografien haben etwas Anregendes und erlauben das eigene Leben mit dem geschilderten zu vergleichen. Es mag vermessen sein, Annie Ernaux und Karl Wimmler in einem Atemzug zu nennen, denn sie trennen doch Welten; sie Schriftstellerin, er Historiker und Geschichtsarbeiter. Und doch gibt es Verbindendes: Beide hat die Entwicklung politisch nach links getrieben, sie lenken unseren Blick auf die 1960er und 1970er Jahre. Trotz oder wegen vieler Umbrüche, Verwerfungen, eines vorläufigen Endes der Geschichte, das sich bloß als ein Atemholen des Kapitalismus entpuppte, blieben sie ihrer Haltung treu. Nicht dazuzugehören zur besseren Gesellschaft, groß geworden mit einem Abort, einem Plumpsklo, das ist der Ausgangspunkt.
Karl Wimmler beginnt seine Geschichte mit dem Titel „Das Plumpsklo im globalen Dorf“. In den Erzählungen von Annie Ernaux hat Abort einen Fixpunkt und findet sich sowohl in den Romanen „Der Platz“, „Das andere Mädchen“, „Die Jahre“, „Das Ereignis“ und „Die Scham“ erwähnt. Damit wollen wir es fürs Erste fast belassen und die volle Aufmerksamkeit dem österreichischen Linken widmen.
Rosemarie Schulak
Erzählungen
Rezension von Martin Stankowski
Der Rezensent könnte es sich einfach machen und schreiben: Bitte lesen Sie das kurze einfühlsame Vorwort und die letzte der 21 Geschichten, und Sie werden in wohlabgewogenen Worten einerseits und in der feinsinnigen Darstellung dessen, was ein Bild bewirkt, schnell ersehen, was den Kern von Frau Schulaks Texten ausmacht: die verständnisvolle Sicht auf die Menschen in all der Alltäglichkeit der Realität, die das Bittere nicht ausspart aber zu wandeln vollbringt bis hin zu Frieden und Freude statt sprachloser Einsamkeit (7), sowie die Suche, ja das Finden des tieferen Wesens des Geschauten durch eine stufenweis intensivierte Betrachtung, denn nicht nur das Messbare ist da gemeint, sondern genauso das Ahnbare, die innere Kraft (160).
Es gibt vielleicht einen zweiten Weg der Auswahl aus der Fülle (trotz kleiner Zahl): Vier Erzählungen werden Grafiken - von Bettina Mertz 2021 - zugeordnet, die wohl, weil naturgemäss, eine besondere Intensivierung hervorrufen sollen. Es sind dies ein nächtlicher Vollmond durch Föhrengeäst (39); eine Schwertlilie (75); die tektonische Kappe eines Schornsteins (137); sowie die Handschale, auf deren Fingern ein Schmetterling landet (100), letzteres auch auf dem Cover verwendet. In den Geschichten geht es neben der Handlung um das Nachdenken über den tieferen Gehalt des Sichtbaren: «Die Föhren knien nieder vor dem Mond»; «Die Schwertlilien am Zaun» bergen schwere Erinnerungen; die Kamine verbinden «Arachne, Rauch und Tempelstufen»; die «Schmetterlinge» künden von Zuneigung und zugleich […] Distanz sind nur zum Schein ein Widerspruch. Als Gemeinsamkeit schlägt sich viermal der Blick aus der Nähe in die Weite und zurück nieder und dreimal bewegt Natur - verstanden als das kerngemäss Natürliche - die Gedankengänge.
Klaus Ebner
Wortspieler, Samuel Becketts Suche nach der verlorenen Sprache
Essay. Rezension von Martin Stankowski
Es ist ein Charakteristikum des Essays, dass er ein Thema, einen Sachverhalt aus einem persönlichen Gesichtspunkt beleuchtet. Darin liegt, durchaus positiv, eine inhaltliche Einschränkung. Im vorliegenden schmalen Band sind die Lebensumstände Samuel Becketts teils ausgeklammert, teils mehr oder minder indirekt erfasst, weil auf die Behandlung des Autors mit der Sprache reduziert. Wobei es sich, wie Ebner ausführlich darlegt, im Kern um zwei Sprachen handelt. Beckett schrieb phasenweise primär Englisch oder Französisch - darin seine berühmtesten Werke - (und wusste sich in Briefen sogar passabel auf Deutsch auszudrücken). Selbst dieses, wie man es verstehen könnte, Entweder-oder ist falsch: Zwar mischt Beckett dann und wann die Idiome, aber grundsätzlich kalkulierte er stets und ganz unmittelbar folgend die Übersetzung in die (jeweils) andere Sprache mit ein in einer sehr konzentrierten Form, sei es durch den engen Kontakt mit den Partnern, sei es, sogar häufig und mit der Zeit zunehmend, durch eine eigene Arbeit.
Weiterlesen … Wortspieler, Samuel Becketts Suche nach der verlorenen Sprache
Mira Lobe / Sabine Rufener
Madeleine und der Angler
Rezension von Lene Mayer-Skumanz
Wieder einmal begleitet Madeleine ihre Tante Charlotte in die große Kirche, wo die Tante in einer Kapelle eine Kerze anzündet.
Unterdessen wandert Madeleine in der Kirche umher, bis sie, wie verabredet, die Tante am ersten Pfeiler links vom Eingang treffen wird. Aber heute kommt die Tante nicht – und durch das offene Portal glitzert der Fluss in der Sonne. Auf einmal steht Madeleine unten am Fluss hinter einem der Angler, fängt an, mit ihm zu reden, und traut sich schließlich, eine Bitte an ihn zu richten: Sie will auch einmal auf der Mauer sitzen und die Angel ins Wasser halten.
Der Angler gibt Madeleine seine zweite Angel mit einer künstlichen Fliege - denn ein lebendiger Wurm täte Madeleine leid - und wirft mit Schwung die Leine für sie ins Wasser.
Madeleine hält die Angel mit beiden Händen und rutscht auf der Mauerkante ein Stück weiter nach hinten. Manche Leute oben auf der Brücke wundern sich über das kleine Mädchen, aber Madeleine freut sich, dass sie ganz allein hier sitzen kann.
Georg Markus
Im Spiegel der Geschichte
Was berühmte Menschen erlebten. Rezension von Bernhard Heinrich
In „Im Spiegel der Geschichte“ widmet sich Georg Markus keiner Einzelperson, sondern einer Vielzahl von „berühmten Menschen“, wie es im Untertitel heißt. Sie haben eines gemeinsam, sie sind allseits bekannt und alle lebten im 19., 20. oder 21. Jahrhundert. Es sind also Menschen der jüngeren Geschichte, viele davon waren und sind noch unsere Zeitgenossen. Von den meisten haben wir schon gehört, aber in dem Buch werden Episoden aus dem Leben der Prominenten, die man zu kennen glaubt, erzählt, die erhellend sind oder das Bild ergänzen, welches man sich von ihnen gemacht hat.
In zehn recht unterschiedlichen Abschnitten wird Berührendem, Sensationellem, Verblüffendem und Komischem nachgegangen. Berührend und verblüffend zugleich ist bereits der erste Abschnitt, welcher sich mit Franz Lehárs letzter Liebe beschäftigt. Schon wie Markus zu dem Material kam, Fotos, Briefe und Ansichtskarten, ist sehr ungewöhnlich und lesenswert: Der über siebzigjährige Lehár verliebt sich in ein sechzehnjähriges Mädchen und fühlt sich noch einmal jung. Das Tragische daran ist, dass die junge Geri von Leithe noch vor ihm mit neunzehn Jahren an einer Sepsis stirbt.
Wer wusste, dass Josef Staribacher ein umfangreiches Tagebuch führte, in dem auch ausführlich über Bruno Kreisky berichtet wird? Das Tagebuch gibt aus nächster Nähe Einblicke in dessen Politik, aber auch in die Probleme und Denkweisen der damals Regierenden.
Elisabeth Schawerda
Winterquaderno 2021/22
Rezensionen von Sidonia Gall („Nach der Lektüre dieser Gedichte möge in den Lesenden neben Beklemmung und Bedrücktheit allmählich doch auch vage Hoffnung aufkommen.“)
und Claudia Taller („Der von Elisabeth Schawerda vorgelegte Gedichtband ist eine starke Leseempfehlung, zu allen Jahreszeiten.“)
Markus Grundtner
Die Dringlichkeit der Dinge
Roman. Rezension von Sascha Wittmann
Ein Mann und eine Frau treffen einander vor einem „offenen Bücherschrank“ in Wien. Sie sind von einander fasziniert. Beide haben genaue Pläne für die Zukunft, die sich in einem Punkt treffen: Kinder. Mathias hat gerade sein Jus-Studium abgeschlossen, sich in einer renommierten Anwaltskanzlei als Konzipient beworben. Klaudia ist vor dreizehn Jahren nach dem Tod ihrer Mutter und einer gescheiterten Beziehung aus Triest nach Wien gezogen. Sie wollte als Lehrerin für Italienisch und Latein arbeiten. Nach der Enttäuschung, dass es nur zur Freizeitbetreuerin an einer Volksschule gereicht hat und ihr neuer Partner sie ohne Angabe von Gründen verlassen hat, ist sie auf dem Weg zurück in ihre Heimatstadt. Können diese beiden sehr verschiedenen Menschen nicht nur zusammenfinden, sondern auch eine dauerhafte Beziehung miteinander haben?
Manfred Chobot
Hawai'i.
Mythen und Götter. Rezension von Helmuth Schönauer
Extreme Landschaften bringen meist extreme Sagen hervor, das heißt, diese Sagen erzählen sich wie von selbst aus der Erde heraus. So sprudeln aufregende Heldentaten gerne aus den Alpen hervor, aus der Donau und manchmal als witzige Irrläufer aus der Stadt Wien.
Aber gegen die vulkanische Kraft auf der anderen Seite der Welt wirken die heimischen Geschichten schaumgebremst, während Sagen und Mythen in Hawaiʻi zappeln und bocken, wenn sie für einen Sagen-Band zusammengefangen werden.
Manfred Chobot ist vor Jahren als Surf-Künstler nach Hawaiʻi gekommen und hat als Dialektforscher und urbaner Volkskundler aus Wien bald gemerkt, dass man den Erzählungen und Mythen nachgehen muss, will man das Kräuseln der Wasser der Gegenwart verstehen.
Sidonia Gall
Aus den Kulissen
Roman. Rezensionen von Franz Forster und Elizabeth Schawerda
Sehr spannend! Man würde gern die Seiten fressen. Geht aber nicht, man muß genau lesen … Franz Forster
Sidonia Gall entwirft das Bild einer starken Frau in der modernen Berufswelt. Elizabeth Schawerda
Anton Marku
Sammler des Regens
Gedichte. Rezension von Martin Stankowski
Der Band vereint knapp 100 Gedichte, bei denen 20 Zeilen schon lang sind, und alle Zeilen auf allen Seiten bestehen ihrerseits nur aus wenigen Wörtern. Damit
wird deutlich, dass hier Gedichte buchstäblich als das Verdichtete begriffen werden. Entscheidend erscheint damit nicht das Beschriebene – obwohl es auch das in aller Kürze gibt –, sondern stets der Gedanke, der sich an ein einer äußeren Situation festmachen mag oder Erlebtes einzuordnen versucht oder etwas Gesehenes weiterspinnt.
Es sind in der Regel melancholische Imaginationen, die eine Welt beschreiben, in der vieles aus dem Lot geraten ist. Das Faktische berichtet fast ausnahmslos von Schwerem, das, so will es scheinen, von konkreten Situationen ausgehend psychisch in die Tiefe zieht. Das Gegenmittel besteht im Schreiben: indem Marku Worte findet, bindet er das (Auf-)Gefundene und kann es vor uns hinlegen. Dabei werden Krieg, Not, Tod und Entfremdung direkt angesprochen, doch stets im Versuch, Assoziatives einzubinden: Gerade das immer Knappe weist in eine Art übergeordneten Denkraum. Und in diesem sind sie dann untergebracht, die Verse, die nicht sterben (wie das längste Gedicht heißt, das sich auf Homers „Odyssee“ bezieht [98,99]). Diese wiederum erlauben eine erweiterte Perspektive: Hinter meinem Rücken / ein schwarzer Schmetterling / öffnete seine Arme / und maß meinen Schatten // Ich ging aus dem Körper heraus, / um selbst zu sehen, / wie ich von außen aussehe (Seite 32).
Dietmar Grieser
Geliebte Ukraine
Auf literarischer Spurensuche zwischen Donezk und Anatevka. Rezension von Elfriede Bruckmeier
Fassungslos schauen wir dem Kriegsgeschehen in der Ukraine zu und denken: „Wir müssen etwas tun!“ Das dachte wohl auch der Amathea Verlag und bat den Autor Dietmar Grieser, aus seinen Manuskripten früherer literarischer Reisen eine neue Ausgabe zu erstellen.
Und so lesen wir von Menschen und Begebenheiten aus dem Vielvölkerstaat Ukraine, das ja kaum je ein Staatswesen war, sondern immer wieder zerteilt wurde und schließlich zur Sovietunion gehörte. Erst 1991 erfolgte die Republikgründung, was einen deutlichen Aufschwung bedeutete.
Allerdings gab es auch sofort Probleme mit dem Dombas. Und damit sind wir gleich beim ersten Kapitel des Buches: „Donezk – ein Reitpferd für Stachanow“ 1979 wollte der Autor die südwestliche Millionenstadt besuchen, was niemand verstehen konnte, denn schön war sie nie. Eine Stadt, die als einzige Attraktion 24 Bergwerke mit einer Förderung von täglich 70 000 Tonnen Kohle aufzuweisen hat, ist für Besucher nicht attraktiv, auch wenn sie „Stadt des Arbeitsruhms“ genannt wird. Aber da war ja noch Stachanow, der Held, der die Norm um das vierzehnfache überbot, ein reich dekorierter „Held der Arbeit“, dessen Andenken noch immer hoch gehalten wird. Auch das ist Spurensuche, allerdings keine literarische, bringt uns heute aber diese ständig in den Medien genannte Stadt und ihre Bewohner irgendwie näher.
Kurt F. Svatek
Das Meer, der Mond und die Zeit
Ein Tanz der Gedanken. Rezension von Bernhard Heinrich
Im Titel werden große, rätselhafte und unerschöpfliche Begriffe nebeneinander gestellt, sie können sowohl in wissenschaftlich exakter Weise betrachtet werden, sind jedoch genau so von der Poesie seit altersher besungene Metaphern. Meer, Mond und Zeit hängen zusammen, der Mond verursacht die Gezeiten und Gezeiten sind ein Rhythmus, wie die Zeit selbst etwas Messbares ist. Im Wort „Gezeiten“ ist der Begriff „Zeit“ bereits beinhaltet.
Am Beginn der Buches werden dem Meer einige Gedanken in Prosa gewidmet, genauer, dem Meeresleuchten. Am Ende, nach den Gedichten, folgen wieder Gedanken in Prosa, dieses Mal über die Zeit. In diesen Betrachtungen wird über den Zeitdruck nachgedacht, den Maßnahmen bewirken, welche ursprünglich dazu bestimmt waren Zeit zu ersparen, wie moderne Verkehrsmittel und Computer, aber auch über die Zeit als widersprüchliches und kaum zu definierendes Phänomen.
Franz Forster
Saga der Unbekannten
Rezension von Sidonia Gall
Der Titel dieses Buches macht auf besondere Weise neugierig. Welchen Unbekannten ist eine Saga gewidmet? Wo und in welchen Zeiten werden die
Zusammenhänge zwischen Geschehnissen und ihren Akteuren sichtbar werden?
Der Autor Franz Forster ist als langjährig publizierender Lyriker, Essayist und Herausgeber von literarischen Anthologien, sowie als auch international tätiger Literaturwissenschafter bekannt, und gerade deswegen steigen gewiss bei interessierten Lesenden Neugier und Erwartung angesichts dieses monumentalen Werkes.
Zehn große, mehrfach unterteilte Kapitel sind dicht gefüllt mit meist ungeschönt naturalistisch beschriebenen Erlebnissen und Beobachtungen. Diese beziehen sich auf die Mitglieder der eigenen und auch der befreundeter Familien sowie auf einzelne, in unterschiedlicher Weise auf einander Einfluss nehmende Personen, Nachbarn, Haus- und Dorfbewohner wie etwa Handwerker, Lehrer und Ärzte.
Diverse Themen wie Landwirtschaft, Licht, materielle Einschränkung, Tiere, Schule, Reisen, Krankheit erscheinen in der oft bruchstückhaften und dann wieder ausladenden Darstellung beeindruckend und authentisch.
Gerald Szyszkowitz
Wie man wird, was man sein möchte
Erinnerungen eines Fernsehspielchefs. Rezension von Matthias Mander
Binnen Sekunden wird hier das Wort „Literaturuniversum“ für die 25-jährige Epoche des ORF-Fernsehspielchefs Gerald Szyszkowitz`genannt. Deshalb zitiere ich das astronomische Universum als multizentralen Komplex von Galaxien – Sterne, Planetensysteme, Gasnebel, Staubwolken, dunkle Materie: die Sternenstädte pendeln fadenartig aufgereiht im Raum. Ein alles bestimmendes Zentrum hat sich nicht gebildet, sondern es gibt viele nach ähnlichem Muster aktive Filamente und Superhaufen im All. Hierbei ziehen sie während zyklischer Annäherungen ganze Sternensysteme aus Nachbargalaxien an sich, was die Anziehungskräfte ständig verändert …
Markus Grundtner
Die Dringlichkeit der Dinge
Roman. Rezension von Eva Riebler
Liebe und Recht, Lebenslust und Juristerei – wie geht das Match aus, wenn ER Hardcore Jurist und SIE Liebhaberin des Lebens ist? Jedenfalls zehren Juristenjahre mehr aus als Menschenjahre. Dies sieht Klaudia, die Lehrerin für Italienisch und Latein in Wien werden will, im Äußeren des um 10 Jahre jüngeren Mathias. Er steht am Anfang seiner Anwaltskarriere. Beim Ablegen der letzten Monsterprüfungen fällt ihm wieder ein, dass er eigentlich wie sein Vater Polizist werden wollte. Doch gerade sein Vater stellt fest: „Entscheide dich, entweder als Polizist das Recht vor dem Menschen zu schützen oder als Anwalt den Menschen vor dem Recht.“
Lothar Bruckmeier
Vom Glück, malen zu dürfen
Rezension von Eva Riebler
„Nach dem Tod ist nicht zu leben“ – dieser Spruch ist wiederlegt, steht doch durch diese Werkmonographie das Leben und Schaffen des 2016 verstorbenen Grafikers und Malers Bruckmeier wieder lebendig wie in keiner seiner Publikationen vor uns.
Der Titel dieser Retrospektive, wie seine Originalzitate zeugen von seiner Bescheidenheit und seinem Fleiß. Hat er doch erst nach Kriegsdienst und 20 Jahren Arbeit in der gehobenen Gastronomie im Ausland in Neulengbach mit 34 Jahren begonnen Maler zu werden. Ein für ihn harter Weg, der erst später von großen Erfolgen gekrönt wurde. Mit der Gründung des Kunstvereines VKK- Eichgraben im unversehrten Jugendstil-Bahnhof Eichgraben konnte er mit seiner Gattin Elfriede viele Kontakte zu Künstlerkreisen knüpfen. In seiner Galerie am Bahnhof, die die Autorin zahlreicher Erzählungen, Elfriede Bruckmeier weiterhin leitet, ist heute noch bei Ausstellungen, Theaterstücken, literarischen oder konzertanten Abenden die Atmosphäre von einst zu erleben.
Hilde und Richard Langthaler
Kerbungen
Schwarze Texte und Holzschnitte. Rezension von Manfred Chobot
Nach dem Tod von Hilde Langthaler am 22. Jänner 2019 sichtete ihr Mann Richard zwei Jahre lang Hildes literarischen Nachlass, manches musste er aus der Handschrift transkribieren. Das nun vorliegende Ergebnis trägt den Titel „Kerbungen“: Vierzig Texte, bezeichnet als „schwarze Texte“ – einerseits Gedichte, manche fast wie Haikus, andererseits kurze Prosastücke –, treten in einen illustrativen Dialog mit jeweils einem Holzschnitt von Richard Langthaler, der außerdem die Auswahl besorgt hat.
Peter Paul Wiplinger
Einschnitte
Gedichte 2021-2022. Rezensionen von Elisabeth Schawerda und Klaus Ebner
Wiplingers Gedichte sind authentische, aus der unmittelbaren Gegenwart geschöpfte Verse eines Menschen, der sagt, was er sieht und hört und erleidet. Elizabeth Schawerda
Wiplingers Gedichte sind authentische, aus der unmittelbaren Gegenwart geschöpfte Verse eines Menschen, der sagt, was er sieht und hört und erleidet. Klaus Ebner
Eva Kittelmann
Die Quadratur der Stunden
Poetische Reminiszenzen. Rezension von Elisabeth Schawerda
Diese Quadratur ist die achte der Reihe. Wir kennen Eva Kittelmanns unerschöpfliche Kreativität, ihre Schreiblust und ihren Schreibfleiß. Mit den Quadraturen hat sie eine Form für sich gefunden, mit der sie beides vermag: sich zu disziplinieren und sich auszutoben. In kurzen Intervallen folgte ein Bändchen auf das andere, immer sogfältig und ästhetisch ausgestattet. Nun sind es die Stunden, die sie zum Thema wählte.
Daniela Kocmut
Freitauchen
Gedichte. Rezensent: Rudolf Kraus
Daniela Kocmuts Gedichte flanieren poetisch in und zwischen zwei Sprachen: der slowenischen Muttersprache und der deutschen Sprache, mit kleinen Einsprengseln in englischer Sprache. Die Profession als literarische Übersetzerin ist ein fruchtbarer Boden für die Lyrikerin Daniela Kocmut.
Gottfried Pixner
Doch gesagt sei es!
Aphorismen und Sprüche. Rezensentin: Elisabeth Schawerda
Der Titel von Gottfried Pixners Aphorismensammlungbeginnt mit ‚doch‘, einem aufmüpfigen Wort des Widerspruchs. Denn, so lässt sich der erste Teil des Satzes vom Leser ergänzen, es gibt jede Menge Unzulänglichkeit, Unsinn, Dummheit, Schwäche, Mangel an Charakter usw., woran man leider nichts ändern kann, doch gesagt sei es! Und zwar mit Aphorismen, den ‚Weltverdichtungsformel'.
Regine Koth Afzelius
Die Leibwächterin
Roman. Rezensentin: Sascha Wittmann
Die äußere Handlung von Regine Koth Afzelius' Roman Die Leibwächterin ist schnell nacherzählt: Die Ich-Erzählerin ist, nachdem sie spät die Lehre zur Orgelbauerin abgeschossen hat, in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie arbeitet in der Werkstatt eines Orgelbauers und ist gerade dabei, sich in ihrem neuen Leben einzurichten, als ihr Vater, ein Professor für Orgelspiel, zu dem sie immer ein angespanntes Verhältnis hatte, schwer erkrankt und in ein Pflegeheim muss.
Gerta Ubl-Fahrngruber
Weihrauch, Wein und wilde Rosen
Lyrik. Rezensent: Bernhard Heinrich
Die in diesem Band gesammelten Gedichte versuchen keine Realität darzustellen, es ist eine Welt aus Worten, die sich bei erster Betrachtung sogar absichtlich jeder Rea lität zu entziehen versuchen. Bei näherer Auseinandersetzung kann jedoch festgestellt werden, dass es durchaus Bezüge zu unseren alltäglichen Erfahrungen gibt.
Susanne Ayoub
Susanne Ayoub: Podium Porträt 118
Podium Porträt. Rezensent: Klaus Ebner
Band 118 der Podium-Porträt-Reihe ist der Autorin und Filmemacherin Susanne Ayoub gewidmet. Die Aufmachung der kleinen, feinen Büchlein ist seit vielen Jahren unverändert; Gestaltung, sorgfältiger Buchsatz, ein Autorenfoto sowie das einführende Geleitwort zeugen von gewohnt hoher Qualität. Die Einführung stammt diesmal von Geoffrey C. Howes, seines Zeichens emeritierter Universitätsprofessor für deutsche Sprache und Literatur in Ohio. Kurzbiografien und bibliografische Angaben von Ayoub und Howes sind selbstverständlich enthalten.
Isabella Feimer
Cadavre exquis
Erzählung. Rezensentin: Doris Kloimstein
Isabella Feimer hat ihre Erzählung an Leben und Werk von Leonora Carrington angelehnt und mit dem Fotografen Manfred Poor einen literarischen Bildband geschaffen, der in dieser Brillanz wohl nur in der Literaturedition Niederösterreich hatte verwirklicht werden können. Für ein qualitätvoll gestaltetes Buch, das Text und Illustrationen gebührend zur Geltung kommen lässt, muss Geld in die Hand genommen werden, ohne Wenn und Aber. Das zahlt sich dann jedoch aus, in jeder Hinsicht!
Johannes Diethart
Sprach-Rosinen
Was nicht unbedingt so im Wörterbuch steht. Rezensent: Gottfried Pixner
Mit dem vorliegenden Band bedient Johannes Diethart eine hellhörige sprachkritische Leserschaft auf unterhaltende und gewinnbringende Weise. Pickt doch der Autor aus den Hekatomben möglicher Wortschöpfungen solche heraus, die sich als soziologisch oder kulturhistorisch fruchtbar erweisen, die eine hohe Alltagstauglichkeit zeigen und zugleich eine Menge über jene (und ihre Zeit) verraten, die diese „Rosinen-Wörter“ prägten oder sie im Umlauf hielten.
Doris Kloimstein
Noahs Fest
Eine Art Stundenbuch. Rezensent: Michael Stradal
Völlig zu Recht vermeiden die Herausgeberschaft und die Kuratorinnen die Benennung ‚Anthologie‘ für dieses bemerkenswerte Druckwerk und typisieren es treffender als ‚Eine Art Stundenbuch‘. Ein solches war in Vorzeiten bekanntermaßen ein bebildertes Gebets- und Andachtsbuch für Laien mit vornehmlich biblischen Texten. Das Anthologische in ‚NOAHS FEST‘ sind die sehr unterschiedlichen literarischen und künstlerischen Beiträge verschie- denster Persönlichkeiten, die sich unter dem Motto ‚10 Tage für die Bibel‘ im Herbst des ‚Bibeljahres‘ 2020 im Stift Seitenstetten zusammengefunden hatten, um in der Art eines Skriptoriums Beiträge zum ihnen gestellten Thema ‚Noahs Fest‘ zu erstellen.
Elisabeth Schawerda
Helle Tage Dunkle Träume
Lyrik. Rezensionen von Sidonia Gall und Michael Stradal
Es sind klare, unverrenkte Worte mit denen sie Bilder teils skizzenhaft zeichnet oder farbig malt – fast suggestiv - hinein in die Gedanken der Lesenden. Sidonia Gall
Die Stille zu verschiedenen Gelegenheiten ist der Autorin ein Anliegen, ebenso Gedanken an unbeschwerte Kindheit, schmerzliches Erinnern, Verlust und Tod. Michael Stradal
Katrin Bernhardt
Aufbrechen
Lyrik. Rezensentin: Eva Riebler
Die Autorin, geboren 1982 lebt in Bad Fischau-Brunn und in Wien. Sie studierte Archäologie und Philosophie, war Sängerin, nahm LPs und Alben auf und als Autorin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihre Lyrikbände: Fallen ohne Aufprall 1995, Fluchtplan lebt nicht mehr 1998 Bibliothek der Provinz, Auf bittere Haut geschrieben 2013 Ed. Lex Liszt, sowie der Prosaband: Die Gesichtslosen 2000 Bibliothek der. Provinz.
Michael Stradal
Die Scherben des Lebens
Roman. Rezensentin: Judith Gruber-Rizy
Mit großer Intensität beschreibt Michael Stradal in seinem neuen Roman die Lebensgeschichte der jungen Salzburgerin Pauline. Sie wird aufgerieben im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie, also ein Frauenschicksal, wie es so viele Frauen erlitten haben und immer noch erleiden.
Petra Sela
Fahrtwind - mit der U-Bahn durch Wien
Haiku. Rezensentin: Rosemarie Schulak
„Fahrtwind. Mit der U-Bahn durch Wien" ist sowohl vom originellen Thema her als auch von der Betrachtungsweise desselben äußerst interessant. Welcher Europäischer, welcher Wiener Autor würde denn jeder U-Bahnstation, die er vielleicht müde und von so viel anderem abgelenkt, meist gedankenlos durchfährt, ein Gedicht widmen?
Eva Kittelmann
Die Quadratur der Szenen
Lyrisches Sequenzen. Rezensent: Bernhard Heinrich
Eva Kittelmann legt mit dem Band „Die Quadratur der Szenen“ den 6. Band ihrer Quadraturen vor. Sie folgen äußerlich dem selben Prinzip wie die Vorgängerbände, kurze quadratische Texte die meistens eine Seite einnehmen, im Ausnahmefall zwei, wenn das Thema mehr zu sagen erfordert. Innerhalb dieser rigiden Vorgaben sind der Variationen aber kein Ende. Der Bogen spannt sich über eigene Erlebnisse, persönliche Begegnungen, Reisen, Mythologisches, Historisches bis zu sehr ernsten Überlegungen über Sinn und Ende des Lebens.
Kurt F. Svatek
Der gescheiterte Scheiterhaufen
Mikrogeschichten. Rezensent: Bernhard Heinrich
Damit ist gemeint, dass sich üble Absichten und Entwicklungen, die nach Katastrophen aussehen oft genug in ihr Gegenteil verkehren können, dass eben das, was im ersten Moment wie ein Scheiterhaufen aussieht auf längere Sicht auch seine guten Auswirkungen haben kann. Auch was nach dem Ende jeder Hoffnung aussieht, trägt Zukunft in sich.
Irene Diwiak
Liebwies
Roman. Rezensent: Martin Stankowski
Der Roman spielt fast vollständig in den 1920er Jahren und «lebt» demgemäß von sozialen Unterschieden einer Lebensweise des einfachen Volks und einer gehobenen Mittelschicht. Der - durchaus anregende - Titel «Liebwies» bezieht sich einerseits eingangs auf ein völlig vergessenes Bauerndorf, in dem ein dorthin verschlagener Lehrer musikalische Talente aufspürt; andererseits wird er viel später Nachnamens-Synonym einer von dort stammender, gefeierter Sängerin namens Gisela. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: sie wird nämlich nur ihrer Schönheit wegen ausgewählt und vermag kaum zusammenhängend richtige Töne zu artikulieren.
Christa Maria Till
Luftsprünge mit Siebenmeilenstiefeln
Auf Weltreise. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Christa Maria Till zieht ihre Siebenmeilenstiefeln an und macht Luftsprünge von Land zu Land, Untertitel „Auf Weltreise“. Man kann heute in ein paar Tagen um die Welt fliegen und dank der Billigflüge auch noch kostengünstig! (Vor der Covit 19 Pandemie allerdings!) “. Mit der vermehrten Reisetätigkeit nahm auch die Produktion von Reisebüchern immer mehr zu. Die Bücher dieser Autorin allerdings sind anders.
Besim Xhelili
Unschuldige Augen...!
Liebeslyriken. Rezensent: Martin Stankowski
Das in dunkeltonigen Farben einer Gouache oder Tempera gehaltenen Coverbild ist sicherlich als direkte Einstimmung gedacht (und nach dem Lesen als auch stimmig erkannt): auf dem nahezu quadratischem Format liegt eine Art Blatt auf, das einen Frauenkörper als sitzenden Akt zeigt, zu dem, etwas in Hintergrund-Distanz, ein Beobachter gehört. Das Ganze wird indessen halb abstrakt in allgemeinen Formen gehalten: wodurch die im Ansatz der Beobachtung erreichte Nähe in eine eigentliche Distanzebene gerückt wird.
Claudia Tondl
Klosterneuburg sagst du
Augenblicke. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Dass man die alten Leute befragen muss, so lang sie noch am Leben und geistig rege sind, ist seit langem bekannt. Zunächst galt das für die sogenannten „großen Schicksale“: Krieg, Vertreibung, Lagerhaft, Ermordung von Angehörigen. Aber auch bei den vielen kleinen Leuten, die oft nie aus ihrem Heimatort herausgekommen sind, gibt es reichlich Material. Schulkinder werden zu Befragungen losgeschickt, Erinnerungsbücher haben Hochkonjunktur, vielleicht auch weil man wissen möchte, wie es sich mit weniger Waren und mehr Natur einst leben ließ.
Gerhard Ruiss
Liebe, liebste, liebes, liebstes
Andichtungen. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Liebhaber schöner Bücher werden es mögen! Das Erscheinungsbild, die rote Farbe, die sogfältige Bindearbeit erfreut das Auge. Und die Idee, die Gedichte in Kapitel nach den Anfangsbuchstaben derselben zu sortieren ist nach meinem Wissensstand einmalig. Das macht dann 26 Kapitel minus 3, denn zu Q, X, und Y fällt auch einem Sprachkünstler nichts ein.
Peter Paul Wiplinger
Aussichten
Gedichte. Rezensent: Klaus Ebner
Er sei jener, der im 81. Lebensjahr steht, schreibt Peter Paul Wiplinger in seinem neuen Gedichtband AUSSICHTEN, wie auch »jener/der gedichte schreibt« und »gerne musik hört«, aber auch – und hier verschlägt es Leserinnen und Lesern zum ersten Mal die Sprache – »jener/der krebs hat« (alle S. 14). Es sind die ersten Gedichte des Buches, die den Rahmen feststecken und keinen Zweifel daran lassen, dass Wiplinger es ernst meint und es ernst meinen muss, da ihm, wie er sagt, stets die Wahrheit wichtig war, und um die führt bekanntlich kein Weg herum.
Heidelore Raab
Behutsam zärtlich
Haiku. Rezensent: Klaus Ebner
Mit BEHUTSAM ZÄRTLICH legt eine Autorin einen Band Haiku vor, die auf diesem Gebiet eine beachtliche Erfahrung vorzuweisen hat. Unter Heidelore Raabs Publikationsliste fallen die fast dreißig Haiku-Bücher auf, die bei St. Georgs Presse erschienen sind.
Katrin Bernhardt
Auf bittere Haut geschrieben
Lyrik. Rezensent: Klaus Ebner
Ein kleinformatiges, broschiertes Büchlein, sorgfältig gestaltet und mit einem Titelbild des Künstlers Josef Bernhardt versehen: Das ist der bereits im Jahr 2013 veröffentlichte Lyrikband von Katrin Bernhardt, die 1982 geboren wurde und in Wien und im burgenländischen Forchtenstein lebt.
Gottfried Pixner
Engelszungen und Teufelskrallen
Aphorismen und Sprüche. Rezensent: Johannes Diethart
Die Gattung des Aphorismus hat im deutschsprachigen Kulturraum seit ihren Anfängen vor etwa 300 Jahren im Schatten der Großgattungen wie dem Roman oder der Lyrik durchaus auch Großes geleistet und leistet auch immer noch Großes und Großartiges. Einer, der seit Jahren mit dieser Kleinkunst versucht, seinen Lesern (und Leserinnen) Aha-Erlebnisse und überraschende Einblicke ins Leben zu geben und selbige auch geschickt in eine aphoristische Form zu gießen, ist der Wiener Autor Gottfried Pixner.
Ilse Pauls
Lebensbilder
Lyrik. Rezensentin: Brigitte Pixner
Ilse Pauls, Autorin, vornehmlich Lyrikerin, aber auch Malerin, überrascht mit einem neuen stimmungsvollen Gedichtband, dessen Texte in die Kapitel: Anfang, Jugend, Begegnungen, Im Dornenwald des Lebens, Mitten im Leben sowie Altwerden gegliedert sind. Es ist ein abwechslungsreiches, interessantes Leben, das hier aufgefächert und reflektiert wird.
Klaus Ebner
Schwarzlicht
Lyrik. Rezensentin: Ilse Pauls
Der erste Eindruck ist sehr bestechend durch das anziehende Bild am Einband. Es ist sofort erkennbar, dass es sich um eine außergewöhnliche Situation einer Weltraumfahrt handelt, nämlich der Blick auf die Erde, wo die Sonnenstrahlen gerade den leicht gerundeten Horizont übersteigen. Die Grafik stammt von Arek Socha auf Pixabay.
Karl Lubomirski
Der Garten des Leonardo
Lyrik. Rezensentin: Doris Kloimstein
Ein schlichtes Bändchen mit gewichtigem Inhalt liegt da vor, dessen gleichzeitige Leichtigkeit ein Fingerzeig sein mag, wo der Weg aus der Erdenschwere zu finden ist. Einfach gesagt: Karl Lubomirski schreibt schöne, wahrhafte, lebensechte und ehrliche Lyrik. Er ist ein Dichter.
Claudia Taller
Liebe - Ein Trauma geht seinen Weg
Roman. Rezensent: Hans Bäck
Die erste Frage, die sich der Rezensent stellt, wie viele Titel für Bücher mit „Liebe“ sind überhaupt noch frei verfügbar? Aber das ist die Frage, die die Autoren für sich klären müssen. Die zweite Frage und die ist schwerwiegend, kann ein Buch, das derartig psychologisch belastet ist, literarisch rezensiert werden?
Etela Farkasova
Szenario
Roman. Rezensentin: Claudia Taller
Etela Farkasovás neuester Roman – fünf ihrer Werke sind bereits in Österreich erschienen – ist ein schweres Buch, in mancherlei Hinsicht. In einem schönen dunklen Blau gestaltet, mit Hardcover, bester Papierqualität und 392 Seiten hat der Roman Gewicht. Doch schwer ist auch das Leben der beiden Protagonisten – Katharina und Vojto.
Manfred Weidmann
Periferes der frühen Sechzigerjahre - Was Herr Windisch unbedingt noch erzählen musste
Addendum. Rezensent: Georg Potyka
Das Kammerstück „Periferes“ wurde bereits im Literarischen Österreich, Heft 2012/2 von Dieter Zessin ausführlich rezensiert. Hier sei nur der Schlusssatz der Rezension wiedergegeben:
„Diese vollendete commedia dell‘arte wartet jetzt auf ihre ohne Heuchelei geneigten Leser und auf die Gunst sehr guter, bester Theaterleute“.
Dieser Theatermann hat sich gefunden. Er heißt Manfred Weidmann und hat das „Addendum - Was Herr Windisch unbedingt noch erzählen musste“ zu diesem Stück verfasst.
Weiterlesen … Periferes der frühen Sechzigerjahre - Was Herr Windisch unbedingt noch erzählen musste
Katrin Bernhardt
Fluchtplan lebt nicht mehr
Lyrik. Rezensentin: Doris Kloimstein
Ein Buch, das ganz aktuell im Briefkasten der Rezensentin, eingetroffen ist, jedoch schon einige Jahre zurückliegend publiziert worden war; scheint aber gerade heute aktueller denn je zu sein, denn früher, vor diesem allgegenwärtigen – von real bis online – Virus namens SarsCov2 konnte sich jemand noch einen Fluchtplan machen. Heute lebt man ohne Fluchtplan.
Martin Stankowski
Von Gestern
Essays zu Gedenktagen und kulturellen Fragen. Rezensent: Hans Bäck
Es ist immer wieder faszinierend festzustellen, wie verdiente Schriftsteller über andere Kollegen schreiben, speziell wenn es sich um solche handelt, die schon lange oder zumindest länger nicht mehr unter uns sind. Dabei stellt sich die grundsätzliche Frage, wie wird ausgewählt?
Martin Stankowski
Stella und Claude
Roman. Rezensent: Hans Bäck
So einen herrlich unmodernen Roman gibt es ja heutzutage (fast) nicht mehr! Eine Wohltat nach der „Lektüre“ von div. „Dicht“heitsproblemen von Huf-, Sarg- und anderen Nägeln.
Martin G. Petrowsky
Ein Loch im Sand …
Essays und Glossen über das Denken unserer Zeit. Rezensent: Martin Stankowski
Für einmal tue ich mir schwer damit, zu einer eigentlichen Eloge unfähig zu sein. Denn sie wäre wohl angebracht angesichts der Fülle der 70 Beiträge aus rund einem Jahrzehnt zu unterschiedlichen kulturellen Inhalten, genauer: Essays - keine Abhandlungen! - mit zur Gattung gehörender, hier bewusst ausgeprägter persönlicher Stellungnahme zum Thema, bei Petrowsky kaum anders in den Glossen, lohnenden Randbemerkungen, weil aus dem in jedem Einzelfall bewahrten Durchblick.
Judith Gruber-Rizy
Die schreckliche Stadt K.
Roman. Rezensent: Michael Stradal
Was macht diese Stadt K. zu einer schrecklichen Stadt? Was ist andererseits doch so anziehend an diesem vom Massentourismus verschonten Badeort auf einer griechischen Halbinsel, dass Rosa, eine 36jährige Österreicherin, unbedingt wieder dorthin reisen will?
Peter Paul Wiplinger
Ausklang
Gedichte 2010 – 2020. Rezensentin: Elisabeth Schawerda
Es geht um ‚sachliche Wirklichkeit im Sinne der existenziellen Befindlichkeit‘, schreibt der Autor über seine zuletzt erschienen Gedichte. Keine Metaphern, keine Überhöhungen, nicht das Schöne sei angestrebt. Sogenannte ‚Lapidargedichte‘ nennt Wiplinger diese Lyrik.
Katrin Bernhardt
Aufbrechen
Gedichte. Rezensentin: Eva Riebler
Die Autorin lebt im Burgenland und in Wien. Sie studierte Archäologie und Philosophie, war Sängerin und Texterin und erhielt zahlreiche Preise für ihre Lyrikbände
Axel Karner
in adern dünn brach licht
Gedichte. Rezensentin: Eva Riebler
Axel Karner wurde 1955 in Zlan, Kärnten geboren, unterrichtete in Wien evangelische Religion und darstellendes Spiel und soziales Lernen. Er veröffentlichte nun seinen siebten Gedichtband.
Elisabeth Schawerda
Am Ufer einer Jahreszeit
Vierundzwanzig Gedichte mit Offsetfarblithografien von Ingrid Brandstetter.
Rezensentin: Rosemarie Schulak
Lyrik, so ist oft zu hören, sei doch nichts anderes als eine Gegenwelt zur schwer erträglichen Wirklichkeit; deshalb gebe es kaum Wirkungsmächtigeres als ein wohlgesetztes Gedicht, wenn nur die ungeliebten Wahrheiten des Lebens darin nicht verleugnet und verdreht, im Poem am Ende zur Lüge werden.
Wolfgang Kühn
Grenzenlos
Anthologie. Rezensentin: Doris Kloimstein
Die Literaturedition Niederösterreich macht einfach gute Bücher. Das hat nichts mit Aufmachung, Optik zu tun, sondern mit guter, solider Buchgestaltung. Literarisch niveauvolle, spannende, aufrüttelnde, verstörende, besinnliche Texte könnte und kann man auch online lesen. Für den bibliophilen Menschen geht es aber auch um Augenlust und das haptische Erlebnis.
Josefa Plank
Kinderlieb
Vier Lesetheaterstücke. Rezensentin: Doris Kloimstein
Genüssliche Unterhaltung, mit einem Schuss Psychotherapie, sprich Selbsterfahrung, und ein Stamperl Ernst wie ein Magenbitter … kann denn so was Lektüre sein? Wenn die Autorin Josefa Plank heißt, dann geht das auf kongeniale Weise zusammen.
Maria Gornikiewicz
Auferstehung
Kindheitserinnerungen. Rezensent: Ewald Baringer
„Einen facettenreichen exemplarischen Rückblick in eine kindliche Lebenswelt der 1940er und 1950er Jahre in Wien“ und eine „rundum gelungene Geschichte mit viel historischem Tiefgang“ konzediert Günter Müller, Leiter der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen an der Universität Wien, dem Band.
Beatrix Kramlovsky
Fanny oder Das weiße Land
Roman. Rezensent: Georg Potyka
Sechs k.u.k. Offiziere finden sich am Ende des Ersten Weltkrieges in einem Gefangenenlager in Ostsibirien zusammen und beschließen, sich in ihre Heimat durchzuschlagen. Angetrieben werden sie von Karl, den es zu seiner geliebten Fanny und seinem kleinen Sohn Max nach Wien zieht.
Sascha Wittmann
Alles Alltag
Erzählungen. Rezensent: Leopold Hnidek
Alles Alltag – der Titel des Buches in der Auslage lockt ganz sicher nicht mit Spannung, Dramatik und Unterhaltung, dachte ich und wollte schon weitergehen, doch dann dachte ich daran, was Alltag eigentlich ist. Der Alltag ist die Bühne, auf der wir mehr oder weniger gut unser tägliches Stück spielen, in dem es um Zwänge, Anpassen und nicht zuletzt auch ums Überleben geht, eingefasst in ein Gespinst von Abhängigkeiten, das für viele immer dichter und bedrängender wird.
Markus Grundtner
Planet im Ausverkauf
Kurzgeschichten. Rezensent: Max Haberich
Juristische Terminologie ist eine Sprache für sich, die vielen Leuten auf ewig unverständlich bleibt. Dabei gibt es Anwälte, die gar nicht so schlecht schreiben können, wie etwa John Grisham oder Ferdinand von Schirach – und sie verkaufen ihre Romane in hohen Auflagen. Markus Grundtner, der sich auf Arbeitsrecht spezialisiert hat, bereichert seine Sprachgewandtheit mit einem feinen Sinn für Ironie.
Rosemarie Schulak
Das andere Brot
Die Geschichte einer Selbstwerdung. Rezensentin: Sylvia Zwettler-Otte
Die Lyrikerin und Prosa-Schriftstellerin Rosemarie Schulak stellt sich im Vorwort dieser "Entwicklungsgeschichte eines nach der Geburt weggelegten Kindes" zwei Fragen: wie sich dieses isolierte Kind für das Gute und Schöne entscheiden konnte, und wie es diese "destruktiven Erfahrungen", das Böse und sogar die Angst davor überwinden konnte.
Elisabeth Schawerda
Am Ufer einer Jahreszeit
Vierundzwanzig Gedichte mit Offsetfarblithografien von Ingrid Brandstetter.
Rezensentin: Claudia Taller
Vierundzwanzig Gedichte – vierundzwanzig Gedichte? – es sind viel mehr! Ein jedes Gedicht verführt zum Weiter-Denken, zum Weiter-Träumen; verweilen wollen wir bei jedem Gedicht, die Zeit fließt dahin; und am Ende des schmalen Bandes meinen wir, einen großen Schatz an Gedichten gehoben zu haben – und beginnen von Neuem.
Klaus Ebner
Physikstunde
Erzählungen. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Wenn man nicht wüsste, was aus dem jungen Mann von einst geworden ist, der hier vor 35 Jahren mit leichter Hand und erstaunlich reif kurze Erzählungen schrieb, man würde ihm eine Zukunft als Schriftsteller voraussagen. Nun, nach vielen Veröffentlichungen macht er dieses Jugendwerk zugänglich, das es damals in nur wenigen Exemplaren als Kopierdruck gab.
Leopold Hnidek
Die erste Stadt
Roman. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Was macht ein Autor, der eigentlich Archäologe werden wollte und das aus wirtschaftlichen Gründen nicht geworden ist? Er schreibt neben dem Brotberuf Romane, in welchen er sein Wissen unterbringen kann, schreibt also über Ausgrabungen und auch über seine Sorge um die wenigen noch als Nomaden lebenden Völker. „Die erste Stadt“ ist so ein Roman.
Eva Kittelmann
Die Quadratur des Denkens
Vermutungen – Lyrische Sequenzen. Rezensent: Gottfried Pixner
„… wir können das Denken gar nicht mehr verlernen, ihm stündlich ausgesetzt & ausgeliefert. Wir sitzen mitten drin. Kann sein, dass fern ein Endpunkt der Gedanken, unendlicher Gedankenreihen, jetzt nah erscheint (oder auch nicht). Denken ist Licht, ist Einsicht und Bemessen …“
Michael Stradal
Die Tote im Spitalgraben
Ein Gröbmingkrimi. Rezensent: Franz Forster
Normalerweise lese ich kaum Krimis, und normalerweise schreibe ich auch keine Rezensionen (mehr). Aber ...
llse Tielsch
Die Früchte der Tränen
Roman. Rezensent: Michael Stradal
Die Autorin, Doyenne der österreichischen Gegenwartsliteratur, führt uns im dritten Band ihrer Trilogie – Band 1: ‚Die Ahnenpyramide‘, Band 2: ‚Heimatsuchen‘, alle drei bereits in den Jahren 1980 bis 1988 erschienen – durch das leidvolle Dasein der nach 1945 aus ihren verschiedenen Heimaten vertriebenen Deutschen, die nach anfänglich heftigem Misstrauen und Ablehnung durch die bodenständige Bevölkerung seitens der offiziellen Stellen sehr unterschiedliche Hilfen und Unterstützungen erfahren haben, je nachdem, ob sie in Deutschland oder in Österreich gestrandet sind.
Rosemarie Schulak
Das andere Brot
Die Geschichte einer Selbstwerdung. Rezensentin: Sidonia Gall
Diese außergewöhnliche und berührende Geschichte beginnt in der Mitte der 1930er Jahre. Unter unfassbaren Bedingungen verläuft, von Beginn an das beschwerliche Leben eines heranwachsenden Kindes. Das Neugeborene, ein Knabe, wurde nach der Geburt auf den Stufen einer Kirche abgelegt.
Norbert Leitgeb
Aber, Herr Doktor!
Das heitere Arztbrevier. Rezensent: Wolfgang Groiss
Einer der fleißigsten Autoren ist unbestritten Norbert Leitgeb, in Graz beheimatet, Universitätsprofessor für Health Care Engineering an der TU Graz i.R. Schriftsteller und Gitarrist. Als Ausgleich zur wissenschaftlichen Exaktheit pflegt Norbert Leitgeb sein immenses Fabulierungstalent und schenkt uns in schöner Regelmäßigkeit stets unterhaltsame Gedichte, Kurzgeschichten und Essays, die in Literaturzeitschriften, Anthologien sowie Monographien erscheinen.
Max Haberich
Am Abhang der Wind
Erzählungen und Satiren. Rezensent: Wolfgang Groiss
Der Autor Max Haberich studierte Germanistik sowie Geschichte in Tübingen und Cambridge, dissertierte dort und lebt seit 2014 in Wien, wo er wertvolle Kulturarbeit leistet. Wenn der Rezensent gleich in medias res geht, liegt dem ein Motiv zugrunde, welches das Hohelied über den Autor zu Superlativen veranlasst. Es muss nämlich zu äußerster Vorsicht wegen des hohen Suchtpotentials dieses Buches aufgerufen werden.
Etela Farkašová
Stillleben eines frühen Abends
Erzählungen. Rezensentin: Rosemarie Schulak
Die Philosophin und vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Etela Farkasová ist in ihrer slowakischen Heimat als Lyrikerin und sehr beliebte, ja eine der meistgelesenen Prosaistinnen bekannt, die ihre Leser aus trivialen Welten in verborgene Bereiche menschlichen Seelenlebens führt. Aus ihrem umfangreichen mehr als dreißigbändigen Werk liegen mit „Stillleben eines frühen Abends" bereits fünf Bücher in deutscher Sprache vor; genug um eine Vielfalt subtiler Themen der großen Erzählerin kennen und schätzen zu lernen.
Etela Farkašová
Stillleben eines frühen Abends
Erzählungen. Rezensentin: Sascha Wittmann
Stillleben eines frühen Abends versammelt sechs Erzählungen. Gemeinsam ist ihnen, dass gewiss scheinende Identitäten plötzlich unsicher werden. Die Protagonistinnen – es sind durchwegs Frauen – entstammen einem intellektuellen Milieu, Reflexion gehörte immer zu ihrem Leben, was diese schleichenden Veränderungen umso bedrohlicher machen.
Regine Koth Afzelius
Der Kunstliebhaber
Roman. Rezensent: Martin Stankowski
Zu den inhaltlichen (ikonografischen, namentlich ikonologischen) Darlegungen ließe sich ziemlich viel ergänzen, einiges einwenden, sogar in Frage stellen. Doch eine nachgelieferte kunsthistorische Prüfung würde (ungeachtet der in den Inspirationsquellen aufgeführten wissenschaftsnahen Publikationen) dem Impetus des Buchs beileibe nicht entsprechen:
Wolfgang Groiss
Mosaik der Zeit
Gedichte zum Verweilen in eiliger Zeit. Rezensent: Bernhard Heinrich
Das Werk von Wolfgang Groiss ist umfangreich und vielseitig, es umfasst Jahrzehnte der Produktion und reicht von heiterer Lyrik bis zur Mundart, kehrt aber immer wieder zu den großen ernsten Themen der Lyrik zurück. Der vorliegende Band ist eine Art Zusammenschau der vergangenen Beschäftigung mit Liebe, Landschaft, Jahreszeiten, Vergänglichkeit und unserem Verhältnis zu Gott, Themen, die ja alle innig zusammenhängen.
Schawerda/Zwettler-Otte
Gefährliche kleine Wörter
Rezensent: Gottfried Pixner
Beide Autorinnen sind den interessierten Leserinnen und Lesern wohlbekannt ‒ Germanistinnen beide; dazu weist sich Frau Schawerda noch als Kunsthistorikerin, Frau Zwettler-Otte zudem als Psychologin und Lehranalytikerin der „Wiener Psychoanalytischen Vereinigung“ aus. Man darf gespannt sein, wie die beiden Damen, derart sensibel „aufgerüstet“, aus dem Rohmaterial der „gefährlichen kleinen Wörter“ mit geschicktem Griff verräterische Wortpartikel herausfischen, um sie seelenärztlich „abzuklopfen“.
Rosemarie Schulak
Das andere Brot
Die Geschichte einer Selbstwerdung. Rezensentin: Annemarie Moser
Georg, der Protagonist der Erzählung „Das andere Brot“, ist in den frühen Dreißigerjahren als Baby von seiner Mutter im Stiegenhaus eines Klosters ausgesetzt worden. Als Findelkind wird er der Kleinbauernfamilie „B.“ übergeben, wo er Kostkind und Arbeitskraft ist. Niemand weiß genau, wie alt er und woher er gekommen ist, diese Ungewissheit verunsichert den schweigsamen Buben zutiefst, da er nicht zu den Kindern im Ort dazugehören kann, weil er keine Eltern hat wie die anderen.
Hans Raimund
Neigungen
Porträt des Autors als Leser. Rezensentin: Eva Riebler
Zuneigungen, Abneigungen, Verneigungen – so heißt der Untertitel und ist kritisches Programm des nun erschienenen Werkes Hans Raimunds. Er gilt als hervorragender Lyriker, Buchautor, Übersetzer etc. und weist eine ganze Reihe von inländischen und italienischen Würdigungen und Preisen vor. Er war berufsmäßig 13 Jahre in Duino/Triest schreibend und übersetzend, Lehrer an einer internationalen Schule, jedoch nicht als Grenzgänger, sondern sich freudig auf den Ort einlassend und veröffentlichte dort 6 seiner ca. 30 Bücher.
Ingeborg Kraschl
Unausweichlich
Erzählungen. Rezensentin: Claudia Taller
Nach ihrem ersten Erzählband ‚Rückkehr‘ aus dem Jahr 2010 – sowie einer Kriminalgeschichte 2014 und einem Gedichtband 2016 - legt Irene Kraschl nunmehr ihren zweiten Erzählband vor.
Klaus Ebner
Auf der Kippe
Prosa. Rezensent: Bernhard Heinrich
Der formale Aufbau könnte einfacher nicht sein: Es handelt sich durchwegs um kurze Prosastücke mit Titeln, die aus einem Wort bestehen und die alphabetisch geordnet sind „abendlich“, „aufmerksam“, „augenzwinkernd“, usw. Den kurzen Texten ist wieder gemeinsam, dass sie aus einem einzigen Satz bestehen. Dieser Satz ist allerdings lang, oft mehr als eine Seite. Damit sind aber auch sogleich die Grenzen gesetzt und die Ausdrucks- und Erzählweise muss ganz bestimmten Regeln folgen.
Elisabeth Escher
Das Fenster zum Himmel
Roman. Rezensent: Max Haberich
Das Schicksal Marie Muths, die mit sieben Jahren zum Pfarrer eines kleinen Dorfes kommt, steht repräsentativ für das Los vieler Heimkinder. Gerüchte schwirren bald durch die Luft, und es kommt sogar zum Skandal.
Wolfgang Fels
Bilder im Schattenlicht
Lyrik. Rezensent: Max Haberich
Auch dieser Gedichtband von Wolfgang Fels besticht durch atmosphärisch dichte Stimmungsbilder, die man mit sich trägt, wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat. Der Autor, der sein Berufsleben den Naturwissenschaften und der Medizin gewidmet hat, bietet originelle Wortschöpfungen und reiht bedeutungsschwangere Worte aneinander, die einem in dieser Verknüpfung noch nicht begegnet sind.
Claudia Taller
Ich habe gesehen
Erzählungen. Rezensent: Werner Stangl
Die titelgebende Erzählung „Ich habe gesehen“ beschäftigt sich thematisch eher mit „Ich habe gehört“, denn es geht in dieser um eine Bratschistin, die nach einem Auftritt in der Londoner Albert Hall in eine Gliederstarre verfällt, die eine Fortsetzung ihrer Karriere nicht mehr möglich erscheinen lässt. Die Autorin bedient sich dabei einer spannungsgeladenen Erzählform, die die LeserInnen lange im Unklaren darüber lässt, worum es sich bei diesem Text überhaupt handelt.
Claudia Taller
Der Tod streift durch die Hallen
Ein Linz-Krimi. Rezensent: Werner Stangl
Der zweite „Linz-Krimi“ der Autorin beginnt mit einem Telefongespräch von Inspektor Eduard Strohammer mit dem Architekten und Maler Oliver Jung, der in der Lösehalle der früheren Linzer Tabakfabrik, einem 6-stöckigen Stahlskelettbau des Architekten Peter Behrens, einen Toten gefunden hat. Eigentlich wollte Jung Bezirksinspektorin Katharina Fisher sprechen, die er von einem früheren Fall kannte, aber die hatte an diesem Sonntag keinen Dienst.
Elfriede Bruckmeier
Kostproben
Erzählungen. Rezensent: Ewald Baringer
Seit Jahrzehnten leitet Elfriede Bruckmeier den Verein für Kunst und Kultur Eichgraben, eine verdienstvolle Institution, deren Stellenwert in der heimischen Kulturlandschaft gar nicht hoch genug geschätzt werden kann - und ist selbst zur Institution, mehr noch, zur Instanz geworden. In ihrem neuen, schön gestalteten Band zeigt sich die bisher vor allem als Lyrikerin literarisch in Erscheinung getretene Autorin als gewiefte Erzählerin, die gekonnt der Dichotomie aus Dichtung und Wahrheit frönt.
Hans Bäck
Stahl, Seide, Sog & Druck
Roman. Rezensentin: Doris Kloimstein
Das Scheitern ist allen Idealisten gemeinsam – die Quintessenz des über vierhundert Seiten starken Romans von Hans Bäck. Wer davon überzeugt ist, dass Wirklichkeit, Wissen und Moral mit Denken und Erkenntnis ursächlich verbunden sind, der will sich dennoch an einen Strohhalm der Hoffnung klammern. Diesen Strohhalm der Hoffnung bekommt man am Ende geschenkt, wenn man die Lektüre durchgehalten hat.
Rudolf Kraus
die letzte frage der menschheit. siebzehnsilber.
Lyrik. Rezensent: Josef Graßmugg
Ist „schein oder nichtschein“ tatsächlich die letzte Frage der Menschheit?
Weiterlesen … die letzte frage der menschheit. siebzehnsilber.
Matthias Mander
Nennen wir ihn Rumpelstilzchen
Geschichten vom Literatenstammtisch. Rezensent: Matthias Mander
Für 14,95 Euro bietet der Goldeggverlag 200 Seiten österreichische Nachkriegsliteraturgeschichte in ihrer komprimiertesten und kompromittierendsten – zugleich jedoch verführerisch unterhaltsamen – Form an. Aus der Feder dreier maximal hierfür ausgewiesener Persönlichkeiten – Prof. Dr. Ingrid Schramm, Romancière, Biographin, Journalistin, Vorsitzende des Frauenkomitees im PEN-Club; Dr. Doris Kloimstein, Prosaistin, Librettistin, Pädagogin, ehem. Schulprojektkleiterin in Brasilien und ehem. PEN-Generalsekretärin; Dr. Edwin Baumgartner, Feuilletonredakteur der Wiener Zeitung, Komponist, Buchautor – liegen 37 brillante Geschichten vor, die das konkrete hiesige sprachkünstlerische Universum in Miniaturen über sein schöpferisches Personal der letzten 75 Jahre erschließen.
Cornelia Travnicek
Feenstaub
Roman. Rezensentin: Eva Riebler
Von nichts wissen wir in Wahrheit, sogar wenn wir es einander entgegenschreien. Und wer würde uns auch glauben.
Michael Kanofsky
Engel im Schatten des Flakturms
Roman. Rezensent: Max Haberich
Wenn sich der Leser an den Stil Kanofskys gewöhnt hat, der an den einer Avantgardebühne gegen 1969 erinnert, erschließt sich ihm eine nicht uninteressante Geschichte, die zwar alle Wien-Klischees von Backhendel bis Kaffeehaus bedient, aber zum Glück auch in andere Städte der Welt führt: etwa auf Spuren Stefan Zweigs nach Brasilien.
Josef Brodträger
Bitter!
Roman. Rezensent: Max Haberich
Hat man sich einmal an die merkwürdige Empfehlung des Lektors gewöhnt, Ortsnamen kursiv zu setzen, lässt man sich auf die kurzweilige und schnell zu lesende Geschichte eines Mannes im besten Alter ein, der noch keineswegs zu alt für die Versuchungen körperlicher Liebe ist. Aber ein Schicksalsschlag trifft ihn aus heiterem Himmel. Und dann noch einer.
Jacqueline Gillespie
Wenn im Herbst die Blätter fallen
Roman. Rezensent: Max Haberich
Gillespies neuestes Buch ist eher ein „Roman mit Leiche“, wie es im Untertitel heißt, als ein Krimi. Was braucht man auch die Ausweidungsrituale mancher ihrer skandinavischen Autorenkollegen am Schneeberg?
Constantin Schwab
Tod des Verführers
Erzählungen. Rezensent: Max Haberich
Warum sollte man Schwab lesen? Einer der Gründe ist, dass in seinen Erzählungen keine Klischees zu finden sind. Und falls man doch über eines stolpert, jagt es der Autor im nächsten Moment in die Luft. Die Rollen, die Mann und Frau voreinander spielen – und nun gerade die der Frau – stellt Schwab auf erfrischende Weise auf den Kopf, aber ohne dem Zeitgeist dabei Zugeständnisse zu machen.
Gerald Eschenauer
Grundgedanken
Lyrik. Rezensent: Max Haberich
Eschenauers Lyrik, die ohne Großbuchstaben auskommt, besticht durch ihre Themenvielfalt.
Robert Streibel
Pilgers Paradies und Hölle
Gedichte. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Wer früh mit seinem Lebensmotto in Berührung gekommen ist, den lässt es nie mehr los. Robert Streibel hat sich um die Aufarbeitung der Verbrechen des Dritten Reichs bemüht und das Gedenken als seine wichtigste Aufgabe gesehen.
Linda Kreiss
Der den Mond trägt
Ein Nepal-Roman, Rezensent: Max Haberich
Linda Kreiss nimmt uns mit auf eine Reise an die nordöstliche Grenze Indiens, ins Land der Himalaya. Ihrer lebendigen, bildhaften Sprache zum Trotz handelt es sich hierbei nicht um eine idyllische Reisebeschreibung, sondern um echtes menschliches Drama.
Herbert Jan Janschka
Vier Zeilen für Gott und die Welt
Roman, Rezensent: Max Haberich
Herbert Jan Janschka, Autor von Lyrik, Prosa und Theaterstücken, hat mit Vier Zeilen für Gott und die Welt eine Sammlung von Epigrammen vorgelegt, die formell in der Tradition von Hebbel und Erich Kästner stehen.
Leopold Hnidek
Der Erfinder Moldaschl und sein Oberhausen
Rezensent: Max Haberich
Wussten Sie, dass das Perpetuum Mobile bereits erfunden wurde? Ja! Und zwar in Oberhausen. Hiermit ist nicht die Industriestadt im Ruhrgebiet gemeint, keineswegs. Sondern die beschauliche Ortschaft im Marchfeld. Leider ruht die Erfindung, die Österreich gegen alle Zeiten vor feindlichen Übergriffen gesichert hätte, auf dem Grunde der Donau.
Dietmar Grieser
Was bleibt, ist die Liebe
Rezensent: Wolfgang Groiss
Der Kenner und Liebhaber der Grieserschen Bücher hat dieses Werk, welches ich rezensieren darf, thematisch letztlich erwartet. Dietmar Grieser legt in diesem "Hohelied der Liebe" ein Bekenntnis zur größten Tugend des Menschen ab: Was bleibt, ist die Liebe! Das menschliche Streben nach Bleibendem findet in diesem Buchtitel seine optimistische Erfüllung.
Christl Greller
und fließt die zeit wie wasser wie wort
Gedichte. Rezensent: Alfred Warnes
Schon im Buchtitel steckt als Schwerpunkt das Verrinnen und Wegschwemmen von Zeit, das Abschiednehmen und Sich-Abfinden-Müssen mit der Vergänglichkeit, das Beenden und Entgleiten. Die Titel der einzelnen Gedichte setzen das fort, ebenso wie einzelne Verszeilen: Das Ticken der Uhren, das Schwingen der Sensen, das Hufklicken der apokalyptischen Reiter. Stimmen und Worte werden fremd. die Stunden unscharf, es berührt das Auffinden von Requisiten verstorbener nahestehend Gewesener.
Maria Gornikiewicz
Valerie und die Demenz
Erzählung, Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Maria Gornikiewicz ist essgelungen, mit ihrer Valerie Kirchheiser den Prototyp einer nicht mehr jungen, resoluten Favoritnerin zu kreieren, die nun bereits im vierten Buch räsonierend und philosophierend durch Leben geht. Tapfer pflegt sie ihre diversen Leiden, aber auch genüsslich ihre Freundschaften.
Bernhard C. Bünker
Wos ibableibt
Dialektgedichte, Rezensentin: Christine Tippelreiter
Bernhard C. Bünker lebte von 1948-2010. Aus Anlass des 70. Geburtstags haben seine Freunde Axel Karner und Manfred Chobot diese Gedichtsammlung herausgegeben. Bernhard C. Bünker war einer der bedeutendsten Erneuerer der Dialektdichtung. Er war in der 68er-Bewegung engagiert und wehrte sich gegen die sogenannten Heimatdichter und (...)
Jacqueline Gillespie
Wem die Osterglocken läuten
Roman, Rezensent: Max Haberich
Der vierte Roman in Jacqueline Gillespies Schneeberg-Krimireihe ist erschienen. Der Wiener Inspektor Patrick Sandor ermittelt wieder. Das Buch ist durchzogen von feinem Humor, der sich (...)
Wolfgang Fels
Des Mondes Silber hellt die Nacht
Lyrik, Rezensent: Wolfgang Groiss
Der Autor Dr. med. Wolfgnag Fels, geb. 1942, war bis zu seiner Pensionierung als Allgemeinmediziner in Salzburg tätig. Erst später begann er seine schriftstellerische Tätigkeit mit dem Lyrikband "Sinnig - Unsinniges" im Pustet-Verlag (2010).
Johannes Diethart
Meine "vergessenen" Wörter
Rezensent: Gottfried Pixner
Johannes Diethart haben wir (u.a.) schon einige exemplarische Aphorismen - als auch Prosabände zu verdanken, die Letzteren mit der ihm eigenen Brillanz verfasst, die es ihm gestattet, gerade durch einen satirischen Unterton, oder ein philosophisches Herangehen, die harten, treffsicheren Konturen seiner Aussagen ・ ohne Wirkungseinbuße ‒ konziliant abzufedern.
Max Haberich
Ziegel und Elfenbein
Roman, Rezensent: Martin Stankowski
Das Buch besticht durch das sprachlich Unverblümte der Darstellungsweise, die Frische gleichsam «frei von der Leber weg». Die gesamte Schilderung atmet die ungebrochene auktorial-geradlinige Verbindungskraft und den Schwung des Debütromans: Man darf folglich schon jetzt auf weitere Bücher Max Haberichs gespannt sein … und sich freuen.