Rezension
Markus Grundtner
Die Dringlichkeit der Dinge
Roman
Edition Keiper, Graz 2022, 254 Seiten
ISBN 978 -3-903322-55-4
Ein Mann und eine Frau treffen einander vor einem „offenen Bücherschrank“ in Wien. Sie sind von einander fasziniert. Beide haben genaue Pläne für die Zukunft, die sich in einem Punkt treffen: Kinder. Mathias hat gerade sein Jus-Studium abgeschlossen, sich in einer renommierten Anwaltskanzlei als Konzipient beworben. Klaudia ist vor dreizehn Jahren nach dem Tod ihrer Mutter und einer gescheiterten Beziehung aus Triest nach Wien gezogen. Sie wollte als Lehrerin für Italienisch und Latein arbeiten. Nach der Enttäuschung, dass es nur zur Freizeitbetreuerin an einer Volksschule gereicht hat und ihr neuer Partner sie ohne Angabe von Gründen verlassen hat, ist sie auf dem Weg zurück in ihre Heimatstadt. Können diese beiden sehr verschiedenen Menschen nicht nur zusammenfinden, sondern auch eine dauerhafte Beziehung miteinander haben? Sie schließen jedenfalls einen Glücksvertrag, der sogar eine Probezeit beinhaltet. Ob dieser Vertrag erfüllt wird, sei hier nicht verraten. Mathias lernt jedenfalls, dass er seine To do-Listen auch einmal neu ordnen muss, flexibler werden. Klaudia macht die Erfahrung, dass sie nicht immer im Mittelpunkt stehen kann.
In seinem Debut-Roman schildert Markus Grundtner eine außergewöhnliche Beziehung. Die Sprache ist klar und schnörkellos, kein schiefes Bild, keine falsche Metapher schmälern das Lesevergnügen. Sein Wissen als Jurist setzt er so ein, dass es niemals aufgesetzt wirkt, ebenso die Kenntnisse über die Städte Wien und Triest, so dass nie ein „Regional-Roman“ entsteht, aber alle Ortsangaben stimmig sind. Und Markus Grundtner schreibt die realistischsten und unpeinlichsten Sexszenen. Eine nicht zu unterschätzende Leistung.
Sascha Wittmann