Aktuelle Rezensionen
Christl Greller
TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung. Poetische Notate
Rezension von Timo Brandt
Was neben allem Berührenden und Wahrhaftigen an dem Band positiv ausfällt, ist die Abwesenheit der Lesenden. Greller spricht sie selten direkt an. Sich selbst nimmt sie ins Gebet (oder ins Gedicht), aber die Verfänglichkeit ihrer Texte ist genuin, sie wird einem nicht aufgedrängt.
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Simon Konttas
Nebel auf den Feldern. Roman in sieben Erzählungen
Rezension von Axel Karner
Gleißendes Sonnenlicht in den Mittsommernächten in einem Dorf irgendwo in den endlosen Wäldern Finnlands wirft einen Spot auf das hoffnungslose Treiben und Leiden gescheiterter und nicht im Leben angekommener Menschen. Nicht zufällig ist der Leser an die archaische Welt in Timo K. Mukkas Roman Maa on syntinen laulu (dt.: Die Erde ist ein sündiges Lied, 1964) und an die kongeniale Verfilmung (1973) in der Regie von Ranni Mollberg erinnert.
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Valerie Huber
FOMO Sapiens
Rezension von Constantin Schwab
Die Schauspielerin Valerie Huber hat ein Buch geschrieben, dessen Titel einen Nerv trifft: die sogenannte FOMO („fear of missing out“), also die lähmende Angst, etwas im Leben zu verpassen, gilt schließlich als charakteristisches Leitgefühl der jüngeren Generationen. Hauptverantwortlich dafür ist das heutige Überangebot an Möglichkeiten, das zu einem „Auswahlparadox“ führt, das die Autorin zu Beginn des Buches treffend beschreibt: „Je mehr Optionen wir also haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, die falsche getroffen zu haben.“
Cornelia Travnicek
assu. aus reisen
Rezension von Siljarosa Schletterer
Cornelia Travniceks Gedichtband assu. aus reisen ist ein poetisches Fernsichtgerät, das ganz nahe heranzoomt. Dieser Band verdient eine große, zeitunabhängige Empfehlung – für alle, die gedanklich auf Reisen gehen oder sich über das Reisen Gedanken machen wollen. So oder so: assu. aus reisen ist eine ‚Verweitsichtigung‘ – eine poetische Horizonterweiterung in alle Richtungen.
Petra Sela
Podium Porträt 120 – Petra Sela
Rezension von Klaus Ebner
Petra Sela hat einerseits viele Reisen unternommen, die sich in ihren Gedichten widerspiegeln, andererseits setzt sie sich kritisch mit Umwelt und Gesellschaft auseinander. Sogar in kurzen Haiku, die geradezu idyllisch beginnen, erfolgt meist eine gesellschaftspolitische Wendung oder eine Beobachtung, die Leser*innen aus der vermeintlichen Idylle in die leider weniger erfreuliche Realität zurückwerfen.
Barbara Deißenberger
Eine Geschichte in Weiß
Rezension von Verena Dolovai
Schauplatz Lobau. Hier begegnen einander die Malerin Minna und Valerie, eine Geologin, die mit Lehrer Roland und Baby Julian von der Stadt weg in ein Haus mit Garten gezogen ist. Die beiden Frauen eint die Liebe zur Natur. Minna hat sich nach vielen Jahren als Lehrerin und Therapeutin ihrer Leidenschaft, der Malerei, verschrieben und lebt mit ihrem Hund Mandy in einem idyllischen Haus.
Andrea Drumbl und Paul Sägesser
Wir haben das Dasein geübt. Begegnungen
Rezension von Klaus Ebner
Eine österreichische Autorin, Andrea Drumbl, schickt poetische Texte an den Schweizer Kunstmaler Paul Sägesser. Dieser, inspiriert von den Gedichten, malt dazu und schickt diese Werke an seine Kollegin. Über die Zeit entsteht so eine stattliche Sammlung, ein Dialog zwischen Bild und Sprache. Daraus wurde ein Buch, in dem Geschriebenes und Gemaltes einander gegenüberstehen – die Texte auf der linken Seite und die Bilder auf der rechten. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, entpuppt sich beim zweiten Hinsehen als großformatiges, bibliophiles Gesamtkunstwerk, in dem kreative Inspiration und Antwort zusammenfinden.
Petra Sela
Blätter wehen ins Haus. Herbst-Haiku
Rezension von Bernhard Heinrich
Der Herbst ist ein ideales Thema für Haiku: farbenfroh, abwechslungsreich, und eine stille Jahreszeit. Die meist rotbraunen Bilder aus der Wachau und der Lobau von Ulrich Gansert untermalen diese Jahreszeit gekonnt, nur wenige weisen auf den kommenden Winter hin. So ist auch der Verlauf der Gedichte zu sehen. Die Haiku beginnen mit dem Herbst der Ernte: „im Korb die Früchte“ ist das erste Kapitel benannt, und auch im zweiten, in der „Herbstsonne“ kann man noch draußen sitzen oder bei angenehmen Temperaturen wandern.
Kurt F. Svatek
Auch Noten schreiben Geschichten. Anekdoten, Geschichten und Überlegungen aus der Welt der Musik
Rezension von Bernhard Heinrich
Im vorliegenden Buch wendet sich Kurt Svatek Anekdoten aus dem Bereich der Musik zu. Daneben finden sich aber auch musikgeschichtliche und biographische Abhandlungen. So gibt es längere Texte über den Orchesterklang der Wiener Philharmoniker, über die Ursprünge des Neujahrskonzerts und über das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg nach Amerika emigrierten Komponisten und Interpreten. Der Schwerpunkt des Bandes liegt im Zeitraum vom 19. Jh. bis in die Gegenwart.
Alois Schörghuber
Betreten nur für Unbefugte. Randnotizen
Rezension von Klaus Ebner
Die »Randnotizen« von Alois Schörghuber drehen sich um vermeintlich Alltägliches. Es sind Beobachtungen zahlreicher Begebenheiten, die den Menschen widerfahren könnten oder sich tatsächlich so zugetragen haben, und der Autor versteht es, sie zu satirischen Miniaturen zu verdichten, die in ihrer Intensität ebenso wie in ihrem Humor wohl ihresgleichen suchen.
Elisabeth M. Jursa
Das Leben webt sich
Rezension von Klaus Ebner
Elisabeth M. Jursas Lyrikband Das Leben webt sich spricht von den kleinen Dingen des Lebens, von Beobachtungen in der Natur, im Alltag und im Zwischenmenschlichen. Dementsprechend heißt es in ihrem Gedicht Kosmos so treffend: »die kleinen Dinge wahrnehmen / mit all ihren Facetten / Schönheit Spannung / den Einklang die Täuschung / Unruhe Stille / die Schwere das Leichte // (…)« (S. 48).
Doris Kloimstein
Podium Porträt 129 – Doris Kloimstein
Rezension von Klaus Ebner
Alle Podium-Bände enthalten jeweils ein Porträtbild. Jenes von Doris Kloimstein ist eine Strichzeichnung, ein Selbstporträt mit karikaturhaften Zügen. Ein Hinweis auf den Humor, der vielen Arbeiten der Autorin innewohnt. Zudem bezeichnet sie sich in einem ihrer Gedichte als heute eher zurückgezogen lebend –wohl daher lieber die Zeichnung als ein Foto. Eingebettet in die nachfolgenden Lyrikseiten finden sich noch weitere Zeichnungen.
Ingrid Kloser
Aus Stille geformt
Rezension von Daniela Chana
In der beschaulichen Idylle des Bregenzerwaldes lässt Kloser zwei Eigenbrötler aufeinandertreffen, die auf den ersten Blick scheinbar nur die gemeinsame Leidenschaft für ein traditionelles Handwerk verbindet: die junge Japanerin Akiko, die nach Österreich gereist ist, um hier ihre Fertigkeiten im Töpfern zu perfektionieren, und der deutlich ältere, zurückgezogen lebende Töpfermeister Friedrich, der seine Keramik nach einer fast vergessenen und aufwändigen Methode, nämlich im Holzbrandofen, herstellt.
Maria Lehner
… und dann ins Schwarze Meer. Porträts
Rezension von Sascha Wittmann
Alice Rosenbaum wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in Memmingen auf. Sie erlebt den immer stärker werdenden Antisemitismus. Schließlich wird der Vater verhaftet und ins Konzentrationslager deportiert. Er kommt wieder frei, die Familie gelangt auf verschlungenen Wegen nach Israel. Die Memminger Ach fließt in die Iller, diese in die Donau, die ins Schwarze Meer mündet, welches über Bosporus und Dardanellen mit dem Mittelmeer verbunden ist. So trifft Alice das Gewässer ihrer Kindheit wieder.
Petra Sela
GESTAN, VUAGESTAN UND HEIT. Wien in den Fünfzigern und Sechzigern
Rezension von Armin Baumgartner
Die Dialektdichtung ist ein schwieriges Feld, haftet ihr doch allzu oft der Geruch einer verklärten Nostalgie an. Doch genau hier setzt Petra Sela, die auch als Verlegerin (Edition Doppelpunkt), bildende Künstlerin, Galeristin sowie Kulturmanagerin, kurzum als Universalistin tätig war und ist, mit ihrem neuen Band „gestan, vuagestan und heit“ an. Schon im Vorwort weist sie darauf hin, dass die häufig herbeigesehnte „gute alte Zeit“ längst nicht so rosig war, wie sie oft dargestellt wird.
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Sabine. M. Gruber
Unmöglichkeiten sind die schönsten Möglichkeiten
Rezension von Bernhard Heinrich
Nikolaus Harnoncourt stammte aus adeligen Kreisen, versuchte diesen gesellschaftlichen Hintergrund aber nie zu betonen. Als Dirigent verstand er sich als primus inter pares. Seine Aufgabe sah er darin, ein Werk gemeinsam mit den anderen Mitwirkenden zu erarbeiten. Zu diesem Selbstverständnis gelangte er wohl auch, weil er lange Zeit als Orchestermusiker die „andere Seite“ kennen gelernt hatte. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie ein Orchester denkt und reagiert, wie es den Dirigenten wahrnimmt.
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Mirella Kuchling
Die Engelmacherin von Graz. Erster Grazer Bezirkskrimi
Rezension von Sascha Wittmann
Mirella Kuchling ist ein eindrucksvolles Portrait des Lebens der Menschen in Graz gelungen, die benachteiligt, ohne soziale Sicherheit waren – Dienstboten, Gelegenheitsarbeiter, etc. – um deren Schicksale sich niemand kümmerte, wenn man sie nicht mehr brauchte. Sie schafft es, diese Lebensumstände vor den Augen der Leserinnen und Leser entstehen zu lassen, wobei ihr die jahrelange Beschäftigung mit historischen Kriminalfällen – nicht nur in Österreich – geholfen hat, ein authentisches Bild der gesellschaftlichen Umstände zu erschaffen.
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Gerhard Blaboll
Wenn sich zwei streiten, freuen sich viele Dritte. Geschichten aus dem gelobten Land
Rezension von Bruno Pisek
In einem Kaleidoskop aus Kurzgeschichten ermöglicht Gerhard Blaboll den Leserinnen und Lesern eine Annäherung an die komplexe Vielschichtigkeit der Geschichte des gelobten Landes in einem Heute, in dem die Auseinandersetzungen über die historisch gewachsenen Interessenskonflikte in dieser Region leider in abscheulichste und abstoßendste Brutalität abgeglitten sind.
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Jutta Treiber
Lyrisches Kulinarium. Ein poetisches Hausbuch für Groß und Klein
Rezension von Manfred Chobot
Im Laufe ihres konsequenten Schriftstellerinnen-Lebens bewegte sich Jutta Treiber in mannigfaltigen Bereichen – folgerichtig mäanderte sie auch in ihrer Poesie-Küche zwischen verschiedenen Gedicht-Gerichten. Allmählich sammelten sich dichterische Rezepte, die irgendwann nach einer Ordnung verlangten, sodass sich ein Kulinarium als optimal erwies, nämlich gleichermaßen für große wie für kleine Leserinnen und Leser.
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Hermann Weil
Die Reise durch Italien. Stationen der Erinnerung
Rezension von Christa Prameshuber
Die Reise durch Italien: Stationen der Erinnerung von Hermann Weil ist mehr als nur ein Reisebericht – es ist ein fein verwobenes Mosaik aus Tagebuch, Roadmovie und Abenteuer. Zugleich ist es eine Hommage an seinen Vater, der Italien einst mit dem Motorrad erkundete, und an seine Mutter, die ihm als Kind einen Lavastein vom Ätna mitbrachte.
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Dine Petrik
Verstaubte Götter. Historisches · Zeitnahes
Rezension von Klaus Ebner
Von den Göttern des alten Ägyptens, Mesopotamiens und Indochina ist die Rede; Nildelta und Sumer, Babylon und Angkor Wat. Die alten Götter kommen zur Sprache, solche, die wir landläufig kennen, sowie andere, unbekanntere. Aber neben dem Historischen gibt es das Zeitnahe, die Jetztzeit mit ihren aktuellen Ereignissen, oder besser: den geopolitischen Verworrenheiten.
c. h. huber
das schicksal ein schwarzes krokodil
Rezension von Rudolf Kraus
Die Tiroler Autorin C.H. Huber behandelt in ihrem neuen Gedichtband wie so oft den Alltag und das eigene Leben, die Gegenwart und die Vergangenheit sowie sehr ergreifend im letzten Kapitel „schwarzes krokodil“ den Tod ihrer an Krebs verstorbenen Tochter.
Rudolf Kraus
versvermesssung
Rezension von Erich Schirhuber
Die Texte seines neuen Lyrikbandes hat Rudolf Kraus auf ein stabiles Zahlengerüst aufgebracht: Da gibt es die vertrauten Siebzehnsilber in drei Zeilen, Haikus also, die ja gemäß eines seiner früheren Bücher gut schmecken, aber auch Tankas. In der Folge wird mit den Silben immer mehr gespart, schließlich können auch nur drei oder vier Worte ein Gedicht ausmachen.
Helmuth A. Niederle
Was nun? Liber Turpis. Über Götter, Menschen und Mischwesen
Rezension von Ines Scholz
Texte, in denen man als Leser*in immer wieder auf bereits bekannte Figuren und Motive aus Märchen und der Mythologie trifft, zeichnen Helmuth A. Niederles Werke aus. So ist es nicht überraschend, dass der Autor sich auch in seinem 2023 im Korrektur Verlag erschienen Band »Was nun? Liber Turpis. Über Götter, Menschen und Mischwesen« dieser Thematik widmet.
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Regina Hilber
Am Rande. Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas
Rezension von Klaus Ebner
Der Essayband Am Rande von Regina Hilber erschien im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Im Untertitel heißt es: Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas. Leser*innen finden sich in Italien wieder, ebenso wie in der einst österreichischen und heute ukrainischen Bukowina, in Steyr (AT) und Kassel (DE). Die »Zwischenaufnahmen« sind sehr persönlich gehaltene Essays, die zahlreiche Informationen zu den besuchten Orten, deren Alltag und Kultur enthalten.
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Martin Dragosits
Podium Porträt 131 – Martin Dragosits
Rezension von Maria Lehner
„Wer Lyrik schreibt, ist verrückt. / Schon möglich. / Wir folgen unseren Spuren. / Ihnen auszuweichen ist nicht möglich“. Diese Worte auf dem rückwärtigen Cover von „Porträt 131“ widmet Martin Dragosits dem großen Peter Rühmkorf. Dedikationen sind eine vom Dedikator zum Würdigenden hin ausgelegte Nabelschnur, auf dass man ihm nahe sei. Wer jemandem wie Rühmkorf nahe sein will (von dem gesagt wird, seine Ziele bestünden darin, Aufklärerisch-Politisches mit der Poesie und den Rechten des Individuums zu verbinden), dem will auch ich als Leserin nahekommen.
Edda Noreia
Mond der vergessenen Träume
Rezension von Walther Menhardt
Nimmt man ein Buch zur Hand, das Menschen und deren Leben beschreibt, dann wird man auf zweierlei Weise in fremde Welten versetzt: einerseits in die beschriebene Welt, andererseits aber auch in die Welt der Autorin. Edda Noreia hetzt den Leser von der ersten Zeile an in die Halluzinationen und Verwirrungen eines jungen Mädchens, das schon viel zu viel erlebt hat und keine Richtung weiß, keine Beständigkeit hat.
Regina Hilber
Super Songs Delight
Rezension von Klaus Ebner
Der Ursprung der Lyrik liegt im Gesang; daher bedeutet das lateinische Wort »carmen« sowohl Gedicht als auch Lied. Regina Hilber nennt ihren Lyrikband Super Songs Delight, und das ist Programm. Die Lektüre der Gedichte gleicht einem melodiösen Fortschreiten, denn die freien Rhythmen zwingen uns geradezu ihren musikalischen Duktus auf; häufige Alliterationen unterstreichen diesen Eindruck.
Mario Andrea Rigoni; übersetzt von Franziska und Hans Raimund
Mein Freund Cioran
Rezension von Rudolf Kraus
In diesem Band haben Franziska und Hans Raimund mit ihrer Übersetzung aus dem Italienischen und Französischen versucht, ein sehr persönliches Bild des Philosophen und Schriftstellers Emil M. Cioran zu zeichnen. Aus Schriften und der Korrespondenz von Mario Andrea Rigoni, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Freund Ciorans, ist ein intensives, äußerst menschliches Porträt des Kulturkritikers und Philosophen der dunklen Aspekte der menschlichen Existenz entstanden.
Clemens Ottawa
Kletus
Rezension von Rudolf Kraus
Der Roman „Kletus“ dreht sich um den 39-jährigen Kletus Klieber, Schriftsteller und Autor eines millionenfach verkauften Romans. Aufgrund einer Krebsdiagnose verfasst er seine Memoiren, die in kurzen Kapiteln sehr sprunghaft wirken, jedoch oftmals einen schrägen Humor enthalten.
Erika Kronabitter
Delfine vor Venedig
Rezension von Rudolf Kraus
Die Grundlage dieses Gedichtbandes ist Venedig während der Coronazeit, offenbar ein längerer Aufenthalt von Erika Kronabitter, die eben auch, wie im Titel erwähnt, Delfine vor der Stadt gesichtet hat.
Peter Paul Wiplinger
Wortschutt. Schachteltexte 2024
Rezension von Klaus Ebner
Peter Paul Wiplinger setzt seine Reihe der Schachtel- und Styroportexte mit einem weiteren großformatigen Band mit Prosatexten fort. Diese Texte haben auf auseinandergelegten Schachteln Platz bzw. wurden vom Autor dort bewusst platziert und geschrieben. Wortschutt enthält alle Texte in zwei Varianten: Zuerst finden Leser*innen ein Foto einer aufgetrennten Schachtel mit der originalen Handschrift Wiplingers. Die fotografierten Objekte wurden freigestellt und auf einen dunklen Hintergrund gesetzt, was ihre suggestive Wirkung betont.
Sascha Wittmann
Die letzten Ferien
Rezension von Maria Lehner
Sascha Wittmann ist eine Literatin, die eine Buchhandlung führt, keine schreibende Buchhändlerin. Das macht einen feinen Unterschied: Am Anfang war das Schreiben. Gekonnt eingesetzte Metaphern und fast unmerklich eingewebte, aber wirkungsvolle Muster zeigen, dass die Schriftstellerin schon weit über ihren Schreibanfang hinaus ist.
Georg Markus
Zeitensprünge. Meine Wege in die Vergangenheit
Rezension von Bernhard Heinrich
In seinem neuesten Buch springt Georg Markus mit vielen kurzen Beiträgen von Europa nach Amerika, aus der Zeit der Habsburger in die Zeit der Hollywood-Stars und der jüngsten Vergangenheit. Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Artikeln besteht darin, dass sie keinen Zusammenhang haben. Sie sind alle weitgehend unabhängig, obwohl in lose in Kapitel geordnet, aber jeder Beitrag steht mehr oder weniger für sich selbst und entfaltet seine eigene Geschichte. In bewährter Manier wird das Wesentliche präzise und informativ zusammengefasst. So wird eine Fülle von Themen präsentiert und weitgehend Unbekanntes zur Kenntnis gebracht.
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Sabine M. Gruber
Alles gut, am Ende
Rezension von Dominika Meindl
„Je näher ein Mensch dem Ende zugeht, desto wertloser scheint seine Lebenszeit zu werden.“ Und der Mensch selbst wird wertloser, je mehr er auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Ein großes Rätsel ist unsere Zukunftsblindheit. Wir leben, als hätten wir ewig Zeit. Wir bauen Häuser, als könnten wir uns ewig auf die Kraft unserer Beine verlassen. Wir wählen Parteien, die so tun, als sei das Gendern eine größere Bedrohung als der Pflegenotstand. Wir leben, als lebten wir ewig.
Sabine M. Gruber sieht sich das Ende genau an. Ihr fünfter Roman handelt von einer achtzigjährigen ehemaligen Deutschlehrerin, die nach einem hilfsbereiten Leben selbst immer hilfsbedürftiger wird.
Lev Detela
Črna mačka / Die schwarze Katze / The Black Cat
Rezension von Rudolf Kraus
Herbert Kuhner hat für diesen Band nicht nur das Vorwort geschrieben und die Auswahl getroffen, sondern auch die Gedichte und Kurzprosastücke ins Englische übersetzt. Diese oftmals makabren, auch surrealen Texte weisen neben ihrer poetischen Sprache auch starke Bilder einer unbarmherzigen Welt auf.
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Hannes Vyoral
frühstück wie immer
Rezension von Reinhard Lechner
Hannes Vyorals Gedichte sind im besten Sinne des Wortes entrümpelt, und dies auf allen Ebenen: in ihrer Form, in den Inhalten, im Ton. In einer Hinsicht erfüllen sie das spartanische Programm aber ganz und gar nicht: im Erkenntnisglück, für Herz und für Kopf. Diese Kleinode an Gedichten beschenken uns Leser*innen mit der Klarheit und Bescheidenheit der poetischen Freude an den scheinbar kleinen Dingen im Leben.
Hans Werner Sokop
Wiener Leben – Istrien Erleben
Rezension von Armin Baumgartner
Die Haiku-Dichtung hat etwas von Bonsaizüchtung: Man muss schon viel schnippeln, hegen und pflegen, damit die wahre Pracht und Schönheit des Bäumchens zur Geltung kommt. Der Dante-Alighieri-Spezialist und Wiener Haiku-Dichter Hans Werner Sokop setzte für diese Neuerscheinung seine feinste Gartenschere an und züchtete einen Band voller kleiner literarischer Gewächse.
Markus Grundtner
Der Fall der Fantasie
Rezension von Ewald Baringer
In seinem Romanerstling „Die Dringlichkeit der Dinge“ ist dem Autor und Juristen Markus Grundtner mit einer originellen Liebesgeschichte eine durchaus amüsante Verbindung zwischen Romantik und Recht gelungen. Diesmal dreht Grundtner die Perspektive ins Surreale und legt den Fokus auf eine ewige Gretchenfrage: Recht und/oder Gerechtigkeit. „Der Fall der Fantasie“ – Allein der Romantitel ist schon doppelbödig zu verstehen. Und auch der Protagonist Anatol Altmann, Strafverteidiger und Rollenspieler, verliert in einem wahrlich kafkaesk anmutenden Setting den Boden der Realität unter den Füßen.
Klaus Ebner
Fünfzig
Rezension von Sabine M. Gruber
Ausgerechnet an seinem fünfzigsten Geburtstag (für ihn alles andere als ein Freudentag, denn was ist an der Tatsache, dass man fünfzig wird, schon erfreulich!) ereilen den Ich-Erzähler gleich zwei Unglücksfälle. Erstens hat seine liebe Frau Angritt eine Geburtstagsparty in einem Gasthaus für ihn organisiert. Und zweitens bekommt er wenige Stunden vor dem unliebsamen „Event“ schrecklichen Durchfall.
Gerda Sengstbratl
Afrika – Anläufe Anreisen
Rezension von Gerhard Blaboll
Gerda Sengstbratls Buch Afrika ist eine Sammlung von Eindrücken und Erlebnissen, die die Autorin während ihrer Reisen zwischen 2002 und 2015 in verschiedene Teile des afrikanischen Kontinents gesammelt hat. In zwölf Kapiteln schildert sie ihre Begegnungen mit traditionellen Lebensweisen und gibt einen Einblick in die Vielfalt und Komplexität des afrikanischen Alltags.
Monika Vasik
Knochenblüten
Rezension von Astrid Kohlmeier
In ihrem neuen Gedichtband unternimmt Monika Vasik einen Streifzug durch die Geschichte der Frauenrechte, der mehr als sieben Jahrhunderte und beinahe den gesamten Globus von Europa und Asien über Amerika bis nach Afrika umspannt. Die Autorin zeichnet vielschichtige Portraits von Frauen, die sich nicht mit herrschenden Verhältnissen und ihnen aufoktroyierten Rollen abfinden, die mutig gegen starre Konventionen aufbegehren, für Selbstbestimmung, Gleichheit und Freiheit eintreten und damit den Weg für eine gerechtere Welt bereiten.
Simon Konttas
Ich war ein kleiner Gott
Rezension von Astrid Kohlmeier
Vier ausgewählte Kurzgeschichten sind in Simon Konttas‘ neuester Publikation versammelt, deren tragisch-komische Helden eines gemeinsam haben: Sie alle sind auf ihre ganz eigene Weise Gefangene, ob in rigiden Weltanschauungen, einer unglücklichen Ehe, einer überängstlichen Liebe zum Kind oder im ganz wörtlichen Sinn als Gefängnisinsasse in einer Gummizelle.
Kurt F. Svatek
Jenseits der Säulen des Herakles. Inselwelten
Rezension von Bernhard Heinrich
Wenn man die Säulen des Herakles durchfährt, das sind der Felsen von Gibraltar in Spanien und der Dschebel Musa in Marokko, verlässt man das Mittelmeer und befindet sich im Atlantischen Ozean zwischen Afrika und Amerika. Schon im Atlantik liegend, aber doch noch immer im Einflussgebiet Europas, sind viele Inseln, die als Makaronesien bezeichnet werden.
Gottfried Pixner
Notizen eines Terranauten
Rezension von Johannes Diethart
Es treibt ihn, und er ist immer noch nicht aufzuhalten. Die Rede ist von Gottfried Pixner, dem die Aphorismen einfach, wie es scheint, zufließen aus einer Gedankenwelt, die von Geistesblitzen nur so sprudelt.
Simon Konttas
Stille Stunden
Rezension von Astrid Kohlmeier
In seinem neuen Gedichtband gelingt es Simon Konttas meisterhaft, Vertrautes in Fremdes, Überraschendes, Irritierendes, Widersprüchliches zu verkehren. „Und was leblos, selbstverständlich, hebt auf einmal an zu leben“, wie es im titelgebenden Gedicht heißt. Der Autor ist einer der talentiertesten Lyriker seiner Generation und aufmerksamer Beobachter, der das Besondere, zutiefst Menschliche in alltäglichen Begegnungen kunstvoll freilegt.
Peter Paul Wiplinger
HASLACH – (BE-)DENKEN
Rezension von Armin Baumgartner
„Die Wahrheit eines Ortes liegt in den Fakten, aber auch in den erzählten und verschwiegenen sowie vergessenen und unbekannten Geschichten seiner Bewohnerinnen und Bewohner.“ – Diese Widmung hat Peter Paul Wiplinger seiner eigenen, wahrhaft umfassenden und mit höchstem geschichtsbewusstem Engagement zusammengestellten Chronik – „allen Haslacherinnen und Haslachern der Vergangenheit, Gegenwart und vor allem der Zukunft (…) zur Kenntnis und zum Bedenken“ gewidmet – vorangestellt.
Johannes Wally
Was dazwischen kommt
Rezension von Clemens Ottawa
Es ist ein Mosaik, das der Autor Johannes Wally hier zusammenfügt. Ein Mosaik, das in seiner Gesamtheit ein dunkles Geheimnis birgt. Jedes Leben sei erzählenswert, meint der Autor und so werden in seinem Roman auch dutzende Charaktere eingeführt, die in ihrer Masse auch einem Doderer-Buch hätten entstammen können.
Verena Dolovai
Dorf ohne Franz
Rezension von Astrid Kohlmeier
Virtuos schildert Verena Dolovai in ihrem Debütroman die traditionellen, patriarchalen Strukturen eines Dorfes, die für ihre Protagonistin zum Verhängnis werden. Dolovais klare, nüchterne Sprache zieht den Leser sogleich in den Bann und überrascht mit unerwartet zarten und verletzlichen Zwischentönen, die eine stille Poesie entfalten.
Andrea Heinisch
Henriette lächelt
Rezension von Clemens Ottawa
Henriette lebt zurückgezogen in ihrer Wohnung, wenngleich diese Zurückgezogenheit inmitten der Corona-Pandemie gar niemandem auffällt. Aus Gründen der Beschwerlichkeit verlässt Henriette jedoch auch schon zuvor ihre Wohnung kaum. Einzig ihre Mutter hilft ihr, nicht ganz zu vereinsamen. Henriette hat eine ausgeprägte Essstörung und wiegt fast, auch wenn es ihr wichtig erscheint, dass es eben nur fast ist, 200 Kilogramm.
H. M. Magdalena Tschurlovits
Podium Porträt 128 – H. M. Magdalena Tschurlovits
Rezension von Rudolf Kraus
Magdalena Tschurlovits ist wahrscheinlich einer breiteren Öffentlichkeit als Schriftstellerin und Übersetzerin wenig bekannt, was aber bei weitem nicht so sein sollte. Hier schreibt eine feinfühlige Dichterin, die durch ihren Lebensweg quasi dreisprachig ist, wenn der Waldviertler bzw. Wiener Dialekt als eine Fremdsprache gewertet werden darf.
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Georg Potyka
Frauen im wilden Westen
Rezension von Michael Stradal
Obzwar es im jüngsten Werk des Autors von Verbrechen nur so wimmelt (von gewaltsamer Entführung angefangen, über Drogenhandel, Wirtschaftskriminalität und Geheimprostitution bis hin zum Mord im Bandenmilieu), trägt es kein ‚Kriminalroman‘-Etikett am Umschlag, was durchaus verständlich ist, denn auf dem Back-Cover des Buches ist im Exposé-Stil zu lesen, worum es dieser Geschichte geht und dass alles gut ausgeht. Folglich kann man sich dem Handlungsgeschehen entspannt widmen.
Jude Stéfan
Mit dem Gleichmut eines Schwans, der sich den Hals flöht
Rezension von Angelika Stallhofer
Nicht nur der titelgebende Schwan und dessen Gleichmut treten in Jude Stéfans Gedichtband in Erscheinung, es sind noch eine Zahl anderer Tiere, die darin einen Auftritt erhalten. Und an mancher Stelle verschwimmt dabei die Grenze zwischen Mensch und Tier. So heißt es etwa in dem Gedicht HundMensch: Wie ein verwundeter Hund flieht man sich selbst / drei Tage lang blutend heult man / Entsetzen verbreitend auf seinem Weg berauscht man sich (11).
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Gerald Eschenauer
Aphorismen atmen
Rezension von Rudolf Kraus
„Es endet in Liebe.“ So lautet der letzte Aphorismus des vorliegenden Bändchens einer selten gewordenen Kurzprosaform des Kärntner Schriftstellers, Philosophen und Schauspielers Gerald Eschenauer. Die Synonyme für Aphorismen lauten Sinnspruch, Lebensweisheit oder praktisch selbständige Gedanken zu einem bestimmten Thema.
Beppo Beyerl
Als das Leben noch in Ordnung war
Rezension von Rudolf Kraus
Beppo Beyerl erzählt in „Als das Leben noch in Ordnung war“ in 40 Kapiteln die Geschichte der Familie Petzl auf dem Hütteldorfer Cottage, auf Wienerisch als Koteesch ausgesprochen. Aber nicht nur die Familie Petzl, sondern auch die Hondraks, die Mälzers, die Ferzis und weitere Bewohner der Koteesch werden vom Autor porträtiert. Und zwar in den 1960er Jahren, wo sich Neureiche, Proletarier und Nazis beim Greißler und im Wirtshaus Plachowetz treffen.
Katrin Bernhardt
Dori Dachs ist heute faul
Rezension von Jutta Treiber
Die Faulheit steht ja in unserer hyperaktiven Welt nicht gerade hoch im Kurs und hat wahrlich kein gutes Image. Faulheit wird mit Bequemsein, Arbeitsscheu, Passivität, Trägheit und Untätigkeit assoziiert. Faulheit ist das Gegenteil von Fleiß, Faulheit bedeutet Anstrengungsvermeidung, Unzuverlässigkeit, Mangel an Disziplin oder Willensstärke und fehlende Ambition.
Maria Lehner
Krumme Eiche bis Unteres Feld
Rezension von Christian Teissl
Eine Erzählbrücke – was mag das sein? Ich hatte dieses Wort noch nie gehört, bis ich es auf dem Cover dieses Buches fand, mit dem Maria Dippelreiter nach einer langen Reihe wissenschaftlicher Publikationen, Sammel- und Tagungsbänden zumal, unter ihrem Nom de Plume Maria Lehner im Frühjahr 2023 ihren belletristischen Erstling vorgelegt hat.
Angelika Stallhofer
Stille Kometen
Rezension von Klaus Ebner
Angelika Stallhofer wurde 1983 in Villach geboren, studierte in Wien und Hamburg und ist Absolventin des Instituts für Narrative Kunst Niederösterreich. Sie schreibt Prosa und Lyrik, gewann einen Ö1-Literaturwettbewerb und erhielt mehrere Stipendien. Nach dem bei Kremayr & Scheriau erschienenen Roman Adrian oder: Die unzählbaren Dinge ist der Lyrikband Stille Kometen die zweite Buchpublikation. Die Autorin lebt heute in Wien.
Enrico Morovich
Alltägliche Wunder
Rezension von Christian Teissl
Enrico Morovich: ein Autor, den man hierzulande auch dreißig Jahre nach seinem Tod noch nicht kennt, der in seiner Heimat Italien aber zeitlebens eine fixe Größe auf der Terza pagina der Tageszeitungen war, jener Seite also, die der Literatur abseits aller Aktualität gewidmet ist: der kleinen Prosa, dem Feuilleton, dem Gedicht.
Ingrid Maria Lang
German Fräulein
Rezension von Christian Teissl
Was wissen wir wirklich von unseren Eltern? Ahnen wir etwas von ihren geheimen Sehnsüchten, ihren unverwirklichten Träumen, den Hoffnungen, die sie einmal hegten, den Irrungen und Wirrungen ihrer Jugend, dem ungelebten Leben, das sie vielleicht mit sich herumtragen bis zu ihrem Tod, und den Geheimnissen, die sie vor uns bewahren?
Theodor Kramer
Wir lagen in Wolhynien im Morast …
Rezension von Christian Teissl
Ein Buch gegen den Krieg, nicht irgendeines freilich, sondern eines, das von einem der bedeutendsten österreichischen Lyriker des letzten Jahrhunderts stammt: von Theodor Kramer. Er war erst achtzehn Jahre alt, da kam er als Einjährig-Freiwilliger an die Front des Ersten Weltkriegs. Im Juni 1916 wurde er in der Schlacht von Olyko lebensgefährlich verwundet, kam zur Genesung ins Hinterland und wurde so weit wieder hergestellt, dass er wenige Monate später in einem Kriegsgefangenenlager in den Waldkarpaten Dienst tun musste, bis er buchstäblich mit dem letzten Aufgebot, im September 1918, erneut an die Front versetzt wurde, diesmal nicht nach Osten, sondern nach Süden, nach Italien.
Axel Karner
Popanz
Rezension von Christian Teissl
„Ich bin nur einer von den Epigonen, / die in dem alten Haus der Sprache wohnen“, sagt Karl Kraus in einem seiner bekanntesten Gedichte. Axel Karner könnte so etwas nicht von sich behaupten, denn weder ist er Epigone, sei es einer Richtung oder eines richtunggebenden Meisters, noch ist die Sprache für ihn bewohnbar. Das Haus der Sprache – in dem Kosmos, den sein jüngster Gedichtband aufspannt, ist es längst eingestürzt. Mauerreste stehen herum, Schutthaufen türmen sich dazwischen auf, und der Dichter begibt sich in den Ruinen auf die Suche nach Spuren und Überresten menschlichen Lebens.
Klaus Ebner
Podium Porträt 127 – Klaus Ebner
Rezension von Christian Teissl
Wann immer einer der kleinen, handlichen Bände der Reihe Podium Porträt im Format 10,5 × 14,5 cm erscheint, die am Cover nur Namen und Signatur der Verfasserin oder des Verfassers tragen, doch keinen Titel, so weiß man, dass wieder eine Kollegin oder ein Kollege einen runden Geburtstag begeht. Nicht anders ist es im Falle von Klaus Ebner, der am 8. August 2024 seinen Sechziger feiert und auf eine weite literarische Wegstrecke zurückblicken kann.
Franz Forster
Saga der Unbekannten
Rezension von Doris Kloimstein
Es ist immer ein Wagnis die eigene Familiengeschichte aufzuschreiben, in Romanform zu gießen, wenn man weder adeliger noch berühmter Abstammung ist. Franz Forster hat es gewagt, das Leben seiner Vorfahren und ein Stück weit sein eigenes detailreich niedergeschrieben und sein sozusagen Romandebüt mit achtzig treffend Saga der Unbekannten genannt.
Walther Menhardt
Am ersten Tag des Endes
Rezension von Elisabeth Schawerda
Schon in den ersten Zeilen des Romanes kündigt sich das Schicksal bedrohlich an, und die Zerstörung einer wohlgeordneten, kultivierten, durch Anstand und Bildung geprägten „Welt von gestern“ nimmt unabwendbar ihren Lauf. In feiner, sensibler Beschreibung führt uns der Autor in eine Familie ein, die sich allabendlich im Esszimmer der alten Villa versammelt, wo „grand-mère“ in liebevoller Strenge alte Ideale hütet.
Mechthild Podzeit-Lütjen
darhöhung. elmsfeuer
Rezension von Angelika Stallhofer
Einmal muss schluss sein mit utopien / Denn / Die erfahrung des mangels ist der tiefere / Grund grund für alle anfänge in der literatur / Um eine gegenwirklichkeit zu schaffen, heißt es in Podzeit-Lütjens Gedicht Glaubensbesoffene putzigkeit oder BLAU (46). In diesem Lyrikband führt die Erfahrung des Mangels zur Fülle der Literatur. Auf 225 Seiten wird ein breites Themenspektrum behandelt. Zähne und Dinge bilden den Anfang: Da formen die Zähne ein Wort immer / Gemeinsam mit Zunge und Atem (19).
Elisabeth Escher
Der letzte Akt vom Puppenspiel
Rezension von Martin Stankowski
Der Einstieg erfolgt ganz direkt: Die Ich-Erzählerin Frau Hildegard berichtet in knappen Aussagen über den Stand der Dinge: Sie skizziert ihre Welt, die Welt einer rüstigen 94-Jährigen, zum Anlass des (jeweils zweiwöchigen) Besuchs des Sohns höchst lebensnah, nüchtern und kühl (S. 146), somit selbstbewusst und kritisch zugleich. Diese Art der zu drei Viertel trockenen, zu einem Viertel doch Sentiment-gebundenen Kommentierung wiederholt sich noch ein paar Mal im Lauf der Erzählung.
Johanna Dürnecker
Feuerfalter
Rezension von Walther Menhardt
Johanna Dürnecker schreibt Prosa, aber in Gedichten. Gedichte lassen die Gedanken des Lesers locker wandern und fließen. Der Text kommt manchmal in kanonischer Syntax, manchmal in Brocken, die ohne Hauptwort oder Verb zünden. Alles, was mit einem Punkt endet, ist eine Mitteilung oder die Übertragung eines Gefühls, die Gefangennahme in einer Stimmung.
Gerhard Blaboll
69 Stunden ins Paradies
Rezension von Bruno Pisek
Der Roman erzählt entlang der Hauptfigur von einem Aufbruch und einer Reise, von Erwartungen, ihren Korrekturen durch die Realität, und von Veränderungen sicher geglaubter Sichtweisen. Jeremias Freimuth, Außendienstmitarbeiter einer Firma, ein erfahrener Berufsreisender, vor allem vertraut mit afrikanischen Ländern, findet sich durch die ungewollte vorzeitige Beendigung seiner Arbeitsbeziehung in einer, wenn auch wirtschaftlich nicht bedrohlichen, aber unangenehmen Situation wieder, der er entkommen will.
Hilde und Richard Langthaler
Brutpflege
Rezension von Judith Gruber-Rizy
Hilde Langthaler (1939–2019) schrieb nie einen „großen Roman“, ihre Ausdrucksform war zeit ihres Lebens der kurze Text. In einem Interview mit Susanne Ayoub für das „Podium Porträt“ zu ihrem 80. Geburtstag, den sie allerdings nicht mehr erleben konnte, sagte sie dazu: „Meist ist es die kurze Form. Ich habe nicht genug Zeit für einen Roman. Ich will ehrlich sein, vielleicht fällt mir auch nichts Langes ein. Natürlich hat es auch mit der Familie und dem Beruf zu tun. Wenn man immer unterbrochen wird, wählt man die kurze Form. Das liegt mir.“
Irene Diwiak
Sag Alex, er soll nicht auf mich warten
Rezension von Alexander Peer
Es ist ein Wagnis, die Geschichte einer gutdokumentierten und historisch ausführlich analysierten, gegen das NS-Regime kämpfenden Widerstandsgruppe in literarischen Stoff zu verwandeln. Die in Graz geborene Irene Diwiak erklärt in ihrem Nachwort, warum sie sich der „Weißen Rose“ angenommen hat. Sie bekennt unter anderem, dass Widerstandsgeschichten Geschichten der Hoffnung sind. Genau diesen Geist vermittelt dieses ausgesprochen genau recherchierte Buch, das sich als Fact-in-Fiction-Komposition verstehen lässt.
Helga Schicktanz
per Bus und Bahn mit Buch …
Rezension von Martin Stankowski
Der Untertitel wäre noch zu ergänzen mit: Lesereisen zu Schulkindern; und/oder: im Wesentlichen in den Jahren 1982 bis 1985; und/oder: mit wenigen Ausnahmen in die österreichische Provinz im erweiterten Weichbild des Wiener Raums (mit den seltenen Ausnahmen Linz, Graz, Salzburg); und/oder: als Kommunikation mit dem etwa gleichaltrigen Grafiker Peter Stöger, also ebenfalls anfangs der vierzig. Diese zusätzlichen Angaben tragen eine Besprechung des Buchs ebenso wie die eigene und zeitweise ebenso eigenwillige Sprache. Es ist deshalb richtig, die Autorin häufig selbst sprechen zu lassen …
Etela Farkasová
Beflügelt
Rezension von Sascha Wittmann
Eine Frau sucht nach einem Verlust Orte auf, die sie gemeinsam mit dem Verstorbenen gerne besucht hat. Langsam nur enthüllt Etela Farkasová, dass es sich dabei um einen Hund, einen Spaniel, handelte, dessen Tod die ohnehin psychisch labile Protagonistin vollkommen aus der Bahn zu werfen droht, zumal der Hund offenbar von einem Nachbarn vergiftet wurde, sich noch dazu ihre einzige Freundin von ihr abwendet und vollends dem Alkohol verfällt. Die Protagonistin vereinsamt immer mehr, kann auch ihrer Arbeit als Illustratorin kaum noch nachgehen. Schließlich schafft sie es, sich bei einer Psychiaterin Hilfe zu holen.
Gregor Auenhammer und Gerhard Trumler
Die Brunnen Wiens
Rezension von Bernhard Heinrich
Brunnen dienen in erster Linie der Wasserversorgung, können aber auch Kunstwerke sein. Sie regen offenbar besonders und immer wieder dazu an, verziert zu werden. Davon gibt es in dem Buch „Die Brunnen Wiens“ zahlreiche Beispiele. Verschiedenste Brunnen werden auf großen und kleinen, schwarz-weißen und farbigen Fotos dem Leser präsentiert, aber auch sehr alte Brunnen, die nicht mehr existieren, in alten Stichen. Die Wasserversorgung war für jeden kleinen Ort ein wichtiges Problem, um so mehr für eine Stadt von der Bedeutung Wiens, und das schon zur Römerzeit.
Dietmar Grieser
Es muss was Wunderbares sein …
Rezension von Christian Teissl
Es ist das Los von Sachbuchautorinnen und Sachbuchautoren, dass an ihnen nur die Stoffe interessieren, die sie bearbeiten, nur die Themen, die sie behandeln. Nach ihrer Sprache, nach Stil und Tonlage, die sie wählen, nach der Art und Weise, wie sie Sätze bauen und aus Sätzen einen Text errichten, wird bei ihnen kaum je gefragt; mit welchen Mitteln sie Spannung erzeugen und Neugierde wecken, was sie aussparen und was sie betonen, wo sie sich zurücknehmen und wo sie forcieren, findet nur wenig Beachtung. Wie sehr es aber gerade auch hier, abseits der sogenannten Belletristik, abseits des autonomen sprachlichen Kunstwerks, auf solche Dinge ankommt, zeigt das Beispiel unseres Ehrenmitglieds Dietmar Grieser.