Aktuelle Rezensionen
Susanne Ayoub
Rondo Veneziano
Kriminalroman. Rezension von Michael Stradal
Drei Wienerinnen, Adele, Chris und Biggi, die, vor Jahrzehnten Schulkolleginnen, unterschiedlicher nicht sein können, treffen einander zufällig in Venedig, wohin sie aus verschiedenen Gründen gereist sind. Adele, die ihre vermögende Nenntante Pauline Agassian auf deren dringenden Wunsch besuchen wollte, ist außer sich, da sie erfahren musste, diese sei bei einem häuslichen Unfall mit dem Rollstuhl ums Leben gekommen. Da allerdings niemand, nicht einmal deren aus den USA angereisten Neffen, genauere Auskunft über die Umstände des Unfalls geben kann oder will, lässt sich Adele nicht davon abbringen, im Anschluss an die Urnenbeisetzung der Nenntante auf eigene Faust der Sache nachzugehen. Aus einem beschaulichen Venedig-Urlaub wird daher für ihre zwei Freundinnen auch nichts, denn sie sind sofort bereit, Adele bei ihren Nachforschungen behilflich zu sein.
Peter Paul Wiplinger
Blian und Vablian
Dialektgedichte. Rezension von Armin Baumgartner
„Blian und Vablian“ – damit hat mich der honorable Peter Paul Wiplinger lausbubenartig auf die falsche Fährte gelockt: zwei biblische Gestalten, die möglicherweise in den Apokryphen zu finden sind, oder zwei Figuren aus der französischen Literatur des 15. Jahrhunderts – nichts dergleichen. Es genügt, den Titel halblaut auszusprechen, um zu erkennen, wer nicht auf diese Idee kommt, muss aber auch nicht lange warten. Schon im ersten Gedicht (S. 8), dem titelgebenden, wird das Rätsel gelöst: Es geht ums Blühen und Verblühen, in des Dichters Heimatdialekt, dem Haslacherischen, verfasst. Damit offenbart Peter Paul Wiplinger schon zu Beginn den ganzen Charme und Zauber, die unendliche Fantasie, die dem Dialektalen innewohnt.
Es gibt wenige Zeitgenossen, die diese Kunst der Dialektdichtung betreiben, und zwar dergestalt, dass das Werk auch Substanz hat und sich nicht im Humor erschöpft. Das ist dem H. C. Artmann gelungen zum Beispiel, auch Gerhard Rühm, Christine Nöstlinger, Rolf Schwendter, Manfred Chobot, Willi Resetarits, Gerhard Kofler oder Günter Brödl gehören genannt. Die Liste reicht bis zu Rudolf Kraus oder Karl Stirner mit seinen „73“ Vierzeilern, den ich in dieser Reihe nicht unerwähnt lassen möchte.
Michael Stradal
Herr Antal bekommt Besuch
Kriminalnovelle aus Maria Enzersdorf/Südstadt. Rezension von Rudolf Kraus
Michael Stradals „Herr Antal bekommt Besuch“ ist im Stil einer klassischen Kriminalnovelle geschrieben, ohne dabei anachronistisch zu wirken. Denn er stellt die Ermittlungsmethoden und –abläufe gut recherchiert in den Fokus seiner Hauptprotagonisten Hauptkommissar Schrempf und Kommissar Niko Novak. Anton Schrempf, der gerade in Maria Enzersdorf an einem Seminar teilnimmt, wird von seinem jungen Kollegen Novak über einen Mordfall informiert, der aber – da Schrempf ja steirischer Kriminalbeamter ist – natürlich nicht in sein Zuständigkeitsgebiet fällt.
Beatrix Kramlovsky
Frau in den Wellen
Rezension von Claudia Taller
Ja, Joni – die ‚Frau in den Wellen‘ – führt ein bewegtes Leben, behende bewegt sie sich zwischen Städten und Kontinenten, zwischen Wien und Berlin, zwischen New York und Vejer de la Frontera, zwischen Europa und Kanada, zwischen Amerika und Asien.
Joni hat alles im Griff. In jeder Stadt gibt es einen guten Freund, der sie beherbergt – von Freund zu Freund, von Welle zu Welle – sie fällt weich. Es gibt verständnisvolle Freundinnen, darunter die Partnerinnen ihrer Freunde. Eifersucht existiert nicht.
Fast ein wenig unwahrscheinlich, soviel Glück.
Mark Allen Klenk
Oh, das bin ja ich
Erzählungen über Sinn und Leben. Rezension von Johannes Wally
Rastlosigkeit, Abschied, Aufbruch und dazwischen: Trauer oder Triumph, je nachdem welche Grenze überschritten wurde. Das sind die Themen, die sich durch Mark Allen Klenks Erzählband Oh, das bin ja ich (2022) ziehen und sowohl autobiographisches Material als auch fiktive Stoffe strukturieren. Ob wir dem alter ego des Autors zum ersten McDonalds-Restaurant auf russischem Boden folgen oder den Träumen eines Migrantenkindes, das die Grenze zwischen xenophoben Alltag und Phantasiewelt überschreitet: Immer steht im Textzentrum das Bewusstsein der Vergänglichkeit, die Ahnung der sich anbahnenden Veränderung. Und auch wenn Veränderung für Klenk nur selten ein Grund zur Trauer ist, so sind die emotionalen Färbungen seiner Texte komplex. Fast immer kann seinen Erzählungen ein positiver Grundton attestiert werden, der jedoch nie zu grellem Optimismus verflacht.
Wolfgang Groiss
Ein Halleluja aus Granit
Gedichte und Sinnsprüche. Rezension von Christian Teissl
„Wandlung“: Wem sagt dieses Wort noch etwas? Man spricht gerne und viel vom Wandel, nimmt Verwandlungen wahr und verwandelt sich selbst, doch die Wandlung ist aus unserem Sprach- und Vorstellungsschatz weitgehend verschwunden, aus unserem Alltag erst recht, zu sehr verweist dieser Begriff auf den Bereich des Sakralen. Wolfgang Groiss stellt ihn ins Zentrum seines neuen Buches: Ein Zyklus von 40 Gedichten – die Zahl ist wohl kein Zufall –, die meisten von ihnen aus zwei bis drei Strophen gebaut und durchgehend gereimt, bildet das Herzstück dieser Sammlung. Vierzig Mal umkreist der Autor darin, quer durch die Tage und Jahre, durch Zeiten der Freude und der Klage, der schweren Mühsal und der schönen Feier ein Geheimnis, für das es keinen Namen gibt und über das man wohl nur in Gleichnissen reden kann.
Heimito von Doderer
„WER SICH IN FAMILIE BEGIBT …“
Briefe an Astri und Hans v. Stummer. Herausgegeben von Claudia Girardi und Gerald Sommer. Rezension von Doris Kloimstein
Ein Buch zwischen wissenschaftlichem Anspruch und unterhaltsamer Lektüre changierend, wohl von den Herausgebenden – tät Doderer jetzt rotieren oder schmunzeln ob der Genderei … – so intendiert, ist die Lektüre gleichermaßen eine Fortbildung für Germanistikstudenten*innen wie Lesevergnügen für Literaturaffine.
Claudia Girardi und Gerald Sommer haben für ihren Sonderband 7 der Schriftenreihe der Heimito von Doderer-Gesellschaft mit dem Kral Verlag den idealen Verlag gefunden, so wohlfeil – die Wortwahl müsste dem Doderer jetzt gefallen – ist das Buch gestaltet: Hardcover, reich bebildert mit den Briefen, um sich von Doderers Schrift ein umfassendes Bild machen zu können, mit Fotos, mit Post- und Ansichtskarten, mit kleinen Zeichnungen von Doderer, mit Lesebändchen, Kommentar und Namenregister.
Astri und Hans v. Stummer waren die Schwester und der Schwager von Heimito von Doderer. Es ist der Enkelin Astri Stummers zu verdanken, dass die Briefe, die in einem Kasten am Riegelhof, dem Landhaus der Familie im Raxgebiet, aufbewahrt worden waren, 2016 zur Edierung freigegeben wurden.
Etela Farkasova
Die Rettung der Welt nach G.
Rezension von Sascha Wittmann
G. hat eine Mission: Sie muss die Welt retten. Wie sie dabei vorgeht, erzählt Etela Farkašová aus G.s Perspektive. So erfahren wir, dass G. eine nicht mehr ganz junge Frau ist, die ihren Tagesablauf streng geregelt hat. Vor allem Putzen und die abendlichen Eintragungen in ihre Geheimhefte nehmen viel Zeit ein. G. war nicht immer so strikt, die Verhaltensmuster haben sich mit der Zeit verstärkt. Sie besuchte das Gymnasium, begann sogar ein Studium. Auffällig wurde sie erstmals, als sie in der Bibliothek, in der ihre Mutter arbeitete und in der sie nach der Schule Aufgaben machen durfte, die Bücher der Größe nach ordnete und überhaupt nicht einsah, was daran nicht sinnvoll sein sollte. Freundinnen im herkömmlichen Sinn hatte sie keine, es gab aber Mädchen mit denen sie gemeinsam lernte, sogar manchmal ins Kino ging, tiefere Beziehungen entwickelte sie allerdings nie, von Liebesbeziehungen ganz zu schweigen. Die Studienrichtungen Mathematik und Physik wählte sie, weil es exakte Wissenschaften sind. Sie gab das Studium allerdings auf, als sie erfuhr, dass auch die Physik die Welt nicht restlos erklären kann. Der Tod ihres Vaters, der bei einem Flugzeugabsturz umkommt, trifft sie sehr hart. Nun lebt sie mit ihrer Mutter in einem Häuschen am Stadtrand, achtet darauf, dass nichts und niemand die selbstauferlegte Ordnung stört, weil Veränderungen sie aus der Bahn werfen und arbeitet an ihrem großen Buch.
Etela Farkasova
Es ist geschehen
Übersetzt aus dem Slowakischen von Christel Spanik. Rezension von Rosemarie Schulak
Wir alle sind umgeben von Tod und Sterben, untrennbar verbunden mit diesem Thema und mit der Allgegenwart von Schmerz, mehr oder weniger verborgenen Leiden und irgendwann real sich ankündendem Tod. Der eigenen Ohnmacht ist einer sich bald bewusst. Im familiären Bereich gibt man sich in solcher Lage gerne bedeckt. Betrifft es Familienangehörige, zeigt man sich stark, optimistisch, notwendiger Weise; meist aber stumm. Das Thema weckt Angst und wird deshalb oft als Tabu betrachtet. Innerhalb literarischer Arbeiten gilt es als mutig, sich diesem Thema zu stellen.
Otto Hans Ressler
Kardinal und Hure
Die Geschichte eines Gemäldes. Rezension von Klaus Ebner
Bereits der Untertitel verrät, dass Otto Hans Resslers Roman die »Geschichte eines Gemäldes« ist, das folgerichtig den Titel »Kardinal und Hure« trägt. Aber natürlich ist das auch und vor allem die Geschichte der Personen, die im Umfeld dieses Bildes agieren. Allen voran der Maler, Edmund Schwarz, dessen Lebensgeschichte in vielen Details an die Biografie von Egon Schiele erinnert; sogar die Initialen sind gleich, und doch kann es sich nicht um Schiele selbst handeln, weil dann manches doch etwas abweicht und der berühmte Maler, ebenso wie Klimt und Kokoschka, im Buch zudem persönlich genannt wird. Auf der Buchdecke verrät der Autor immerhin: »Alles, was diese Geschichte erzählt, hat sich so – oder zumindest so ähnlich – ereignet.« Fiktion also, eingebettet in ein reales Umfeld. Und dieses hat es in sich:
Die Zeichnungen und Gemälde des Malers Schwarz werden zeitlebens kaum geschätzt. Sie weichen von den am Beginn des 19. Jahrhunderts üblichen Strömungen, etwa des Impressionismus, radikal ab; Edmund Schwarz bricht mit der Kunst-Akademie und gründet gemeinsam mit Gleichgesinnten eine Künstlergruppe in Wien, und er wird vom bereits anerkannten Gustav Klimt gefördert. Aufgrund vieler expliziter Darstellungen in seinen Werken muss sich der Maler vor Gericht wegen angeblicher Pornografie verantworten und ist wegen seiner Bilder und des Kommens und Gehens weiblicher und jugendlicher Aktmodelle in seinem Heimatort verpönt und angefeindet. (Man sieht also, die Parallelen zu Egon Schieles Leben sind auffällig; das betrifft auch Beschreibungen von Schwarz’ Zeichnungen.)
Eva Riebler
Weltblick
Texte und Grafiken. Rezensionen von Hannes Vyoral und Klaus Ebner
Bei Eva Riebler steht nicht über jedem Text „Achtung! Hier kommt ein Gedicht …“, denn sie kommen, Seite für Seite, selbstverständlich und ganz und gar ungekünstelt. Hannes Vyroal
Manche Gedichte reflektieren über den Alltag, haben auf den ersten Blick etwas Allgemeines an sich, vermitteln gewissermaßen kaschiert Erinnerungen, und ein paar Texte haben einen Bezug zu Putins verbrecherischem Krieg in der Ukraine. Klaus Ebner
Mario Andrea Rigoni
Gespräche mit meinem Dämon
Gedichte, aus d. Italienischen v. Franziska Raimund. Rezension von Eva Riebler
Franziska Raimund haben wir es zu verdanken, dass es diesen einzigartigen Gedichtband für eine deutsche Leserschaft gibt! Rigoni war Professor für Italienische Literatur in Padua, Essayist, Kritiker, Autor, Übersetzer von E.M.Cioran, Kulturberichterstatter für “Il Corriere della Sera“ usw. Er verstarb am Tag der Beendigung dieser Übersetzung 2021 in Biadene di Montebelluna.
Er ist ein kritischer, mit sich selbst unzufriedener Dichter, der (Zitat S. 9: „Epitaph / Er hasste sich, er verachtete sich, aber er liebte und wurde geliebt: / dies war das Paradoxon seines Geschicks.“
In „Tierhaftigkeit“ S. 57 denkt er über die Taten nach, die wie Prankenhiebe sind und die Worte wie Gebrüll. Er beginnt: “Viele sagen mir, dass ich ihnen etwas / gegeben habe, manchen sogar sehr vielmehr. / Aber ich weiß, dass ich vielen auch Schmerzen / zugefügt habe, und dies ohne es zu wollen. / …“
Hannes Vyoral
Ostinato
Ein Tagebuch. Rezension von Brigitte Pixner
„Ostinato“, ein neuer beeindruckender Gedichtband des in vielen Sparten aktiven und weithin bekannten Autors Hannes Vyoral ‒ verfasst, „in stillen Stunden“, die der Autor so „schätzt“ (S. 64), gerichtet an Leserinnen und Leser, für die Gedichte noch Gewicht haben – auch wenn sie scheinbar schwerelos über „wörterwiesen“ hin tanzen oder sich unvermutet aufs „glatteis“ begeben. Es sind durchwegs farbige, einprägsam-atmosphärische Texte; Augenblicks-Aufnahmen, die den Verfasser so fesselten, dass er nun seine Leser daran teilhaben lässt.
Vyorals Umfeld, die ländliche, noch weitgehend unverbaute Natur, ist ihm wertvolle, unerschöpfliche Inspirationsquelle. Klug und liebevoll werden die so entstandenen Texte zu einem berührenden Tagebuch gebündelt, die im Leser ihr Echo wachrufen. Es handelt sich zumeist um Impressionen aus dem Burgenland – insbesondere aus dem Seewinkel, siehe Text schmelztiegel seewinkel: “die hitze hat etwas dunkles / bei so viel wasser in der luft … / was du für seen hältst …/ sind bleichgrün-gelbe / weizenfelder, darüber grau / das himmelsblau ersetzt / und die entfernungen /verschmelzen lässt“ (S. 12).
Christl Greller
berichte von der innenfront
Gedichte. Rezension von Wolfgang Kauer
Assonanzen, Anakoluthe, Alliterationen und aufgetrennte Satzgebilde dominieren die Sprache dieses empfehlenswerten Lyrikbands. Fast alle Gedichte werden syntaktisch über die eigenwillige Verwendung der Konjunktion „und“ wie durch Webfäden miteinander verbunden. Das verbindende Wörtchen knüpft an Ellipsen an und trägt sie zu neuen Ansätzen hin, dient dann wieder als Füllwort und wird sogar mal als Klangkörper für lautes Brausen in Großbuchstaben gedruckt: „… brausen der thermik, die/ feuer antreibt UND dadurch entsteht …“ (entzündung, S. 68).
Einzelne Gedichte berühren besonders, wie jenes über den Umgang mit Außenseitern in der modernen Berufswelt: „ hab nicht gewusst, dass der tod./ und kann er schon da sein, wenn/ jemand noch lebt/ und umgeht,/atmet, isst./ dennoch lebt nicht mehr,/ trotz dem./ und kann man nicht abschied nehmen,/ weil noch da./ dead man, walking.“ (dead man, walking, S. 76)
Brigitte Stuiber
Herzschuss
Familiendramen um Klimt und Schiele. Rezension von Robert Streibel
Dieses Buch öffnet Türen! Wer einen Klimt oder Schiele in einem Museum betrachtet, der bewundert nicht nur Farbgebung, Bildaufbau und Maltechnik, sondern fragt sich vielleicht auch, wer die Abgebildeten wohl sind, in welcher Beziehung sie zum Maler standen und in welchem Haus oder über welchem Kamin das Bild wohl gehangen sein mag. Wie in vielen Fällen, wenn beharrliche Fragen sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben wollen, stellt sich heraus, dass alles nach kürzester Zeit irgendwie mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Das ist bei Kunstwerken genauso wie bei Firmen, bei Wohnungen wie bei Villen. Wer den Teppich hebt, der findet die Leichen im Keller. Ein genauer Blick bringt Verbrechen zu Tage. Für Antworten auf diese stillen Fragen hat sich seit mehr als 25 Jahren im Falle der Kunst ein eigener Wissenschaftszweig entwickelt: die Provenienzforschung. Wer so gewichtige Werke wie jenes von Sophie Lillie über geraubte Kunstsammlungen angelesen und durchgeblättert hat, muss feststellen, dass sich auf jeder Seite mehr verbirgt als eine Geschichte, mehr als ein Film oder Roman.
Johannes Diethart
Der Missionar des Todes und weitere skurrile Texte
Kurzgeschichten. Rezension von Gottfried Pixner
Wollen wir mit einem kleinen Textzitat beginnen, das Neugierde weckt und zudem Johannes Dietharts epische Raffinesse in wenigen Zeilen aufblitzen lässt (es ist der Beginn der Erzählung Es lebe die Kunst): „Eine Putzfrau mittleren Alters mit brünetten Haaren, einem annehmbaren Gesicht und Körperbau sowie einem karierten Kopftuch, fand in einem Saal des Kunsthistorischen Museums in Wien einen Mann ebenfalls mittleren Alters in einem dunklen Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte, der sich in der Nacht offenbar aufgehängt hatte. Sie erschrak zuerst furchtbar bzw. saumäßig, hielt aber dann die ganz Schose für eine gelungene Installation und ging weiter ihrer gewohnten Tätigkeit als Putzfrau nach.“
Weiterlesen … Der Missionar des Todes und weitere skurrile Texte
Johannes Diethart
Halt ruhig den Kopf hin
Neue Aphorismen. Rezension von Gottfried Pixner
Johannes Diethart nimmt sich in seinem jüngsten Aphorismenband nichts Geringeres vor, als das menschermüdete Habitat Erde samt deren Huckepack-Übervölkerung zu entkernen. Die Samen, die dabei aus der großen Weltfrucht anfallen, sind die tatheischenden Keimträger aller existenziellen Widersprüchlichkeiten. Sie geben sich archaisch, unzähmbar und anarchisch, und erfahren ihren geformten Reflex im weltbewanderten, historisch erfahrenen Auge des Johannes Diethart.
Kann jemand den folgenden „Punktlandungen“ widersprechen? „Es geht uns gut und immer besser. Und trotzdem steht es schlecht um uns … Der Mensch ist ein endliches Wesen mit unendlichen Ansprüchen … Die Zukunft bringt und nur das, was wir selber aus ihr machen … Der lauteste Aufschrei von allen: Schweigen … Manchmal kommt es mir vor, als stünd’ ich vor dem Totenbett meiner Zeit… Die Welt ist voller guter Menschen, die schlimme Sachen machen … Mit dem „Gendern“ befassen sich die falschen Leute, die zwar von Ideologie nur so strotzen, aber mit der Sprache auf Kriegsfuß stehn … Die Toten haben es gut. Sie haben es fast überstanden. Es steht Ihnen nur noch die Auferstehung bevor … Nur keine Angst: Jede Generation macht ihre eigenen Fehler. Und die alten dazu … Die Lieblingsbeschäftigung der Fundamentalisten ist die Abschaffung des Denkens.“
Rosemarie Schulak
Erzählungen
Rezensionen von Elisabeth Schawerda und Martin Stankowski
Wir erfahren vieles über die Verletzlichkeit der Seele in diesen Geschichten, die manchmal dramatisch und dann wieder besinnlich, nachdenklich und ernst, voll von Wissen und manchmal auch humorvoll sind. Und immer voll Liebe für alles Lebendige. - Kann man das nicht Weisheit nennen? Elisabeth Schawerda
... was den Kern von Frau Schulaks Texten ausmacht: die verständnisvolle Sicht auf die Menschen in all der Alltäglichkeit der Realität, die das Bittere nicht ausspart aber zu wandeln vollbringt bis hin zu Frieden und Freude statt sprachloser Einsamkeit ... Martin Stankowski
Karl Wimmler
Kein Spiel
Als Österreichischer Linker in den 1970er Jahren. Rezension von Robert Streibel
Mit der Schilderung der eigenen Geschichte ist es möglich, sogar den Literaturnobelpreis zu bekommen. Annie Ernaux hat viele schmale Bücher vorgelegt, aber eigentlich nur eine einzige Geschichte geschrieben, ihre Geschichte und die ihrer Familie und dabei auch einen scharfen Blick für das soziale und politische Geschehen entwickelt.
Bildungsbiografien haben etwas Anregendes und erlauben das eigene Leben mit dem geschilderten zu vergleichen. Es mag vermessen sein, Annie Ernaux und Karl Wimmler in einem Atemzug zu nennen, denn sie trennen doch Welten; sie Schriftstellerin, er Historiker und Geschichtsarbeiter. Und doch gibt es Verbindendes: Beide hat die Entwicklung politisch nach links getrieben, sie lenken unseren Blick auf die 1960er und 1970er Jahre. Trotz oder wegen vieler Umbrüche, Verwerfungen, eines vorläufigen Endes der Geschichte, das sich bloß als ein Atemholen des Kapitalismus entpuppte, blieben sie ihrer Haltung treu. Nicht dazuzugehören zur besseren Gesellschaft, groß geworden mit einem Abort, einem Plumpsklo, das ist der Ausgangspunkt.
Karl Wimmler beginnt seine Geschichte mit dem Titel „Das Plumpsklo im globalen Dorf“. In den Erzählungen von Annie Ernaux hat Abort einen Fixpunkt und findet sich sowohl in den Romanen „Der Platz“, „Das andere Mädchen“, „Die Jahre“, „Das Ereignis“ und „Die Scham“ erwähnt. Damit wollen wir es fürs Erste fast belassen und die volle Aufmerksamkeit dem österreichischen Linken widmen.
Rosemarie Schulak
Erzählungen
Rezension von Martin Stankowski
Der Rezensent könnte es sich einfach machen und schreiben: Bitte lesen Sie das kurze einfühlsame Vorwort und die letzte der 21 Geschichten, und Sie werden in wohlabgewogenen Worten einerseits und in der feinsinnigen Darstellung dessen, was ein Bild bewirkt, schnell ersehen, was den Kern von Frau Schulaks Texten ausmacht: die verständnisvolle Sicht auf die Menschen in all der Alltäglichkeit der Realität, die das Bittere nicht ausspart aber zu wandeln vollbringt bis hin zu Frieden und Freude statt sprachloser Einsamkeit (7), sowie die Suche, ja das Finden des tieferen Wesens des Geschauten durch eine stufenweis intensivierte Betrachtung, denn nicht nur das Messbare ist da gemeint, sondern genauso das Ahnbare, die innere Kraft (160).
Es gibt vielleicht einen zweiten Weg der Auswahl aus der Fülle (trotz kleiner Zahl): Vier Erzählungen werden Grafiken - von Bettina Mertz 2021 - zugeordnet, die wohl, weil naturgemäss, eine besondere Intensivierung hervorrufen sollen. Es sind dies ein nächtlicher Vollmond durch Föhrengeäst (39); eine Schwertlilie (75); die tektonische Kappe eines Schornsteins (137); sowie die Handschale, auf deren Fingern ein Schmetterling landet (100), letzteres auch auf dem Cover verwendet. In den Geschichten geht es neben der Handlung um das Nachdenken über den tieferen Gehalt des Sichtbaren: «Die Föhren knien nieder vor dem Mond»; «Die Schwertlilien am Zaun» bergen schwere Erinnerungen; die Kamine verbinden «Arachne, Rauch und Tempelstufen»; die «Schmetterlinge» künden von Zuneigung und zugleich […] Distanz sind nur zum Schein ein Widerspruch. Als Gemeinsamkeit schlägt sich viermal der Blick aus der Nähe in die Weite und zurück nieder und dreimal bewegt Natur - verstanden als das kerngemäss Natürliche - die Gedankengänge.
Klaus Ebner
Wortspieler, Samuel Becketts Suche nach der verlorenen Sprache
Essay. Rezension von Martin Stankowski
Es ist ein Charakteristikum des Essays, dass er ein Thema, einen Sachverhalt aus einem persönlichen Gesichtspunkt beleuchtet. Darin liegt, durchaus positiv, eine inhaltliche Einschränkung. Im vorliegenden schmalen Band sind die Lebensumstände Samuel Becketts teils ausgeklammert, teils mehr oder minder indirekt erfasst, weil auf die Behandlung des Autors mit der Sprache reduziert. Wobei es sich, wie Ebner ausführlich darlegt, im Kern um zwei Sprachen handelt. Beckett schrieb phasenweise primär Englisch oder Französisch - darin seine berühmtesten Werke - (und wusste sich in Briefen sogar passabel auf Deutsch auszudrücken). Selbst dieses, wie man es verstehen könnte, Entweder-oder ist falsch: Zwar mischt Beckett dann und wann die Idiome, aber grundsätzlich kalkulierte er stets und ganz unmittelbar folgend die Übersetzung in die (jeweils) andere Sprache mit ein in einer sehr konzentrierten Form, sei es durch den engen Kontakt mit den Partnern, sei es, sogar häufig und mit der Zeit zunehmend, durch eine eigene Arbeit.
Weiterlesen … Wortspieler, Samuel Becketts Suche nach der verlorenen Sprache
Mira Lobe / Sabine Rufener
Madeleine und der Angler
Rezension von Lene Mayer-Skumanz
Wieder einmal begleitet Madeleine ihre Tante Charlotte in die große Kirche, wo die Tante in einer Kapelle eine Kerze anzündet.
Unterdessen wandert Madeleine in der Kirche umher, bis sie, wie verabredet, die Tante am ersten Pfeiler links vom Eingang treffen wird. Aber heute kommt die Tante nicht – und durch das offene Portal glitzert der Fluss in der Sonne. Auf einmal steht Madeleine unten am Fluss hinter einem der Angler, fängt an, mit ihm zu reden, und traut sich schließlich, eine Bitte an ihn zu richten: Sie will auch einmal auf der Mauer sitzen und die Angel ins Wasser halten.
Der Angler gibt Madeleine seine zweite Angel mit einer künstlichen Fliege - denn ein lebendiger Wurm täte Madeleine leid - und wirft mit Schwung die Leine für sie ins Wasser.
Madeleine hält die Angel mit beiden Händen und rutscht auf der Mauerkante ein Stück weiter nach hinten. Manche Leute oben auf der Brücke wundern sich über das kleine Mädchen, aber Madeleine freut sich, dass sie ganz allein hier sitzen kann.
Georg Markus
Im Spiegel der Geschichte
Was berühmte Menschen erlebten. Rezension von Bernhard Heinrich
In „Im Spiegel der Geschichte“ widmet sich Georg Markus keiner Einzelperson, sondern einer Vielzahl von „berühmten Menschen“, wie es im Untertitel heißt. Sie haben eines gemeinsam, sie sind allseits bekannt und alle lebten im 19., 20. oder 21. Jahrhundert. Es sind also Menschen der jüngeren Geschichte, viele davon waren und sind noch unsere Zeitgenossen. Von den meisten haben wir schon gehört, aber in dem Buch werden Episoden aus dem Leben der Prominenten, die man zu kennen glaubt, erzählt, die erhellend sind oder das Bild ergänzen, welches man sich von ihnen gemacht hat.
In zehn recht unterschiedlichen Abschnitten wird Berührendem, Sensationellem, Verblüffendem und Komischem nachgegangen. Berührend und verblüffend zugleich ist bereits der erste Abschnitt, welcher sich mit Franz Lehárs letzter Liebe beschäftigt. Schon wie Markus zu dem Material kam, Fotos, Briefe und Ansichtskarten, ist sehr ungewöhnlich und lesenswert: Der über siebzigjährige Lehár verliebt sich in ein sechzehnjähriges Mädchen und fühlt sich noch einmal jung. Das Tragische daran ist, dass die junge Geri von Leithe noch vor ihm mit neunzehn Jahren an einer Sepsis stirbt.
Wer wusste, dass Josef Staribacher ein umfangreiches Tagebuch führte, in dem auch ausführlich über Bruno Kreisky berichtet wird? Das Tagebuch gibt aus nächster Nähe Einblicke in dessen Politik, aber auch in die Probleme und Denkweisen der damals Regierenden.
Elisabeth Schawerda
Winterquaderno 2021/22
Rezensionen von Sidonia Gall („Nach der Lektüre dieser Gedichte möge in den Lesenden neben Beklemmung und Bedrücktheit allmählich doch auch vage Hoffnung aufkommen.“)
und Claudia Taller („Der von Elisabeth Schawerda vorgelegte Gedichtband ist eine starke Leseempfehlung, zu allen Jahreszeiten.“)
Markus Grundtner
Die Dringlichkeit der Dinge
Roman. Rezension von Sascha Wittmann
Ein Mann und eine Frau treffen einander vor einem „offenen Bücherschrank“ in Wien. Sie sind von einander fasziniert. Beide haben genaue Pläne für die Zukunft, die sich in einem Punkt treffen: Kinder. Mathias hat gerade sein Jus-Studium abgeschlossen, sich in einer renommierten Anwaltskanzlei als Konzipient beworben. Klaudia ist vor dreizehn Jahren nach dem Tod ihrer Mutter und einer gescheiterten Beziehung aus Triest nach Wien gezogen. Sie wollte als Lehrerin für Italienisch und Latein arbeiten. Nach der Enttäuschung, dass es nur zur Freizeitbetreuerin an einer Volksschule gereicht hat und ihr neuer Partner sie ohne Angabe von Gründen verlassen hat, ist sie auf dem Weg zurück in ihre Heimatstadt. Können diese beiden sehr verschiedenen Menschen nicht nur zusammenfinden, sondern auch eine dauerhafte Beziehung miteinander haben?
Manfred Chobot
Hawai'i.
Mythen und Götter. Rezension von Helmuth Schönauer
Extreme Landschaften bringen meist extreme Sagen hervor, das heißt, diese Sagen erzählen sich wie von selbst aus der Erde heraus. So sprudeln aufregende Heldentaten gerne aus den Alpen hervor, aus der Donau und manchmal als witzige Irrläufer aus der Stadt Wien.
Aber gegen die vulkanische Kraft auf der anderen Seite der Welt wirken die heimischen Geschichten schaumgebremst, während Sagen und Mythen in Hawaiʻi zappeln und bocken, wenn sie für einen Sagen-Band zusammengefangen werden.
Manfred Chobot ist vor Jahren als Surf-Künstler nach Hawaiʻi gekommen und hat als Dialektforscher und urbaner Volkskundler aus Wien bald gemerkt, dass man den Erzählungen und Mythen nachgehen muss, will man das Kräuseln der Wasser der Gegenwart verstehen.
Sidonia Gall
Aus den Kulissen
Roman. Rezensionen von Franz Forster und Elizabeth Schawerda
Sehr spannend! Man würde gern die Seiten fressen. Geht aber nicht, man muß genau lesen … Franz Forster
Sidonia Gall entwirft das Bild einer starken Frau in der modernen Berufswelt. Elizabeth Schawerda
Anton Marku
Sammler des Regens
Gedichte. Rezension von Martin Stankowski
Der Band vereint knapp 100 Gedichte, bei denen 20 Zeilen schon lang sind, und alle Zeilen auf allen Seiten bestehen ihrerseits nur aus wenigen Wörtern. Damit
wird deutlich, dass hier Gedichte buchstäblich als das Verdichtete begriffen werden. Entscheidend erscheint damit nicht das Beschriebene – obwohl es auch das in aller Kürze gibt –, sondern stets der Gedanke, der sich an ein einer äußeren Situation festmachen mag oder Erlebtes einzuordnen versucht oder etwas Gesehenes weiterspinnt.
Es sind in der Regel melancholische Imaginationen, die eine Welt beschreiben, in der vieles aus dem Lot geraten ist. Das Faktische berichtet fast ausnahmslos von Schwerem, das, so will es scheinen, von konkreten Situationen ausgehend psychisch in die Tiefe zieht. Das Gegenmittel besteht im Schreiben: indem Marku Worte findet, bindet er das (Auf-)Gefundene und kann es vor uns hinlegen. Dabei werden Krieg, Not, Tod und Entfremdung direkt angesprochen, doch stets im Versuch, Assoziatives einzubinden: Gerade das immer Knappe weist in eine Art übergeordneten Denkraum. Und in diesem sind sie dann untergebracht, die Verse, die nicht sterben (wie das längste Gedicht heißt, das sich auf Homers „Odyssee“ bezieht [98,99]). Diese wiederum erlauben eine erweiterte Perspektive: Hinter meinem Rücken / ein schwarzer Schmetterling / öffnete seine Arme / und maß meinen Schatten // Ich ging aus dem Körper heraus, / um selbst zu sehen, / wie ich von außen aussehe (Seite 32).
Dietmar Grieser
Geliebte Ukraine
Auf literarischer Spurensuche zwischen Donezk und Anatevka. Rezension von Elfriede Bruckmeier
Fassungslos schauen wir dem Kriegsgeschehen in der Ukraine zu und denken: „Wir müssen etwas tun!“ Das dachte wohl auch der Amathea Verlag und bat den Autor Dietmar Grieser, aus seinen Manuskripten früherer literarischer Reisen eine neue Ausgabe zu erstellen.
Und so lesen wir von Menschen und Begebenheiten aus dem Vielvölkerstaat Ukraine, das ja kaum je ein Staatswesen war, sondern immer wieder zerteilt wurde und schließlich zur Sovietunion gehörte. Erst 1991 erfolgte die Republikgründung, was einen deutlichen Aufschwung bedeutete.
Allerdings gab es auch sofort Probleme mit dem Dombas. Und damit sind wir gleich beim ersten Kapitel des Buches: „Donezk – ein Reitpferd für Stachanow“ 1979 wollte der Autor die südwestliche Millionenstadt besuchen, was niemand verstehen konnte, denn schön war sie nie. Eine Stadt, die als einzige Attraktion 24 Bergwerke mit einer Förderung von täglich 70 000 Tonnen Kohle aufzuweisen hat, ist für Besucher nicht attraktiv, auch wenn sie „Stadt des Arbeitsruhms“ genannt wird. Aber da war ja noch Stachanow, der Held, der die Norm um das vierzehnfache überbot, ein reich dekorierter „Held der Arbeit“, dessen Andenken noch immer hoch gehalten wird. Auch das ist Spurensuche, allerdings keine literarische, bringt uns heute aber diese ständig in den Medien genannte Stadt und ihre Bewohner irgendwie näher.
Kurt F. Svatek
Das Meer, der Mond und die Zeit
Ein Tanz der Gedanken. Rezension von Bernhard Heinrich
Im Titel werden große, rätselhafte und unerschöpfliche Begriffe nebeneinander gestellt, sie können sowohl in wissenschaftlich exakter Weise betrachtet werden, sind jedoch genau so von der Poesie seit altersher besungene Metaphern. Meer, Mond und Zeit hängen zusammen, der Mond verursacht die Gezeiten und Gezeiten sind ein Rhythmus, wie die Zeit selbst etwas Messbares ist. Im Wort „Gezeiten“ ist der Begriff „Zeit“ bereits beinhaltet.
Am Beginn der Buches werden dem Meer einige Gedanken in Prosa gewidmet, genauer, dem Meeresleuchten. Am Ende, nach den Gedichten, folgen wieder Gedanken in Prosa, dieses Mal über die Zeit. In diesen Betrachtungen wird über den Zeitdruck nachgedacht, den Maßnahmen bewirken, welche ursprünglich dazu bestimmt waren Zeit zu ersparen, wie moderne Verkehrsmittel und Computer, aber auch über die Zeit als widersprüchliches und kaum zu definierendes Phänomen.
Franz Forster
Saga der Unbekannten
Rezension von Sidonia Gall
Der Titel dieses Buches macht auf besondere Weise neugierig. Welchen Unbekannten ist eine Saga gewidmet? Wo und in welchen Zeiten werden die
Zusammenhänge zwischen Geschehnissen und ihren Akteuren sichtbar werden?
Der Autor Franz Forster ist als langjährig publizierender Lyriker, Essayist und Herausgeber von literarischen Anthologien, sowie als auch international tätiger Literaturwissenschafter bekannt, und gerade deswegen steigen gewiss bei interessierten Lesenden Neugier und Erwartung angesichts dieses monumentalen Werkes.
Zehn große, mehrfach unterteilte Kapitel sind dicht gefüllt mit meist ungeschönt naturalistisch beschriebenen Erlebnissen und Beobachtungen. Diese beziehen sich auf die Mitglieder der eigenen und auch der befreundeter Familien sowie auf einzelne, in unterschiedlicher Weise auf einander Einfluss nehmende Personen, Nachbarn, Haus- und Dorfbewohner wie etwa Handwerker, Lehrer und Ärzte.
Diverse Themen wie Landwirtschaft, Licht, materielle Einschränkung, Tiere, Schule, Reisen, Krankheit erscheinen in der oft bruchstückhaften und dann wieder ausladenden Darstellung beeindruckend und authentisch.
Gerald Szyszkowitz
Wie man wird, was man sein möchte
Erinnerungen eines Fernsehspielchefs. Rezension von Matthias Mander
Binnen Sekunden wird hier das Wort „Literaturuniversum“ für die 25-jährige Epoche des ORF-Fernsehspielchefs Gerald Szyszkowitz`genannt. Deshalb zitiere ich das astronomische Universum als multizentralen Komplex von Galaxien – Sterne, Planetensysteme, Gasnebel, Staubwolken, dunkle Materie: die Sternenstädte pendeln fadenartig aufgereiht im Raum. Ein alles bestimmendes Zentrum hat sich nicht gebildet, sondern es gibt viele nach ähnlichem Muster aktive Filamente und Superhaufen im All. Hierbei ziehen sie während zyklischer Annäherungen ganze Sternensysteme aus Nachbargalaxien an sich, was die Anziehungskräfte ständig verändert …
Markus Grundtner
Die Dringlichkeit der Dinge
Roman. Rezension von Eva Riebler
Liebe und Recht, Lebenslust und Juristerei – wie geht das Match aus, wenn ER Hardcore Jurist und SIE Liebhaberin des Lebens ist? Jedenfalls zehren Juristenjahre mehr aus als Menschenjahre. Dies sieht Klaudia, die Lehrerin für Italienisch und Latein in Wien werden will, im Äußeren des um 10 Jahre jüngeren Mathias. Er steht am Anfang seiner Anwaltskarriere. Beim Ablegen der letzten Monsterprüfungen fällt ihm wieder ein, dass er eigentlich wie sein Vater Polizist werden wollte. Doch gerade sein Vater stellt fest: „Entscheide dich, entweder als Polizist das Recht vor dem Menschen zu schützen oder als Anwalt den Menschen vor dem Recht.“
Lothar Bruckmeier
Vom Glück, malen zu dürfen
Rezension von Eva Riebler
„Nach dem Tod ist nicht zu leben“ – dieser Spruch ist wiederlegt, steht doch durch diese Werkmonographie das Leben und Schaffen des 2016 verstorbenen Grafikers und Malers Bruckmeier wieder lebendig wie in keiner seiner Publikationen vor uns.
Der Titel dieser Retrospektive, wie seine Originalzitate zeugen von seiner Bescheidenheit und seinem Fleiß. Hat er doch erst nach Kriegsdienst und 20 Jahren Arbeit in der gehobenen Gastronomie im Ausland in Neulengbach mit 34 Jahren begonnen Maler zu werden. Ein für ihn harter Weg, der erst später von großen Erfolgen gekrönt wurde. Mit der Gründung des Kunstvereines VKK- Eichgraben im unversehrten Jugendstil-Bahnhof Eichgraben konnte er mit seiner Gattin Elfriede viele Kontakte zu Künstlerkreisen knüpfen. In seiner Galerie am Bahnhof, die die Autorin zahlreicher Erzählungen, Elfriede Bruckmeier weiterhin leitet, ist heute noch bei Ausstellungen, Theaterstücken, literarischen oder konzertanten Abenden die Atmosphäre von einst zu erleben.
Hilde und Richard Langthaler
Kerbungen
Schwarze Texte und Holzschnitte. Rezension von Manfred Chobot
Nach dem Tod von Hilde Langthaler am 22. Jänner 2019 sichtete ihr Mann Richard zwei Jahre lang Hildes literarischen Nachlass, manches musste er aus der Handschrift transkribieren. Das nun vorliegende Ergebnis trägt den Titel „Kerbungen“: Vierzig Texte, bezeichnet als „schwarze Texte“ – einerseits Gedichte, manche fast wie Haikus, andererseits kurze Prosastücke –, treten in einen illustrativen Dialog mit jeweils einem Holzschnitt von Richard Langthaler, der außerdem die Auswahl besorgt hat.
Peter Paul Wiplinger
Einschnitte
Gedichte 2021-2022. Rezensionen von Elisabeth Schawerda und Klaus Ebner
Wiplingers Gedichte sind authentische, aus der unmittelbaren Gegenwart geschöpfte Verse eines Menschen, der sagt, was er sieht und hört und erleidet. Elizabeth Schawerda
Wiplingers Gedichte sind authentische, aus der unmittelbaren Gegenwart geschöpfte Verse eines Menschen, der sagt, was er sieht und hört und erleidet. Klaus Ebner
Eva Kittelmann
Die Quadratur der Stunden
Poetische Reminiszenzen. Rezension von Elisabeth Schawerda
Diese Quadratur ist die achte der Reihe. Wir kennen Eva Kittelmanns unerschöpfliche Kreativität, ihre Schreiblust und ihren Schreibfleiß. Mit den Quadraturen hat sie eine Form für sich gefunden, mit der sie beides vermag: sich zu disziplinieren und sich auszutoben. In kurzen Intervallen folgte ein Bändchen auf das andere, immer sogfältig und ästhetisch ausgestattet. Nun sind es die Stunden, die sie zum Thema wählte.
Daniela Kocmut
Freitauchen
Gedichte. Rezensent: Rudolf Kraus
Daniela Kocmuts Gedichte flanieren poetisch in und zwischen zwei Sprachen: der slowenischen Muttersprache und der deutschen Sprache, mit kleinen Einsprengseln in englischer Sprache. Die Profession als literarische Übersetzerin ist ein fruchtbarer Boden für die Lyrikerin Daniela Kocmut.
Gottfried Pixner
Doch gesagt sei es!
Aphorismen und Sprüche. Rezensentin: Elisabeth Schawerda
Der Titel von Gottfried Pixners Aphorismensammlungbeginnt mit ‚doch‘, einem aufmüpfigen Wort des Widerspruchs. Denn, so lässt sich der erste Teil des Satzes vom Leser ergänzen, es gibt jede Menge Unzulänglichkeit, Unsinn, Dummheit, Schwäche, Mangel an Charakter usw., woran man leider nichts ändern kann, doch gesagt sei es! Und zwar mit Aphorismen, den ‚Weltverdichtungsformel'.
Regine Koth Afzelius
Die Leibwächterin
Roman. Rezensentin: Sascha Wittmann
Die äußere Handlung von Regine Koth Afzelius' Roman Die Leibwächterin ist schnell nacherzählt: Die Ich-Erzählerin ist, nachdem sie spät die Lehre zur Orgelbauerin abgeschossen hat, in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie arbeitet in der Werkstatt eines Orgelbauers und ist gerade dabei, sich in ihrem neuen Leben einzurichten, als ihr Vater, ein Professor für Orgelspiel, zu dem sie immer ein angespanntes Verhältnis hatte, schwer erkrankt und in ein Pflegeheim muss.
Gerta Ubl-Fahrngruber
Weihrauch, Wein und wilde Rosen
Lyrik. Rezensent: Bernhard Heinrich
Die in diesem Band gesammelten Gedichte versuchen keine Realität darzustellen, es ist eine Welt aus Worten, die sich bei erster Betrachtung sogar absichtlich jeder Rea lität zu entziehen versuchen. Bei näherer Auseinandersetzung kann jedoch festgestellt werden, dass es durchaus Bezüge zu unseren alltäglichen Erfahrungen gibt.
Susanne Ayoub
Susanne Ayoub: Podium Porträt 118
Podium Porträt. Rezensent: Klaus Ebner
Band 118 der Podium-Porträt-Reihe ist der Autorin und Filmemacherin Susanne Ayoub gewidmet. Die Aufmachung der kleinen, feinen Büchlein ist seit vielen Jahren unverändert; Gestaltung, sorgfältiger Buchsatz, ein Autorenfoto sowie das einführende Geleitwort zeugen von gewohnt hoher Qualität. Die Einführung stammt diesmal von Geoffrey C. Howes, seines Zeichens emeritierter Universitätsprofessor für deutsche Sprache und Literatur in Ohio. Kurzbiografien und bibliografische Angaben von Ayoub und Howes sind selbstverständlich enthalten.
Isabella Feimer
Cadavre exquis
Erzählung. Rezensentin: Doris Kloimstein
Isabella Feimer hat ihre Erzählung an Leben und Werk von Leonora Carrington angelehnt und mit dem Fotografen Manfred Poor einen literarischen Bildband geschaffen, der in dieser Brillanz wohl nur in der Literaturedition Niederösterreich hatte verwirklicht werden können. Für ein qualitätvoll gestaltetes Buch, das Text und Illustrationen gebührend zur Geltung kommen lässt, muss Geld in die Hand genommen werden, ohne Wenn und Aber. Das zahlt sich dann jedoch aus, in jeder Hinsicht!
Johannes Diethart
Sprach-Rosinen
Was nicht unbedingt so im Wörterbuch steht. Rezensent: Gottfried Pixner
Mit dem vorliegenden Band bedient Johannes Diethart eine hellhörige sprachkritische Leserschaft auf unterhaltende und gewinnbringende Weise. Pickt doch der Autor aus den Hekatomben möglicher Wortschöpfungen solche heraus, die sich als soziologisch oder kulturhistorisch fruchtbar erweisen, die eine hohe Alltagstauglichkeit zeigen und zugleich eine Menge über jene (und ihre Zeit) verraten, die diese „Rosinen-Wörter“ prägten oder sie im Umlauf hielten.
Doris Kloimstein
Noahs Fest
Eine Art Stundenbuch. Rezensent: Michael Stradal
Völlig zu Recht vermeiden die Herausgeberschaft und die Kuratorinnen die Benennung ‚Anthologie‘ für dieses bemerkenswerte Druckwerk und typisieren es treffender als ‚Eine Art Stundenbuch‘. Ein solches war in Vorzeiten bekanntermaßen ein bebildertes Gebets- und Andachtsbuch für Laien mit vornehmlich biblischen Texten. Das Anthologische in ‚NOAHS FEST‘ sind die sehr unterschiedlichen literarischen und künstlerischen Beiträge verschie- denster Persönlichkeiten, die sich unter dem Motto ‚10 Tage für die Bibel‘ im Herbst des ‚Bibeljahres‘ 2020 im Stift Seitenstetten zusammengefunden hatten, um in der Art eines Skriptoriums Beiträge zum ihnen gestellten Thema ‚Noahs Fest‘ zu erstellen.
Elisabeth Schawerda
Helle Tage Dunkle Träume
Lyrik. Rezensionen von Sidonia Gall und Michael Stradal
Es sind klare, unverrenkte Worte mit denen sie Bilder teils skizzenhaft zeichnet oder farbig malt – fast suggestiv - hinein in die Gedanken der Lesenden. Sidonia Gall
Die Stille zu verschiedenen Gelegenheiten ist der Autorin ein Anliegen, ebenso Gedanken an unbeschwerte Kindheit, schmerzliches Erinnern, Verlust und Tod. Michael Stradal
Katrin Bernhardt
Aufbrechen
Lyrik. Rezensentin: Eva Riebler
Die Autorin, geboren 1982 lebt in Bad Fischau-Brunn und in Wien. Sie studierte Archäologie und Philosophie, war Sängerin, nahm LPs und Alben auf und als Autorin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihre Lyrikbände: Fallen ohne Aufprall 1995, Fluchtplan lebt nicht mehr 1998 Bibliothek der Provinz, Auf bittere Haut geschrieben 2013 Ed. Lex Liszt, sowie der Prosaband: Die Gesichtslosen 2000 Bibliothek der. Provinz.
Michael Stradal
Die Scherben des Lebens
Roman. Rezensentin: Judith Gruber-Rizy
Mit großer Intensität beschreibt Michael Stradal in seinem neuen Roman die Lebensgeschichte der jungen Salzburgerin Pauline. Sie wird aufgerieben im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie, also ein Frauenschicksal, wie es so viele Frauen erlitten haben und immer noch erleiden.
Petra Sela
Fahrtwind - mit der U-Bahn durch Wien
Haiku. Rezensentin: Rosemarie Schulak
„Fahrtwind. Mit der U-Bahn durch Wien" ist sowohl vom originellen Thema her als auch von der Betrachtungsweise desselben äußerst interessant. Welcher Europäischer, welcher Wiener Autor würde denn jeder U-Bahnstation, die er vielleicht müde und von so viel anderem abgelenkt, meist gedankenlos durchfährt, ein Gedicht widmen?
Eva Kittelmann
Die Quadratur der Szenen
Lyrisches Sequenzen. Rezensent: Bernhard Heinrich
Eva Kittelmann legt mit dem Band „Die Quadratur der Szenen“ den 6. Band ihrer Quadraturen vor. Sie folgen äußerlich dem selben Prinzip wie die Vorgängerbände, kurze quadratische Texte die meistens eine Seite einnehmen, im Ausnahmefall zwei, wenn das Thema mehr zu sagen erfordert. Innerhalb dieser rigiden Vorgaben sind der Variationen aber kein Ende. Der Bogen spannt sich über eigene Erlebnisse, persönliche Begegnungen, Reisen, Mythologisches, Historisches bis zu sehr ernsten Überlegungen über Sinn und Ende des Lebens.
Kurt F. Svatek
Der gescheiterte Scheiterhaufen
Mikrogeschichten. Rezensent: Bernhard Heinrich
Damit ist gemeint, dass sich üble Absichten und Entwicklungen, die nach Katastrophen aussehen oft genug in ihr Gegenteil verkehren können, dass eben das, was im ersten Moment wie ein Scheiterhaufen aussieht auf längere Sicht auch seine guten Auswirkungen haben kann. Auch was nach dem Ende jeder Hoffnung aussieht, trägt Zukunft in sich.
Irene Diwiak
Liebwies
Roman. Rezensent: Martin Stankowski
Der Roman spielt fast vollständig in den 1920er Jahren und «lebt» demgemäß von sozialen Unterschieden einer Lebensweise des einfachen Volks und einer gehobenen Mittelschicht. Der - durchaus anregende - Titel «Liebwies» bezieht sich einerseits eingangs auf ein völlig vergessenes Bauerndorf, in dem ein dorthin verschlagener Lehrer musikalische Talente aufspürt; andererseits wird er viel später Nachnamens-Synonym einer von dort stammender, gefeierter Sängerin namens Gisela. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: sie wird nämlich nur ihrer Schönheit wegen ausgewählt und vermag kaum zusammenhängend richtige Töne zu artikulieren.
Christa Maria Till
Luftsprünge mit Siebenmeilenstiefeln
Auf Weltreise. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Christa Maria Till zieht ihre Siebenmeilenstiefeln an und macht Luftsprünge von Land zu Land, Untertitel „Auf Weltreise“. Man kann heute in ein paar Tagen um die Welt fliegen und dank der Billigflüge auch noch kostengünstig! (Vor der Covit 19 Pandemie allerdings!) “. Mit der vermehrten Reisetätigkeit nahm auch die Produktion von Reisebüchern immer mehr zu. Die Bücher dieser Autorin allerdings sind anders.
Besim Xhelili
Unschuldige Augen...!
Liebeslyriken. Rezensent: Martin Stankowski
Das in dunkeltonigen Farben einer Gouache oder Tempera gehaltenen Coverbild ist sicherlich als direkte Einstimmung gedacht (und nach dem Lesen als auch stimmig erkannt): auf dem nahezu quadratischem Format liegt eine Art Blatt auf, das einen Frauenkörper als sitzenden Akt zeigt, zu dem, etwas in Hintergrund-Distanz, ein Beobachter gehört. Das Ganze wird indessen halb abstrakt in allgemeinen Formen gehalten: wodurch die im Ansatz der Beobachtung erreichte Nähe in eine eigentliche Distanzebene gerückt wird.
Claudia Tondl
Klosterneuburg sagst du
Augenblicke. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Dass man die alten Leute befragen muss, so lang sie noch am Leben und geistig rege sind, ist seit langem bekannt. Zunächst galt das für die sogenannten „großen Schicksale“: Krieg, Vertreibung, Lagerhaft, Ermordung von Angehörigen. Aber auch bei den vielen kleinen Leuten, die oft nie aus ihrem Heimatort herausgekommen sind, gibt es reichlich Material. Schulkinder werden zu Befragungen losgeschickt, Erinnerungsbücher haben Hochkonjunktur, vielleicht auch weil man wissen möchte, wie es sich mit weniger Waren und mehr Natur einst leben ließ.
Gerhard Ruiss
Liebe, liebste, liebes, liebstes
Andichtungen. Rezensentin: Elfriede Bruckmeier
Liebhaber schöner Bücher werden es mögen! Das Erscheinungsbild, die rote Farbe, die sogfältige Bindearbeit erfreut das Auge. Und die Idee, die Gedichte in Kapitel nach den Anfangsbuchstaben derselben zu sortieren ist nach meinem Wissensstand einmalig. Das macht dann 26 Kapitel minus 3, denn zu Q, X, und Y fällt auch einem Sprachkünstler nichts ein.
Peter Paul Wiplinger
Aussichten
Gedichte. Rezensent: Klaus Ebner
Er sei jener, der im 81. Lebensjahr steht, schreibt Peter Paul Wiplinger in seinem neuen Gedichtband AUSSICHTEN, wie auch »jener/der gedichte schreibt« und »gerne musik hört«, aber auch – und hier verschlägt es Leserinnen und Lesern zum ersten Mal die Sprache – »jener/der krebs hat« (alle S. 14). Es sind die ersten Gedichte des Buches, die den Rahmen feststecken und keinen Zweifel daran lassen, dass Wiplinger es ernst meint und es ernst meinen muss, da ihm, wie er sagt, stets die Wahrheit wichtig war, und um die führt bekanntlich kein Weg herum.
Heidelore Raab
Behutsam zärtlich
Haiku. Rezensent: Klaus Ebner
Mit BEHUTSAM ZÄRTLICH legt eine Autorin einen Band Haiku vor, die auf diesem Gebiet eine beachtliche Erfahrung vorzuweisen hat. Unter Heidelore Raabs Publikationsliste fallen die fast dreißig Haiku-Bücher auf, die bei St. Georgs Presse erschienen sind.
Katrin Bernhardt
Auf bittere Haut geschrieben
Lyrik. Rezensent: Klaus Ebner
Ein kleinformatiges, broschiertes Büchlein, sorgfältig gestaltet und mit einem Titelbild des Künstlers Josef Bernhardt versehen: Das ist der bereits im Jahr 2013 veröffentlichte Lyrikband von Katrin Bernhardt, die 1982 geboren wurde und in Wien und im burgenländischen Forchtenstein lebt.
Gottfried Pixner
Engelszungen und Teufelskrallen
Aphorismen und Sprüche. Rezensent: Johannes Diethart
Die Gattung des Aphorismus hat im deutschsprachigen Kulturraum seit ihren Anfängen vor etwa 300 Jahren im Schatten der Großgattungen wie dem Roman oder der Lyrik durchaus auch Großes geleistet und leistet auch immer noch Großes und Großartiges. Einer, der seit Jahren mit dieser Kleinkunst versucht, seinen Lesern (und Leserinnen) Aha-Erlebnisse und überraschende Einblicke ins Leben zu geben und selbige auch geschickt in eine aphoristische Form zu gießen, ist der Wiener Autor Gottfried Pixner.
Ilse Pauls
Lebensbilder
Lyrik. Rezensentin: Brigitte Pixner
Ilse Pauls, Autorin, vornehmlich Lyrikerin, aber auch Malerin, überrascht mit einem neuen stimmungsvollen Gedichtband, dessen Texte in die Kapitel: Anfang, Jugend, Begegnungen, Im Dornenwald des Lebens, Mitten im Leben sowie Altwerden gegliedert sind. Es ist ein abwechslungsreiches, interessantes Leben, das hier aufgefächert und reflektiert wird.
Klaus Ebner
Schwarzlicht
Lyrik. Rezensentin: Ilse Pauls
Der erste Eindruck ist sehr bestechend durch das anziehende Bild am Einband. Es ist sofort erkennbar, dass es sich um eine außergewöhnliche Situation einer Weltraumfahrt handelt, nämlich der Blick auf die Erde, wo die Sonnenstrahlen gerade den leicht gerundeten Horizont übersteigen. Die Grafik stammt von Arek Socha auf Pixabay.
Karl Lubomirski
Der Garten des Leonardo
Lyrik. Rezensentin: Doris Kloimstein
Ein schlichtes Bändchen mit gewichtigem Inhalt liegt da vor, dessen gleichzeitige Leichtigkeit ein Fingerzeig sein mag, wo der Weg aus der Erdenschwere zu finden ist. Einfach gesagt: Karl Lubomirski schreibt schöne, wahrhafte, lebensechte und ehrliche Lyrik. Er ist ein Dichter.
Claudia Taller
Liebe - Ein Trauma geht seinen Weg
Roman. Rezensent: Hans Bäck
Die erste Frage, die sich der Rezensent stellt, wie viele Titel für Bücher mit „Liebe“ sind überhaupt noch frei verfügbar? Aber das ist die Frage, die die Autoren für sich klären müssen. Die zweite Frage und die ist schwerwiegend, kann ein Buch, das derartig psychologisch belastet ist, literarisch rezensiert werden?
Etela Farkasova
Szenario
Roman. Rezensentin: Claudia Taller
Etela Farkasovás neuester Roman – fünf ihrer Werke sind bereits in Österreich erschienen – ist ein schweres Buch, in mancherlei Hinsicht. In einem schönen dunklen Blau gestaltet, mit Hardcover, bester Papierqualität und 392 Seiten hat der Roman Gewicht. Doch schwer ist auch das Leben der beiden Protagonisten – Katharina und Vojto.